
Ostafrika Wo der Klimawandel längst Realität ist
In Ostafrika ist der Klimawandel schon heute zu spüren: Überschwemmungen wechseln sich ab mit extremen Dürren. Hilfsorganisationen warnen: Bald werden Millionen Menschen Hilfe brauchen - oder flüchten.
Die "Fourteen Falls", Wasserfälle in Kenia, sind eigentlich ein Ausflugziel. Doch durch die langen und heftigen Regenfälle in den vergangenen Wochen hat sich der Fluss Athi in einen reißenden, braunen Strom verwandelt.
Ein junger Fischer strandete auf einer kleinen Landmasse, mitten im tosenden Gewässer, abgeschnitten vom Ufer. In seinem Fall gab es ein Happy End: Ein Polizei-Hubschrauber rettete ihn aus Luft. Bei anderen kam dagegen jede Hilfe zu spät: In Kenia sind mindestens 120 Menschen durch die jüngsten Überflutungen gestorben.
In Dschibuti, einem kleinen Land am Horn von Afrika, ist Ende November innerhalb eines Tages so viel Regen gefallen wie sonst in zwei Jahren. Dort gab es etwa 250.000 Flutopfer. Auch in Uganda haben lange, kräftige Regenfälle an verschiedenen Orten große Zerstörungen angerichtet.
Gefahr von Krankheitsepidemien
Im Nordwesten der Demokratischen Republik Kongo stehen ganze Landstriche hüfthoch unter Wasser. Viele Häuser, Schulen, Geschäfte und Kirchen wurden durch die Wassermassen völlig zerstört. Durch Fäkalien im Wasser können sich Infektionskrankheiten ausbreiten.
Regionalministerin Marie Therésa Thontwa Bete sagt, die Behörden befürchteten eine Epidemie.

Eine der Folgen starker Regenfälle: Nach einem Erdrutsch Ende November nahe der Universität Kinshasa in der Demokratischen Republik Kongo suchen Menschen nach Überlebenden. Bild: REUTERS
Mehr Überflutungen, aber auch mehr Dürren
Das sind keine außergewöhnlichen Wetterphänomene, sondern Folgen des Klimawandels, sagt Kira Vinke, Ostafrika-Expertin am Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. "Es ist eben so, dass die Luft wärmer wird. Und wärmere Luft kann eben mehr Feuchtigkeit, mehr Regen halten. Das heißt, dass die Extremniederschläge zunehmen werden", erklärt sie. "Und das stimmt für Ostafrika auch überein mit den Klimaprojektionen."
Nicht nur die Niederschläge, auch andere klimatische Extreme nehmen zu. Das bedeutet mehr massive Überflutungen, aber auch mehr langanhaltende Dürren.
Hungersnot durch anhaltende Dürren
Zu sehen ist das bereits jetzt in Teilen von Kenia, Somalia und Äthiopien. Vor allem in bestimmten Regionen Äthiopiens verdursten ganze Vieherden, Menschen hungern und sind immer mehr auf internationale Unterstützung angewiesen.
Die Hilfsorganisation Oxfam geht davon aus, dass die wiederkehrenden Dürren in Äthiopien eine Folge des Klimawandels sind.

Äthiopische Migranten werden von einem Schleuser in Dschibuti an der Küste entlanggeführt. Bild: AP
UN warnen vor neuen Flüchtlingsströmen
Extreme Wetterereignisse verschärfen die Situation in den afrikanischen Ländern, in denen es sowieso schon Krisen gibt, warnt die UN-Flüchtlingshilfe. Schreitet der Klimawandel voran, könnte es in Zukunft in Afrika noch deutlich mehr Flüchtlinge geben, die in Nachbarländer oder nach Europa flüchten.
In einigen afrikanischen Ländern gibt es bereits Projekte, die dem Klimawandel entgegenwirken sollen. Zum Beispiel ein großes Aufforstungsprogramm in Äthiopien, bei dem insgesamt vier Milliarden Bäume gepflanzt werden sollen.
Viel wichtiger für ein besseres Klima in Afrika und in der Welt ist aber, dass die Hauptverursacher für den Klimawandel ihr Verhalten ändern, meint Klimaexpertin Kira Vinke: "Wir - in den Industrieländern - müssen unsere Emissionen senken."