Die Bundesgartenschau in Mannheim

Halbzeit bei Gartenschau Geht das Klimakonzept der BUGA auf?

Stand: 21.07.2023 15:55 Uhr

Seit April findet in Mannheim die Bundesgartenschau statt. Als groß angelegtes Klimaschutzkonzept soll sie einem Hitzekollaps der Stadt entgegenwirken. Zur Halbzeit können jetzt erste Erfolge verzeichnet werden.

Von Von Nadine Gode und Thomas Miltner, SWR

Wie ein Schachbrett reihen sich hohe Gebäude im Innenstadtkern Mannheims aneinander. Um zusätzliche vier bis sechs Grad heizen sich die einzelnen Quadrate der Stadt auf. Inzwischen gehört Mannheim deswegen bereits zu den heißesten Städten in Deutschland.

Dem soll die Bundesgartenschau nun entgegenwirken. Seit April findet sie mit einem klaren Ziel statt: Sie will die nachhaltigste BUGA aller Zeiten werden. Denn auch über das 178 Tage dauernde Großevent hinaus, soll sie das Leben in Mannheim positiv beeinflussen. Kern dieses Vorhabens: das neu gestaltete Spinelli-Gelände. 

Von der Kaserne zum Erholungsgebiet

Jahrzehnte lang prägten Beton, Blech und Steine das Bild des ehemaligen amerikanischen Kasernengeländes. Jetzt bilden besonders die weiten Grünflächen und klimaresistenten Pflanzen ein völlig neues Landschaftsbild. Hierfür wurden mehr als 62 Hektar Fläche entsiegelt und neu gestaltet. Große Teile des Geländes sollen auch im Anschluss an die BUGA als Naherholungsgebiet erhalten bleiben.

Screenshots Buga

Für die BUGA wurden riesige Flächen entsiegelt. Bäume wurden kaum gepflanzt, damit Winde aus der Umgebung die Stadt kühlen können.

Drei bis vier Grad kühler

Der Klimatologe und Geograph Achim Burst sieht in der Bundesgartenschau eine einzigartige Chance für seine Stadt - und kann schon jetzt von spürbaren Erfolgen berichten: "Bevor Kasernenareale aufgebrochen wurden, war es in den Nachtstunden noch um drei bis vier Grad Celsius wärmer als heute. Und das ist natürlich schon ein enorm großer Wert."

Grund dafür ist der sogenannte grüne Korridor. Auf dem ehemaligen Kasernengelände sorgt er für frischen Wind und bringt damit auch Abkühlung in die Innenstadt. Das Prinzip dahinter sind Flurwinde: "Diese entwickeln sich aus dem Zusammenspiel von Kalt- und Warmluft. Das heißt, in der Innenstadt steigt die Warmluft auf und saugt in den Nachtstunden dann die kühle Frischluft aus dem Umland an", erklärt der Experte. Doch dafür muss die Bundesgartenschau ohne große Bäume und Gebäude auskommen. Nur so kann der Wind ungehindert strömen.

Screenshots Buga

Nur wenige Bäume sind auf der Gartenschau zu sehen.

BUGA als Baumschule

Ganz auf Bäume muss die Bundesgartenschau in Mannheim aber nicht verzichten. Denn in diesem Jahr fungiert sie mit als Baumschule. Damit die Frischluftschneise bleibt, wurden 2023 junge Bäume temporär in Baumquartieren auf einem Experimentierfeld gepflanzt oder in Pflanzkübeln auf dem Gelände verteilt.

Im Sinne der Nachhaltigkeit sollen diese Bäume im Anschluss an die Gartenschau als Stadtgrün im Mannheimer Stadtgebiet verteilt werden. "Mit dem Projekt '2023 Zukunftsbäume für das Klima in Mannheim' liefern wir einen tatkräftigen Beitrag zum Klimaschutz in der Stadt", heißt es vom Veranstalter.

Mannheim als Vorbild

Täglich kommen Delegationen aus anderen Städten nach Mannheim, um zu lernen: "Wir haben auch schon spezielle Veranstaltungen zu verschiedenen Themen gehabt: Wie gehen wir mit Flächen um? Wie entsiegeln wir? Was bedeutet Klima ökologisch gesehen und für den Städtebau?", berichtet der Geschäftsführer der BUGA 23 Michael Schnellbach.

Mannheim soll zeigen, wie man es richtig macht. Um das Thema Klima und Nachhaltigkeit zu vermitteln, feiert auch die Klima Arena mit der Ausstellung "Stadt der Zukunft" Premiere auf der Bundesgartenschau.

Mit Klima Arena zu mehr Nachhaltigkeit
Die Klima Arena ist eine interaktive Ausstellung, in der Besucherinnen und Besucher in das Jahr 2100 reisen. "Bei uns kann man sich auf dem riesigen Globus anschauen, wie die Temperaturen auf der Welt in 150 Jahren angestiegen sind", erklärt Bernd Welz in der KlimaZeit. Als außerschulischer Lernort soll hier das Verständnis für ein nachhaltiges Leben vermittelt werden. Sie wird von der Klimastiftung für Bürger getragen, die 2014 von der Dietmar Hopp Stiftung GmbH gegründet wurde.

"Wir sind ja alle in einer großen Transformation: als Gesellschaft, als Einzelner, als Wirtschaft. Und da braucht es schon ein gutes Verständnis. Was ist der Klimawandel? Was bedeutet denn auch Nachhaltigkeit im Leben im Alltag? Das wollen wir zeigen und auch den Menschen eine Gelegenheit geben, sich auszutauschen, zu unterhalten und verstehen die Ausstellung deshalb als eine Einladung zum Gespräch", beschreibt Welz.

Ein ungewöhnliches Bild

Unter dem Motto "mit besten Aussichten" zeichnet die BUGA in diesem Jahr für viele Besucherinnen und Besucher ein ungewöhnliches Bild. Der Klimawandel steht sichtbar im Vordergrund, bewusst ohne weite Blumenteppiche.

Birgit Jänicke vom NABU Ortsverband Edingen-Neckarhausen führt Besucherinnen und Besuchern über das Gelände und leistet dabei wichtige Aufklärungsarbeit: "Es ist ungewöhnlich, dass eine BUGA mit so wenigen Prachtblüten auskommt, aber die Leute verstehen: Hey, wir müssen was tun. Wir sind im Wandel. Die Welt ist anders geworden. Die Welt ist heiß geworden. Wir müssen Lebensräume bieten und bilden."

Halbzeitbilanz

Das Konzept scheint anzukommen, zeigen Besucherumfragen der BUGA zur Halbzeit. So reisten knapp die Hälfte der über eine Millionen Gäste mit dem öffentlichen Nahverkehr an. Viele waren neugierig, das ehemalige Militärgelände zu besuchen, und auch das Interesse an Nachhaltigkeit gehört zu den meistgenannten Besuchergründen.

Mit 765.000 bislang verkauften Karten rechnet der Veranstalter damit, die Investitionen von rund 60 Millionen Euro bis zum Ende der BUGA im Oktober erwirtschaften zu können. Spätestens dann wird sich auch zeigen, wie sehr sich diese Investition für das Mannheimer Klima gelohnt hat.