Elvis Presley

Leadgesang leiser geworden "Shout it out"?

Stand: 25.04.2023 17:54 Uhr

Die Gesangsstimme in der Unterhaltungsmusik ist, verglichen mit den Songs vor etwa 70 Jahren, messbar leiser geworden. Es gibt jedoch starke Unterschiede je nach musikalischem Genre.

Während Elvis Presley 1966 in "Shout it out" noch deutlich lauter zu hören war, ist in den vergangenen Jahrzehnten die Hauptgesangsstimme in Songs deutlich leiser geworden. Das ist das Ergebnis einer Studie von Forschern der Universität Oldenburg, die im Fachblatt "JASA Express Letters" veröffentlicht wurde. Die Analyse von mehr als 700 Songs ergab dabei unerwartete Unterschiede zwischen verschiedenen Musikgenres.

Billboard Charts als Quelle

Für ihre Studie berücksichtigten Kai Siedenburg, Leiter der Forschungsgruppe "Musikwahrnehmung und -verarbeitung", und Karsten Gerdes zunächst die vier höchstplatzierten Songs in den Jahresendlisten der US-amerikanischen "Billboard Hot 100 Charts" von 1946 bis 2020. "Aufgrund ihrer Vielfalt gelten die Billboard Charts als unabhängig und repräsentativ", erklärt Gerdes diese Wahl.

Die so entstandene Datenbank aus 300 Songs wurde analysiert. Mit Hilfe einer Software wurde der Gesang aus dem Klanggemisch der einzelnen Aufnahmen herausgetrennt. Im nächsten Schritt bestimmten die Wissenschaftler das Pegelverhältnis von Gesangsstimme zu Begleitung, das LAR ("lead vocal to accompaniment ratio"), das in Dezibel gemessen wird. Die Analyse zeigt: War der Gesang 1946 noch fünf Dezibel lauter als die Begleitinstrumente, so betrug der Unterschied 1975 nur etwa ein Dezibel. Nach 1975 sei das LAR dann konstant geblieben.

Fortschritte in Aufnahme- und Musiktechnik

Die Autoren führen dies auf die Fortschritte in Aufnahme- und Musiktechnik zurück. "Parallel zur Pegelreduktion bis 1975 fanden viele technische Entwicklungen statt", sagt Siedenburg. "So wurde nicht nur die Mehrspuraufnahme, sondern beispielsweise auch die E-Gitarre in die populäre Musik eingeführt."

Einen besonders wichtigen Faktor stelle das stereophone Abmischen dar, bei dem Klangquellen einen räumlichen Platz bekämen und so deutlich unterscheidbarer würden. "Weil die anderen Instrumente räumlich verteilt sind, kann die Leadstimme leiser gemacht werden und ist trotzdem noch hörbar", so Siedenburg.

Metal-Gesang ist im Verhältnis am leisesten

Ein Blick auf verschiedene musikalische Genres ergab indes klare Unterschiede. So untersuchten die Wissenschaftler mehr als 400 weitere Songs aus den Genres Country, Rap, Rock, Pop und Metal, die zwischen 1990 und 2020 für den Musikpreis "Grammy" nominiert waren.

Dabei war der Leadgesang im Vergleich zum Rest der Band im Country am lautesten, gefolgt von Rap und Pop. Bei Rock war das Verhältnis nahezu ausgeglichen, während im Metal die Begleitung in den meisten Fällen lauter war als der Hauptgesang.

"Wir haben beobachtet, dass die Gitarren im Metal in den Lautstärke-Verhältnissen ein Stück weit die Rolle des Gesangs übernehmen", führt Siedenburg dazu aus. Wer seinen eigenen Gesang also gerne gut hören will, sollte nicht unbedingt Metal-Frontmann werden.