
Halle-Attentäter Polizistin wegen Briefen an Stephan B. suspendiert
In Sachsen-Anhalt ist eine Polizistin beurlaubt worden, die eine Brieffreundschaft mit dem Rechtsterroristen Stephan B. geführt haben soll. In der Zelle des Halle-Attentäters sollen mehrere Schreiben entdeckt worden sein.
Eine Polizeikommissarin aus Sachsen-Anhalt soll nach Recherchen von WDR, NDR und "Süddeutscher Zeitung" aufgrund einer Brieffreundschaft mit dem Halle-Attentäter Stephan B. vom Dienst suspendiert worden sein. Die Beamtin, die bei der Polizei Bitterfeld tätig ist, soll mehr als zehn Briefe an den Rechtsterroristen geschrieben haben. Der war im Dezember 2020 wegen zweifachen Mordes und versuchten Mordes in zahlreichen weiteren Fällen zu lebenslanger Haft mit anschließender Sicherungsverwahrung verurteilt worden.
Kollegin fiel bereits im Sommer auf
Die Briefe der Polizistin sollen bei einer Durchsuchung der Zelle von Stephan B. entdeckt worden sein. Darin soll die Beamtin teilweise Sympathien für den Antisemiten geäußert haben. Stephan B. hatte am 9. Oktober 2019, dem jüdischen Feiertag Jom Kippur, die Synagoge von Halle mit selbstgebauten Waffen und Sprengsätzen angegriffen.
Die wuchtige Tür des Gebäudes verhinderte allerdings, dass B. eindringen konnte. Stattdessen erschoss er eine Passantin und einen jungen Mann in einem nahegelegenen Döner-Imbiss, bevor er von der Polizei gestoppt werden konnte.
Aufgefallen sein soll die Beamtin im Frühsommer allerdings, da sie sich gegenüber Kolleginnen und Kollegen in seltsamer Weise über Stephan B. geäußert haben soll. Sie soll Sympathien für den Täter zum Ausdruck gebracht und dessen Tat relativiert haben. Daraufhin seien die Vorgesetzten informiert worden, die wiederum die Polizistin zur Rede gestellt haben sollen, heißt es aus Sicherheitskreisen in Sachsen-Anhalt.
Weitere Personen werden überprüft
Für ihre Brieffreundschaft mit dem Attentäter soll die Polizeikommissarin einen falschen Namen und eine falsche Adresse angegeben haben. Deshalb sei bei der Postkontrolle in der Justizvollzugsanstalt, in der Stephan B. einsitzt, nicht sofort klar gewesen, dass es sich um eine Polizistin handelt. Der Rechtsterrorist soll Briefe von mehreren Personen erhalten haben, die nun ebenfalls überprüft werden. Das Innenministerium Sachsen-Anhalt wollte sich auf Anfrage nicht zu dem Sachverhalt äußern.