Eine Imkerin zeigt die Produktion von Honig an einem Bienenstock.

Präparat in USA zugelassen Wie gut wirkt die Bienen-Impfung?

Stand: 16.01.2023 17:10 Uhr

In den USA ist erstmals ein Präparat für Bienen zugelassen worden, das die Faulbrut-Krankheit verhindern soll. Doch wie wirksam ist das Serum? Und was bedeutet das für Imker?

Erstmals ist in den USA ein Immun-Präparat für Bienen zugelassen worden. Es solle Honigbienen gegen die weltweit auftretende bakterielle Krankheit Amerikanische Faulbrut (AFB) schützen, die die Brut der Bienen befallen und töten kann, teilte der Hersteller Dalan Animal Health mit. Laut dem Unternehmen handelt es sich um den weltweit ersten zugelassenen Impfstoff für Bienen. Verabreicht wird er mit dem Futtersaft für die Tiere.

Das US-Landwirtschaftsministerium erklärte: "Wir hoffen, dass die Verfügbarkeit dieses Produkts bei der Vorbeugung und/oder der Behandlung der Krankheit Amerikanische Faulbrut bei Honigbienen hilft angesichts deren zentraler Rolle bei der amerikanischen Landwirtschaft in Hinblick auf Bestäubung."

Was ist die Amerikanische Faulbrut?

Die bakterielle Erkrankung ist laut Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der ganzen Welt verbreitet und befällt ausschließlich die Larven von Honigbienen. Diese werden von dem Erreger in der Brutzelle zersetzt. Dabei bilden sich zahlreiche weitere Sporen, die den gesamten Bienenstock befallen können. Die Krankheit ist meldepflichtig, weil die Erreger "ausgesprochen widerstandsfähig und langlebig" sind. Im vergangenen Jahr registrierte das FLI in Deutschland 72 Ausbrüche der Amerikanischen Faulbrut (AFB).

Für die betroffenen Imker ist ein Befall oft eine kleine Katastrophe: Um befallene Stöcke werde üblicherweise ein Bannkreis von etwa zwei Kilometern oder mehr gezogen, erklärt Kirsten Traynor von der Landesanstalt für Bienenkunde an der Uni Hohenheim. "Wenn ein Bienenstock befallen ist, muss der Imker aktiv werden und es beim entsprechenden Veterinäramt melden. Oft muss dann ein befallenes Volk abgetötet und die Inhalte danach verbrannt werden."

Wie funktioniert das Präparat?

Der Impfstoff enthält abgetötete Erreger des Bakteriums Paenibacillus larvae. Die Königin soll das Vakzin über das Futter aufnehmen. Über ein bestimmtes Protein wird dann ein Teil des Bakteriums an die Eier geklebt, wodurch die aus diesen Eiern schlüpfenden Larven besser in der Lage sind, mit den Sporen des Bakteriums umzugehen. Laut einer Studie erkranken in der Folge zwischen 30 und 50 Prozent weniger Larven an AFB.

Eigentlich kein schlechter Wert. Doch Experten wie Elke Genersch vom Länderinstitut für Bienenkunde Hohen Neuendorf warnen vor Euphorie: "Denn im Umkehrschluss erkranken weiterhin 50 bis 70 Prozent der Larven. Und das Problem dabei: Es reicht eine tote Larve, und dann geht's richtig los." Sprich: Wenn die Krankheit einmal im Bienenstock ist, ist dieser kaum noch zu retten. Außerdem gilt die Tierseuche AFB als ausgebrochen, wenn in einem Volk erkrankte Larven gefunden werden. Da macht es keinen Unterschied, ob ohne Behandlung noch mehr Larven hätten gefunden werden können.

Fadenziehende Masse wird von einer Bienenwabe mit einem Stab hochgezogen.

Wenn eine Brutzelle von Faulbrut betroffen ist, werden die Larven zu einer zähen Masse zersetzt. Diese wiederum enthält Milliarden weiterer Bakterien-Sporen.

Dazu kommt: Das Präparat hat in den USA nur eine bedingte, keine generelle Zulassung bekommen. Es wird nur an bestimmte Imker ausgegeben und nicht frei verkäuflich sein. Nun muss sich erst noch zeigen, wie das Mittel in freier Wildbahn funktioniert. "Die Phase-II-Studie im Feld fehlt noch, und das ist die eigentliche Bewährungsprobe", so Genersch.

Auch das FLI erklärt gegenüber tagesschau.de: "Wir gehen davon aus, dass die Zulassung in den USA vor allem für die Möglichkeit, derartige Feldversuche durchführen zu können, erfolgt ist." Dennoch lobt Genersch die Forschungsleistung: Wie genau die Weitergabe an die Larven funktioniere und welche Proteine daran beteiligt seien, das sei eine wichtige Erkenntnis.

Wie funktioniert das Immunsystem von Bienen?

Mit den Insekten gemeinsam haben wir das angeborene Immunsystem; aber den Insekten fehlt das adaptive Immunsystem, das wir Menschen zusätzlich haben und das die Basis von Impfungen ist. "Ich würde daher auch nicht von einer Impfung sprechen", sagt Genersch. "Denn wirbellose Tiere haben kein Immunsystem mit Gedächtnisfunktion wie wir. Ich würde deshalb von 'Transgenerational Immune Priming' oder einer generationenübergreifenden Immunvorbereitung sprechen." Denn eine Besonderheit ist, dass das Bakterium nur Larven gefährlich wird - erwachsene Bienen erkranken ohnehin nicht.

Was bedeutet das für die Imker?

Da es sich um eine bakterielle Infektion handelt, lässt sich die Krankheit mit Antibiotika unter Kontrolle halten. Doch in Deutschland und in Europa ist ein solcher Einsatz anders als in den USA verboten, da dann auch Antibiotika in den Honig übergehen. Das FLI hofft, dass sich beide Maßnahmen - vorbeugendes Präparat und Antibiotika - irgendwann ergänzen könnten. "Wäre eine effizient funktionierende Impfung gegen die AFB möglich, könnte dies die Anwendung von Antibiotika weltweit reduzieren. Bislang sehen wir aber keine Daten, die auf eine effizient funktionierende Impfung hoffen lassen."

Für deutsche Imker bedeutet die Zulassung aus den USA also vorerst keine große Hoffnung: Da das Präparat Infektionsketten nicht vollständig unterbindet, bleibt die Gefahr weiterhin bestehen. Zudem ist nicht abzusehen, ob und wann das Mittel in Europa zugelassen wird. Expertin Genersch sieht noch eine andere Gefahr: Ist die Zahl infizierter Brutzellen geringer, könnten Ausbrüche der AFB übersehen oder verschleppt werden. Imker müssten deshalb weiterhin vor allem auf Früherkennung setzen, um infizierte Stöcke rechtzeitig behandeln zu können.