
EU-Forschungsprojekt Rotmilan nicht durch Windkraft gefährdet
Die Windkraft in Deutschland muss ausgebaut werden, um die Klimaziele zu erreichen. Neue Bauprojekte scheitern auch am Rotmilan, denn Windräder gelten als Gefahr für den Greifvogel. Ein EU-Forschungsprojekt widerlegt die Annahme.
Die häufig als Grund für Klagen gegen den Bau von Windkraftanlagen vorgebrachte vermeintliche Gefährdung des Rotmilan besteht nach dem Zwischenergebnis eines EU-Forschungsprojekts nicht. An einem Windrad zu sterben, sei für den Greifvogel "ein äußerst seltenes Ereignis, wirklich extrem selten", sagte der für die Studie verantwortliche Forscher Rainer Raab dem ZDF-Magazin "Frontal".
Raab sammelt seit zwei Jahren für die EU-Kommission Daten über den Rotmilan. Sein Team stattete die Vögel hierzu mit GPS-Sendern aus, um dann im Todesfall die Ursache festzustellen. Rund 700 tote Rotmilane hätten die Forscher aufgespürt und untersucht. "Die häufigste menschengemachte Todesursache ist Gift", sagte Raab. Etwa wenn Rotmilane tote Ratten oder Mäuse fressen, die an Giftködern verendet sind.
Verkehr, Abschuss und Stromschläge als Todesursachen
Als zweithäufigste Todesursache folge der Straßenverkehr. Die Tiere kämen "auf irgendeiner Autobahn oder Schnellstraße" zu Tode, sagte Raab. Weitere Gründe seien der Abschuss der Vögel und Stromschläge durch Stromleitungen.
"Als nächstes kommt was wirklich Skurriles", sagte Raab weiter, "dass sie von Zügen erfasst werden." Und seltener noch als durch Züge würden Rotmilane durch Windräder sterben: "unter ferner liefen", so der Wissenschaftler.
Der Rotmilan kommt in Deutschland besonders häufig vor; regelmäßig wird seine Gefährdung als Argument gegen den Neu- oder Ausbau von Windkraftanlagen genutzt. Dieser Gefährdung widerspricht Raab. "Die Regel ist, dass sich die Rotmilane 1000 Stunden im Windpark bewegen können, ohne dagegen zu fliegen."
Wildtier-Stiftung kritisiert Windkraftausbau
Zuletzt hatte die Deutsche Wildtier Stiftung den geplanten Ausbau der Windenergie kritisiert. Die Ziele von Klimaschutzminister Robert Habeck würden zu Kollisionen mit dem Artenschutz führen, hatte die Stiftung mitgeteilt. "In Deutschland fallen jedes Jahr rund 250.000 Fledermäuse und Tausende Greifvögel den Windenergieanlagen zum Opfer", sagte der Vorstandsvorsitzende der Stiftung, Klaus Hackländer, der sich auf eine Studie aus 2021 berief.
Zu den besonders gefährdeten Arten zählten demnach der Große Abendsegler - eine Fledermausart - und Greifvögel wie eben der Rotmilan sowie Schrei-, See- und Steinadler. Klimaschutz und Artenschutz dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.
Die Stiftung forderte unter anderem, keine Windräder in Wäldern, an Waldrändern oder in Naturschutzgebieten zu bauen. Vor dem Bau der Anlagen sollten die Betreiber sicherstellen, dass Naturschutzziele der Windenergienutzung nicht entgegenstünden. Für Windkraftanlagen dürfe es keine Ausnahmegenehmigung vom Bundesnaturschutzgesetz geben.