
Dürre in Somalia Kein Essen, kein Wasser, keine Medizin
In Somalia fliehen Hunderttausende vor der verheerenden Dürre. Mancherorts hat es jahrelang nicht geregnet. Selbst in den Flüchtlingscamps herrscht Not - inzwischen auch wegen des Ukraine-Kriegs.
Ein Trauerzug hat sich aufgemacht im Flüchtlingscamp. In der Mitte ein Mann, der einen zusammengerollten Teppich in blau und orange trägt. Von der Seite lässt sich erkennen, dass darin ein kleiner Mensch liegt.
Die Gruppe stoppt an einem frisch in der trockenen Erde ausgehobenen Loch. Hier wird Ubah beerdigt. Sie wurde vier Jahre alt.
Zwei Kinder habe sie schon verloren, einen Jungen und ein Mädchen, sagt ihre Mutter Juhara Ali der Deutschen Welle. Gestorben seien sie an derselben Krankheit: "Wir haben keine Medizin für sie bekommen. Sie haben sehr gelitten, aber wir konnten ihnen nicht helfen."
Vergebliche Flucht
Die Kinder hatten eine angeborene Krankheit. Aber sie hatten vor allem nichts zu essen und keine Chance auf Behandlung. In der Hoffnung, wenigstens Ubah retten zu können, war die Mutter vor einigen Tagen aus ihrem Heimatdorf geflohen - fünf Tage zu Fuß mit den Kindern auf dem Rücken. In ihrem Dorf hatte sie alles verloren, ihre Rinder und Ziegen, all ihr Vieh sei gestorben.
Mit ihrem zweijährigen Sohn lebt sie jetzt in einem Zelt aus Planen und Stöcken. Der Kleine ist gesund, aber auch massiv unterernährt. Am Tag haben sie höchstens eine Mahlzeit, sagt Juhara Ali, die hochschwanger ist.
Verzweifeltes Warten auf Regen
Mehr als 4000 Familien sind in den vergangenen Monaten in dem Lager untergekommen. Sie alle flohen vor der verheerenden Dürre in Somalia. Seit zwei Jahren hat es hier nicht mehr richtig geregnet.
Der Minister für humanitäre Hilfe in der Region, Abdirahman Abdi Ahmed, verzweifelt an der Situation. "Die Menschen sterben an Hunger", sagt er. "In den Camps können sie kaum versorgt werden. Es gibt dort kein Essen, kein Wasser, keine Medikamente."

Die Suche nach Wasser kann lange Wege und mühsame Fußmärsche bedeuten. Bild: AP
Hunderttausende von Hilfen abhängig
Nach Zahlen der Vereinten Nationen wurden inzwischen etwa 700.000 Menschen in Somalia vertrieben. Sehr viel mehr sind auf Nahrungsmittelhilfen angewiesen.
Auch Faduma Abdullahi ist vor einigen Tagen mit ihren Kindern in dem Lager angekommen. Zuvor hätten sie sich über Wochen nur von ein bisschen Reis ernährt, erzählt sie.
Früher habe sie sich um ihr Vieh gekümmert, die Familie habe Fleisch zu essen gehabt und Einkommen, wenn sie Jungtiere verkauft habe. Jetzt, sagt sie, "sind wir von anderen abhängig".

Die Schulen haben wegen der Dürre geschlossen - so muss dieser Junge die Tiere der Familie hüten. Die große Sorge: dass die Esel wegen der Dürre verenden. Bild: AP
Hilfsorganisationen mit Geldproblemen
Zum Beispiel von Hilfslieferungen durch das Welternährungsprogramm. Doch weil wegen des Ukraine-Kriegs die Preise gestiegen sind, reicht das Budget noch weniger als vorher, sagt der Landesdirektor der Organisation, El-Khidir Daloum.
Außerdem gebe es weniger Hilfsbereitschaft für Somalia, weil alles sich auf die Unterstützung der Ukraine konzentriere. Somalia sei eben "nicht auf dem Radar", stellt er fest. "Das ist unfair. Wir haben tiefes Mitgefühl mit den Leuten in der Ukraine, die haben das nicht verdient. Aber die Menschen hier haben das auch nicht verdient."
Viele Hilfsorganisationen schätzen die Lage inzwischen als bedrohlicher ein als im Jahr 2011. Damals starben in Somalia etwa eine Viertelmillion Menschen an Hunger, weil die internationale Gemeinschaft viel zu spät reagierte.