Rote Feuerameisen

Invasive Art aus Südamerika Erstmals Rote Feuerameise in Europa nachgewiesen

Stand: 12.09.2023 17:26 Uhr

Sie richtet massive Schäden an und kann Ernten zerstören: Erstmals wurde in Europa die Rote Feuerameise entdeckt. Auf Sizilien fanden Forscher Dutzende Nester. Die Wissenschaftler befürchten eine rasante Ausbreitung auch in anderen Regionen.

Sie ist nur wenige Millimeter groß, extrem aggressiv und gilt als eine der schlimmsten invasiven Arten: die Rote Feuerameise. Nun haben Wissenschaftler 88 Nester auf Sizilien entdeckt. Es ist der erste Nachweis in Europa, wie ein Forschungsteam im Fachjournal "Current Biology" berichtet. "Wir wussten, dass dieser Tag kommen wird", sagte der Hauptautor Mattia Menchetti vom spanischen Institut für Entwicklungsbiologie.

Befürchtet wird, dass sich die invasive Spezies begünstigt durch den Klimawandel rasch auch in anderen europäischen Ländern ausbreiten könnte. Zunächst seien insbesondere Städte im Mittelmeerraum und Städte mit großen Häfen wie Amsterdam oder London in Gefahr, erläuterte das Forschungsteam.

"Eine der schlimmsten invasiven Arten"

Ursprünglich aus Südamerika stammend, wurden Rote Feuerameisen (Solenopsis invicta) zunächst in den USA eingeschleppt. Die kleinen, aber sehr aggressiven und eine Vielzahl anderer Insekten vertilgenden Tiere verbreiteten sich dort ab etwa den 1930er-Jahren rasant. Rote Feuereameisen fallen über andere Insekten her und auch über andere Ameisenarten. In mehreren US-Regionen wurden die Bestände heimischer Ameisen bereits drastisch reduziert. Zudem kommt es zu hohen Ernteschäden - etwa bei Obstplantagen.

Im Zuge von weltweitem Handel und Tourismus gelangte die Feuerameise später auch in viele andere Länder wie Japan, China, Australien und Neuseeland. "S. invicta ist eine der schlimmsten invasiven Arten", sagte Menchetti. "Sie kann sich erschreckend schnell ausbreiten."

Rote Feuerameisen krabbeln über den Boden

In den USA sorgt die Rote Feuerameise seit den 1930er-Jahren für Probleme. Die Art breitet sich rasant aus.

Schmerzhafte Pusteln beim Menschen nach Attacke

Wörtlich übersetzt bedeutet der wissenschaftliche Name Solenopsis invicta "die unbesiegte Feuerameise". Bei einem Angriff beißen die Tiere zunächst und spritzen dann Sekret aus ihrem Giftstachel in die Wunde - oft mehrmals direkt hintereinander. Das Sekret enthält Substanzen, die eine brennende Hautreaktion hervorrufen. Die Attacken sind auch für Menschen sehr schmerzhaft und verursachen juckende rote Pusteln. Für Allergiker kann im Extremfall sogar Lebensgefahr bestehen.

Die Wissenschaftler wiesen nahe der sizilianischen Stadt Syrakus auf einer fünf Hektar großen Fläche 88 Nester mit teils mehreren tausend Ameisen nach. Anwohner hätten von Beißattacken seit mindestens 2019 berichtet. Wie genau die Art nach Sizilien gelangte, ist bislang unklar - nach Genanalysen wahrscheinlich über Routen aus den USA oder China. Vermutet wird eine Reise über Handelsschiffe und Windströme.

Nur Neuseeland gelang bislang die Ausrottung

Der Studie zufolge waren einzelne Rote Feuerameisen auf dem europäischen Kontinent zuvor schon auf Importprodukten etwa in Spanien, Finnland und den Niederlanden gefunden worden. Eine Population in freier Natur gab es nach bisherigem Wissen aber noch nie.

Das einzige Land, das die Rote Feuerameise mit einem mehrjährigen Programm wieder ausrotten konnte, ist den Angaben nach Neuseeland. Die Wissenschaftler empfehlen, sich an dem Inselstaat im Pazifik ein Beispiel zu nehmen. "Wir brauchen ein koordiniertes Vorgehen, und zwar jetzt", betonte Menchetti.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk Nova am 12. September 2023 um 09:57 Uhr in den Nachrichten.