Zwei Wespen in einem Apfel
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Bloß keine Panik Wissenswertes über Wespen

Stand: 08.09.2023 17:59 Uhr

Spätsommer ist Wespenzeit. Was tun, wenn die Insekten um einen herumschwirren und - vor allem - was nicht? Hat die Wespe dann gestochen, kann es gefährlich werden. Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Bernd Großheim, tagesschau.de

Welche Wespenarten interessieren sich für unser Essen?

Lästig sind vor allem zwei Wespenarten: die Gemeine Wespe und die Deutsche Wespe. Sie werden von Lebensmitteln angelockt, und sie werden aggressiv, wenn man sie vertreiben will, denn sie fühlen sich bedroht, was manchmal mit einem Stich endet. Ihre Völker leben bis weit in den Oktober hinein. Die meisten anderen Wespenarten sind vollkommen harmlos.

Was kann man tun, um Wespen fernzuhalten?

Lebensmittel und Getränke am besten abdecken, damit der Geruch die Wespen nicht anlockt. Lebensmittelreste wegräumen. Eher weiße Kleidung tragen als bunte. Lieber kein Parfüm benutzen. Wasser aus Sprühflaschen kann gegen Wespen helfen.

Wenn Wespen in der Nähe sind, was sollte man nicht tun?

Vermeiden sollte man hektische Bewegungen. Man sollte nicht nach den Wespen schlagen. Das bringt sie in den Verteidigungsmodus, ebenso wie das Anpusten. Die Forschung meint, dass der erhöhte CO2-Gehalt der ausgeatmeten Luft einen Alarm bei den Wespen auslöst.

Wespennest

Ein Wespennest darf nur von Fachpersonal entfernt werden und auch nur, wenn es eine Gefahr für Menschen darstellt.

Darf ich ein Wespennest entfernen, weil es mich stört?

Nein, Wespennester dürfen nur von Fachpersonal wie Schädlingsbekämpfern entfernt werden und auch nur, wenn die Tiere eine Gefahr darstellen. Wespen stehen unter Naturschutz. Wer trotzdem ein Nest zerstört, muss mit einem Bußgeld rechnen. Das kann zwischen 5.000 und 50.000 Euro liegen.

Wozu sind Wespen nützlich?

Zur Nahrung von Wespen gehören andere Insekten wie Mücken, Fliegen und Bremsen. Hätten wir weniger Wespen, wären mehr andere Plagegeister da. Wespen ernähren sich außerdem von Nektar und Pollen, sie sind also auch wichtig als Bestäuber von Pflanzen.

Wie entsteht eine Insektengiftallergie?

Man weiß nach wie vor nicht im Detail, wie die Allergie entsteht. Der Mensch müsse eine Sensibilisierung gegenüber dem Allergen - dem Wespen- oder Bienengift - entwickeln, sagt Allergologin Bettina Wedi von der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH). Vermutlich habe es damit zu tun, wie häufig jemand gestochen wird. Unklar ist, ob Infekte oder etwa Stress auch noch eine Rolle spielen. Eine Insektengiftallergie kann jeder Mensch bekommen, egal in welchem Alter.

Nach dem Erstkontakt, also dem ersten Stich, entwickelt man spezifische Antikörper gegen das Wespengift. Diese Antikörper hat man im Blut, sie sitzen auch auf Zellen auf der Haut. Antikörper entwickeln 30 Prozent der Gestochenen. Das heißt aber nicht, dass alle eine Allergie entwickeln. Doch bei manchen, die noch mal gestochen werden, reagieren die Antikörper, indem Botenstoffe ausgeschüttet werden, die dann die Symptome bilden.

Zum Beispiel bekommt man stark juckenden Hautausschlag. Man kann eine Schwellung bekommen, auch als Fernschwellung, also, wenn man in den Fuß gestochen wird, schwillt das Gesicht an. Außerdem kann man eine Anaphylaxie bekommen, eine Schockwirkung, bei der der Kreislauf abfällt, der Blutdruck runtergeht, die Herzfrequenz steigt. Möglicherweise wird man sogar bewusstlos oder man bekommt keine Luft mehr. In der Regel treten die Reaktionen in der ersten halben Stunde nach dem Stich auf.

Wie viele Menschen sind gegen Wespen- oder Bienenstiche allergisch?

Nach jüngsten Schätzungen haben in Deutschland etwa fünf Prozent der Bevölkerung eine Insektenstich-Anaphylaxie. Ein Viertel der Stichreaktionen bei den Allergikern verläuft schwer. Auf Platz 1 im deutschen Anaphylaxie-Register stehen Insektenstiche. Generell, sagen Forscherinnen und Forscher, wird jeder zweite Mensch einmal im Leben von einer Biene, Wespe oder Hornisse gestochen. Das hängt natürlich auch von erhöhten Risiken ab.

Als Bäckereifachverkäuferin hat man häufiger mit Wespen zu tun, auch Dachdecker und natürlich Imker werden öfter von Insekten gestochen als andere. Pro Jahr sterben in Deutschland nach offiziellen Zahlen zwischen 15 und 30 Menschen an Bienen- oder Wespenstichen. Die Dunkelziffer liegt vermutlich höher.

Ein Adrenalin-Autoinjektor liegt auf einem Tisch.

Ein Adrenalin-Autoinjektor gehört zum Notfallset bei einer Insektenstich-Allergie

Was ist für eine allergische Person im Alltag ratsam?

Ärzte verschreiben Notfallsets. Sie bestehen aus einem Antihistaminikum, in Tablettenform oder flüssig und einem Cortisonpräparat. Außerdem gehört ein Adrenalin-Autoinjektor dazu. Bei einer schweren Reaktion benutzt man den zuerst. Wichtig ist es, das Notfallset immer bei sich zu haben. Liegt das Set im Auto und man ist unterwegs, verliert man möglicherweise wichtige Zeit, denn eine Reaktion kann schon nach Minuten starten und bedrohlich sein.

Was kann man tun, wenn man gestochen wird?

Das Wichtigste ist, Ruhe zu bewahren. Sollte der Stachel mitsamt Giftsack noch in der Haut stecken, kann man versuchen, ihn zu entfernen, allerdings nicht mit Auslutschen, sondern mit einem Hilfsmittel, so Allergologin Wedi von der MHH. Eine wichtige Maßnahme ist Kühlen mit kalten Umschlägen oder Kühlpacks. Allergiker sollten dann ihr Notfallset benutzen. Der Wirkeffekt von lokalen Cremes ist relativ umstritten, ebenso der einer aufgeschnittenen Zwiebel.

Was kann allergischen Menschen sonst noch helfen?

Allergologinnen und Allergologen empfehlen als erfolgreichste Behandlungsmethode die sogenannte Hyposensibilisierung. Zwar verschwindet die Allergie nicht, sie bleibt, aber die Behandlung kann dazu führen, dass ein allergischer Mensch nicht mehr auf einen erneuten Kontakt mit dem Insektengift reagiert.

Eine Deutsche Wespe im Flug.

Fünf Prozent der Bevölkerung ist gegen Insektenstiche allergisch.

Wie funktioniert eine Hyposensibilisierung?

Die Behandlung wird stationär eingeleitet. Patienten sind eine oder zwei Nächte in einer Klinik und bekommen das Gift in aufsteigender Dosierung verabreicht. Dazu werden Spritzen mit dem betreffenden Gift unter die Haut injiiziert. Die Patienten werden überwacht, ob eine Reaktion auftritt. Dadurch, dass man in kurzen Abständen das Gift in immer höherer Dosierung verabreicht, ist die Patientin oder der Patient bereits nach diesem Klinikaufenthalt tolerant, das heißt, es ist ein Schutz aufgebaut. Den muss man aber erhalten. Dazu muss man in Intervallen immer wieder behandelt werden - über drei bis fünf Jahre in der Regel im Abstand von vier Wochen. Die Spritzen kann man sich nicht selbst injizieren, dazu muss man zum Arzt oder zur Ärztin.

Hat die Zahl der Fälle von Insektengiftallergien in den vergangenen Jahren zugenommen?

Darauf gibt es - anders als bei Pollenallergien - keine Hinweise. 

Sind Hornissenstiche gefährlicher als Wespenstiche?

Bei der reinen Giftwirkung gibt es Hinweise, dass man viele Stiche - auch von Hornissen - überleben kann. Wenn man aber allergisch ist, kann ein Stich - egal ob von Hornisse, Biene oder Wespe - zu heftigen Reaktionen führen und in sehr seltenen Fällen sogar tödlich sein.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete ARD alpha am 26. Juni 2023 in "Die Nordreportage".