Ein britischer Kampfpanzer des Typs Challenger 2 fährt bei einer Übung durch das Gelände

Zusage der Regierung Briten liefern der Ukraine Kampfpanzer

Stand: 14.01.2023 17:47 Uhr

Die britische Regierung stellt der Ukraine Kampfpanzer des Typs "Challenger 2" zur Verfügung - wie viele, ist noch nicht klar. Der Schritt erhöht in der Frage von Panzerlieferungen den Druck auf Deutschland.

Großbritannien verstärkt die Unterstützung der Ukraine. Nach einem Gespräch zwischen dem britischen Premierminister Rishi Sunak und dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj teilte die Regierung in London mit, dass sie der Ukraine Kampfpanzer der Typs "Challenger 2" und "zusätzliche Artilleriesystemen" zur Verfügung stellen werde.

Wann und wie viele Panzer geliefert werden sollen, wurde in der Mitteilung nicht erwähnt. Nach BBC-Informationen soll es zunächst um etwa zwölf Panzer westlicher Bauart gehen. Andere britischen Medien meldeten ohne Angabe von Quellen, dass zunächst vier "Challenger 2" des britischen Heeres sofort nach Osteuropa geschickt werden sollten und weitere acht in Kürze folgen werden.

Großbritanniens Premier Rishi Sunak

Der britische Premier Sunak kündigte eine stärkere Unterstützung der Ukraine an.

Bisher hatte die Ukraine nur Kampfpanzer sowjetischer Produktion aus den Beständen osteuropäischer NATO-Länder erhalten. Polen und Tschechien hatten Panzer vom Typ T-72 an die Ukraine geliefert. Die britischen "Challenger 2" sind die ersten Kampfpanzer westlicher Bauart, die an die Ukraine gehen sollen. Lediglich Großbritannien und der Oman - letzterer in sehr geringer Stückzahl - setzen dieses Modell ein. Die britische Armee verfügt nach eigenen Angaben über etwa 230 "Challenger 2". Möglicherweise sind weitere Kampfpanzer eingelagert oder die Herstellerunternehmen verfügen noch über Reserveeinheiten.

Vor einem Einsatz müssten ukrainische Soldaten für den Kampfpanzer ausgebildet werden. Dazu kommen der Aufbau von Logistik- und Instandsetzungskapazitäten. Dass dies nur von Großbritannien geleistet werden kann, ist dabei ein Nachteil. Auch für den "Leopard 2" müssten ukrainische Soldaten trainiert werden - allerdings könnten viele NATO-Staaten Kampfpanzer, Ersatzteile und Munition zur Verfügung stellen. Auch Ausbilder und Instandsetzungspersonal könnten aus mehreren Ländern kommen.

Selenskyj bedankt sich für "richtiges Signal"

Über Twitter bedankte sich Selenskyj nach der Ankündigung bei Sunak "für die Entscheidungen, die uns nicht nur auf dem Schlachtfeld stärken werden, sondern die auch das richtige Signal an andere Partner senden". Denn diese Entscheidung Großbritanniens erhöht den Druck auf Deutschland, seinerseits "Leopard-2"-Kampfpanzer an die Regierung in Kiew zu liefern.

Die Ukraine fordert dieses seit langem. Denn die "Leopard-2"-Panzer sind russischen Panzern technisch überlegen. Die Bundesregierung lehnte die Lieferungen bisher aber mit dem Argument ab, dass andere Verbündete auch keine modernen Kampfpanzer an die Ukraine abgegeben hätten. Hinter der Zurückhaltung bei der Lieferung schwerer Waffen steht auch immer die Befürchtung, die NATO könne in den Krieg in der Ukraine hineingezogen werden.

Polen hatte am Mittwoch seine Bereitschaft erklärt, der Ukraine im Rahmen einer internationalen Koalition 14 "Leopard-2"-Kampfpanzer bereitzustellen. Dafür wäre allerdings eine Genehmigung vom Herstellerland Deutschland nötig. Polens Regierungschef Mateusz Morawiecki kündigte an, dass er im Rahmen seines Besuchs in Berlin Anfang der kommenden Woche auch Gespräche über die Lieferung von "Leopard-2"-Kampfpanzern an die Ukraine führen werden - und zwar mit Vertretern mehrerer Parteien.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Angriffe auf Kiew

Wenige Stunden vor der Ankündigung aus London erschütterte eine Reihe von Explosionen die ukrainische Hauptstadt Kiew. Kurz darauf ertönte angesichts eines offenkundigen russischen Raketenangriffs Luftalarm. Im Visier seien Einrichtungen der kritischen Infrastruktur, erklärte der Vizechef des ukrainischen Präsidialbüros, Kyrylo Tymoschenko, auf Telegram. Die Militärverwaltung teilte mit, ein nicht näher genanntes Infrastrukturziel in der Stadt sei getroffen worden. Rettungsdienste seien im Einsatz.

Bürgermeister Vitali Klitschko sagte, im Bezirk Dniprowskyj seien Explosionen zu hören gewesen. Raketenteile seien auf ein Gebiet im Bezirk Holosijwskyj gefallen. Meldungen über Opfer gab es zunächst nicht. Ob mehrere Einrichtungen in Kiew angegriffen wurden oder nur die, von der ein Einschlag gemeldet wurde, war zunächst offen. Russische Angriffe auf die ukrainische Hauptstadt gab es zuletzt in der Neujahrsnacht.

Gabi Biesinger, Gabi Biesinger, ARD London, 14.01.2023 15:34 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 14. Januar 2023 um 14:30 Uhr.