Die ukrainische Luftabwehr fängt eine Drohne in Kiew ab.
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Krieg gegen die Ukraine ++ Neue US-Militärhilfe für die Ukraine ++

Stand: 25.09.2023 13:35 Uhr

Die USA haben angekündigt, die Ukraine mit weiteren Militärgütern beliefern zu wollen. Teil des Pakets seien Waffen im Wert von 175 Millionen Dollar. Im NATO-Land Rumänien sind offenbar Teile einer russischen Drohne gefunden worden. Alle Entwicklungen im Liveblog.

06.09.2023 • 23:30 Uhr

Ende des Liveblogs

Für heute beenden wir den Liveblog - vielen Dank für Ihr Interesse!

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock hat den russischen Beschuss eines Marktplatzes in der Ostukraine mit mindestens 17 Toten als Angriff "auf die Menschlichkeit" verurteilt. "Der brutale Angriff auf unschuldige Menschen, die friedlich auf einem Markt einkaufen, verdeutlicht: Dieser Angriff ist ein Angriff auf das Völkerrecht, auf die Menschlichkeit", erklärte Baerbock im vormals Twitter genannten Onlinedienst X.

"Wir stehen an der Seite der Ukraine." Bei dem Bombardement am Mittwoch im Zentrum der Stadt Kostjantyniwka wurden nach ukrainischen Angaben 17 Menschen getötet und 32 weitere verletzt. Die Stadt mit rund 70.000 Einwohnern liegt nahe der Kriegsfront in der Industrieregion Donezk. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj warf Russland einen vorsätzlichen Angriff auf Zivilisten vor.

Die USA stellen der Ukraine zur Abwehr des russischen Angriffskriegs weitere Militärhilfen bereit. Das US-Verteidigungsministerium in Washington teilte parallel zum Besuch von US-Außenminister Antony Blinken in Kiew mit, das neue Paket enthalte unter anderem Waffen im Wert von rund 175 Millionen Dollar.

Zur Verfügung gestellt würden neben Ausrüstung zur Unterstützung der ukrainischen Luftverteidigung, auch Munition für die Mehrfachraketenwerfer vom Typ "Himars" und Artilleriemunition. Die Vereinigten Staaten gelten als wichtigster Verbündeter der Ukraine im Abwehrkampf gegen die russische Invasion.

Nach Angaben des Pentagons haben die USA seit dem Kriegsbeginn Ende Februar 2022 militärische Hilfe im Umfang von rund 40 Milliarden Euro für Kiew bereitgestellt oder zugesagt.

Die EU hat die jüngsten russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung in der Ukraine und die zivile Infrastruktur scharf verurteilt. Zudem fordere sie Russland auf, seine unmenschliche und illegale Aggression unverzüglich einzustellen, sagte ein Sprecher des EU-Außenbeauftragten Josep Borrell in Brüssel. "Vorsätzliche Angriffe auf Zivilisten sind Kriegsverbrechen. Alle Befehlshaber, Täter und Komplizen dieser Gräueltaten werden zur Rechenschaft gezogen werden."

Anmerkung der Redaktion vom 25.09.: Laut eines aktuellen Berichts der US-Zeitung "New York Times" gibt es Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine russische Rakete gehandelt habe. Demnach könnte in Kostjantyniwka auch eine fehlgeleitete ukrainische Rakete eingeschlagen sein.

Die Ukraine hat die entschiedene Ablehnung einer Verlängerung der Importbeschränkungen in Nachbarstaaten für Getreide bekräftigt. Das erklärte der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj in einer Video-Botschaft für den Gipfel der Drei-Meere-Initiative in Bukarest.

Der Initiative gehören 13 mittel- und osteuropäische Staaten an. Polen, Bulgarien, Ungarn, Rumänien und die Slowakei streben eine Verlängerung des am 15. September endenden EU-Embargos für ukrainisches Getreide an.

Bei seinem Besuch in der Ukraine hat US-Außenminister Antony Blinken seinen Kollegen Dmytro Kuleba in der Hauptstadt Kiew zu Gesprächen getroffen. "Wir haben gute Fortschritte bei der Gegenoffensive gesehen", hob Blinken einer Mitteilung zufolge bei der Begrüßung hervor.

Ziel seiner Reise sei es, sicherzustellen, dass Kiew alles Notwendige für die laufende Offensive habe. "Auf lange Sicht" sei das Ziel, die Abschreckungs- und Verteidigungskapazitäten der Ukraine zu stärken. Ein erneuter russischer Überfall wie vor über 18 Monaten solle so verhindert werden.

Kuleba betonte im Gegenzug die guten Beziehungen zum Hauptverbündeten. Gemeinsam ehrten die Minister gefallene ukrainische Soldaten auf einem Militärfriedhof am Stadtrand von Kiew.

Bei russischem Beschuss eines Marktplatzes in der ostukrainischen Stadt Kostjantyniwka ist die Zahl der Verletzten auf 28 gestiegen. Das teilte Innenminister Ihor Klymenko mit. Es gibt demnach 16 Tote. Es wird befürchtet, dass die Zahl der Todesopfer noch steigen würde.

Reporter der Nachrichtenagentur AP sahen abgedeckte Leichen auf dem Boden liegen, Einsatzkräfte löschten das Feuer, das laut Minister Klymenko etwa 30 Stände des Marktes beschädigte. Verkohlte Autowracks standen in der Nähe.

Anmerkung der Redaktion vom 25.09.: Laut eines aktuellen Berichts der US-Zeitung "New York Times" gibt es Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine russische Rakete gehandelt habe. Demnach könnte in Kostjantyniwka auch eine fehlgeleitete ukrainische Rakete eingeschlagen sein.

Das Gericht der EU hat eine Sanktionsentscheidung der Europäischen Union gegen den russischen Geschäftsmann Aleksandr Schulgin teilweise gekippt. Die EU kann dagegen aber noch vorgehen. Solange bleibe die Sanktion in Kraft, erklärte das Gericht in Luxemburg.

Die EU hatte die Strafmaßnahmen gegen Schulgin damit begründet, dass er Geschäftsführer einer russischen Plattform für Elektrohandel sei. Damit sei er in Bereichen tätig, die Russland als wichtige Einnahmenquelle dienten. Er habe im Februar 2022 an einem Treffen von Oligarchen mit Präsident Wladimir Putin teilgenommen, was beweise, dass er politische Maßnahmen unterstütze, die die territoriale Souveränität der Ukraine bedrohten.

Schulgin focht die Sanktionen vor dem Gericht der EU an. Die Richter gaben ihm teilweise Recht. Der Rat der Europäischen Union habe nicht belegen können, warum Schulgin auch nach seinem Rückzug von der Geschäftsführung weiterhin als einflussreicher Geschäftsmann einzustufen sei.

Die Ukraine werde die nächsten Verteidigungsstellungen durchbrechen, meint Militärexperte Nico Lange. Doch ob sie dann strategisch Gebiet einnehmen und die russische Versorgung durchtrennen kann, hänge von den verbliebenen Reserven ab.

Deutschland hat der Ukraine das Flugabwehrsystem Iris-T SLM geliefert, was sich dort als hochwirksam erweist. Das System könnte auch zum Rückgrat einer europäischen Flugabwehr werden - und wird aktuell an der Ostsee getestet.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj verurteilt den Angriff auf die ostukrainische Stadt Kostjantyniwka. Die Zahl der Opfer könne noch steigen, erklärt Selenskyj. Bei dem Angriff seien ein Markt, Geschäfte und eine Apotheke getroffen worden. "Dieser russische Teufel muss so schnell wie möglich besiegt werden."

Anmerkung der Redaktion vom 25.09.: Laut eines aktuellen Berichts der US-Zeitung "New York Times" gibt es Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine russische Rakete gehandelt habe. Demnach könnte in Kostjantyniwka auch eine fehlgeleitete ukrainische Rakete eingeschlagen sein.

06.09.2023 • 14:51 Uhr

Offenbar 16 Tote in der Ostukraine

Bei einem russischen Angriff auf die Stadt Kostjantyniwka im Osten der Ukraine sind nach ukrainischen Angaben mindestens 16 Menschen ums Leben gekommen. Der Berater von Präsident Wolodymyr Selenskyj, Mychajlo Podoljak, nennt keinen weiteren Details. In lokalen Medien ist von einem Raketenangriff die Rede.

Ministerpräsident Denys Schmyhal zufolge ist unter den Toten ein Kind. Mindestens 20 Menschen seien verletzt worden. Kostjantyniwka hat etwa 70.000 Einwohner und liegt nahe der Kriegsfront in der ostukrainischen Industrieregion Donezk.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete zum Stand am 6. September 2023.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Anmerkung der Redaktion vom 25.09.: Laut eines aktuellen Berichts der US-Zeitung "New York Times" gibt es Zweifel daran, dass es sich tatsächlich um eine russische Rakete gehandelt habe. Demnach könnte in Kostjantyniwka auch eine fehlgeleitete ukrainische Rakete eingeschlagen sein.

Papst Franziskus hat sich nach mehr als anderthalb Jahren Krieg in der Ukraine besorgt über die Zukunft der betroffenen Kinder geäußert. Bei einem Treffen mit Kirchenvertretern aus der Ukraine im Vatikan bezeichnete der Pontifex den Krieg, den Russland im Februar vergangenen Jahres gegen das Nachbarland begonnen hat, als "Werk des Teufels". Die Kinder dort hätten "das Lächeln vergessen". "Das ist eine der Früchte des Kriegs: den Kindern das Lächeln zu nehmen."

Das Oberhaupt der katholischen Kirche äußerte sich bei einer Begegnung mit Vertretern der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine. Diese ist Teil der katholischen Weltkirche. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks UNICEF kamen durch den Krieg auch Hunderte Kinder ums Leben. Viele sind auf der Flucht, viele können nicht zur Schule.

06.09.2023 • 14:22 Uhr

Rumänien untersucht Trümmer

Rumäniens Armee untersucht Teile, die möglicherweise von einer Drohne stammen könnten und nach Angriffen Russlands auf ukrainische Donau-Häfen auf rumänischem Territorium entdeckt worden sind. Das erklärte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Bukarest.

Zuvor hatte Verteidigungsminister Angel Tilvar den Fund der Teile in der Nähe des Dorfs Plaur am Chilia-Arm der Donau bestätigt, die die Grenze zur Ukraine bildet. "Ich bestätige, dass in dieser Region Teile gefunden worden sind, die von einer Drohne stammen könnten", sagte Tilvar dem rumänischen Sender Antena 3 CNN bei einem Besuch in Plaur. Das Donau-Dorf liegt unmittelbar gegenüber des ukrainischen Hafens Ismajil, der in den vergangenen Tagen mehrfach von Russland angegriffen worden ist.

Armenien, Russlands langjähriger Verbündeter im Südkaukasus, hat vor dem Hintergrund anhaltender Spannungen um die Region Berg-Karabach eine gemeinsame Militärübung mit den USA angekündigt. Das vom 11. bis 20. September dauernde Manöver "Eagle Partner 2023" beinhalte Operationen zur Stabilisierung von Konflikten bei der Erfüllung von friedensstiftenden Einsätzen, teilte das armenische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Armenpress mit.

Der Kreml zeigte sich unzufrieden mit der Entscheidung. "Solche Neuigkeiten rufen Beunruhigung hervor, speziell in der jetzigen Lage", kommentierte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Nachrichtenagentur Interfax zufolge die bevorstehende Militärübung. Russland werde die weitere Entwicklung sehr genau verfolgen

Bei einem Besuch in der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen der Ukraine die Unterstützung ihres Landes zugesagt. Die Welt sehe die unglaubliche Kraft des ukrainischen Volkes und dessen Willen, Frieden nach Europa zurückzubringen, sagte Frederiksen bei einer Rede im ukrainischen Parlament, die in Teilen im dänischen Fernsehen übertragen wurde. "Ihr Kampf ist unser Kampf", sagte sie.

Dänemark gilt als entschiedener Unterstützer der Ukraine. Das Land hatte im August angekündigt, Kiew 19 Kampfjets des Typs F-16 zur Verfügung zu stellen. Derzeit werden ukrainische Piloten in Dänemark im Umgang mit den Kampfflugzeugen ausgebildet.

Die Bundesregierung hält an dem Vorhaben fest, eine Brigade mit rund 4.000 deutschen Soldatinnen und Soldaten in Litauen zu stationieren. "Die Absicht ist unverändert", versicherte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums. Bis Jahresende werde man die Planungen abschließen, um im Jahr 2024 "möglichst bald" eine Verlegung der Einsatzkräfte vorzubereiten und durchzuführen.

Er reagierte damit auf eine Umfrage des Magazins "Spiegel" innerhalb der Bundeswehr, wonach nur jeder fünfte Soldat bereit sei, freiwillig nach Litauen zu gehen. Angesichts von rund 180.000 Soldaten in den Streitkräften sei diese Quote "rechnerisch keine Herausforderung", sagte der Sprecher und betonte: "Freiwilligkeit ist nicht das höchste Organisationsprinzip der Bundeswehr." Vor dem Hintergrund des russischen Angriffskriegs in der Ukraine hatte Deutschland angekündigt, etwa 4000 Bundeswehrsoldaten in Litauen zu stationieren. Das baltische EU- und NATO-Land grenzt an Russlands Ostsee-Exklave Kaliningrad und Moskaus engen Verbündeten Belarus.

Das bevorstehende Marine-Großmanöver unter deutscher Leitung, "Northern Coasts", soll nach Aussage des Chefs der Deutschen Marine auch ein Fingerzeig an Moskau sein. "Wir senden ein klares Signal der Wachsamkeit aller Partner an Russland", sagte Marineinspekteur Jan Christian Kaack zugeschaltet zu einer Pressekonferenz in Rostock.

Ab kommender Woche nehmen laut Marine für zwei Wochen mehr als 3.000 Soldatinnen und Soldaten aus 14 Ländern an der Übung teil, darunter neben Ostsee-Anrainern auch Italien, Frankreich, Kanada und die USA.

Deutschland hat mit Italien, Spanien und Schweden Vereinbarungen über die Entwicklung eines Nachfolgepanzers für den "Leopard 2" unterzeichnet, berichtete das Handelsblatt unter Berufung auf ungenannte Quellen aus Industrie und Politik. Die Verträge seien vor wenigen Tagen unterzeichnet worden, gemeinsam wollen sich die Partner um Fördermittel des European Defence Fund (EDF) bewerben. Es gehe um einen dreistelligen Millionenbetrag.

Die Initiative solle unter der Führung von Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall stattfinden. Diese haben sich bisher nicht dazu geäußert.

Das ukrainische Parlament hat der Ernennung von Rustem Umjerow zum neuen Verteidigungsminister des Landes zugestimmt. Der ukrainische Abgeordnete Jaroslaw Zheleznyak sagte über Telegram, dass eine große Mehrheit Umjerow unterstützt habe, nachdem er von Präsident Wolodymyr Selenskyj für diese Aufgabe vorgeschlagen worden war. Umjerow, der bisherige Leiter des wichtigsten Privatisierungsfonds der Ukraine, löst Olexij Resnikow ab, der von Selenskyj entlassen worden war.

Umjerow ist der erste Krimtatar auf diesem Posten. Mit dem Ministerwechsel wurde zum ersten Mal seit dem russischen Einmarsch das vom Präsidenten bestimmte Schlüsselministerium neu besetzt.

Das EU-Gericht hat die Klage des russischen Oligarchen Dimitri Pumpjanski und seiner Frau gegen die Sanktionen der Europäischen Union abgewiesen. Das Gericht erklärte in Luxemburg, dass Pumpjanski zwar nicht direkt an militärischen Angriffshandlungen in der Ukraine beteiligt gewesen sei. Er sei aber in Wirtschaftsbereichen tätig, die der russischen Regierung als wichtige Einnahmequelle dienten.

Die EU hatte Pumpjanski im März 2022 auf ihre Sanktionsliste gesetzt. Sein Vermögen in der EU wurde eingefroren, zudem wurden Einreiseverbote verhängt.

Armenien, Russlands langjähriger Verbündeter im Südkaukasus, hat angesichts anhaltender Spannungen um die Region Bergkarabach eine gemeinsame Militärübung mit den USA für kommende Woche angekündigt. Das Manöver "Eagle Partner 2023" beinhalte Operationen zur Stabilisierung von Konflikten bei der Erfüllung von Blauhelmmissionen, teilte das armenische Verteidigungsministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Armenpress mit. Die beiden ehemals sowjetischen Länder Armenien und Aserbaidschan kämpfen seit Jahrzehnten um die Region Bergkarabach. Trotz eines von russischen Blauhelmtruppen überwachten Waffenstillstands kommt es immer wieder zu Gefechten.

Eriwan wirft Moskau ungenügenden Einsatz vor. Das gemeinsame Manöver mit den USA gilt als ein weiteres Zeichen der Abwendung Armeniens von Russland. Kreml-Sprecher Dmitri Peskow erklärte gegenüber Reportern, die Übung erfordere die Wachsamkeit Russlands und werde von Moskau genau beobachtet.

Nach dem kriegsbedingten Einbruch in 2022 ist die ukrainische Wirtschaft in diesem Jahr bisher spürbar gewachsen. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) kletterte in den ersten sieben Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 2,2 Prozent, wie das Wirtschaftsministerium in Kiew mitteilte. Nach dem Überfall Russlands war das BIP im vorigen Jahr um rund ein Drittel geschrumpft und damit so stark wie noch nie in den mehr als 30 Jahren ukrainischer Unabhängigkeit. "Wir haben positive Nachrichten - die ukrainische Wirtschaft erholt sich und die Zahl der registrierten Unternehmer wächst", erklärte die stellvertretende Wirtschaftsministerin Nadija Bigun.

Die ukrainische Zentralbank erhöhte ihre Schätzung für einen BIP-Anstieg von zwei auf 2,9 Prozent und geht davon aus, dass sich das Wachstum im nächsten Jahr auf 3,5 Prozent beschleunigt. Die westlichen Kreditgeber der Ukraine sind jedoch zurückhaltender. So erwartet die Weltbank für 2023 plus 0,5 Prozent.

US-Außenminister Antony Blinken ist überraschend in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Der Besuch war aus Sicherheitsgründen nicht öffentlich angekündigt, zuvor berichteten mehrere ukrainische Medien über Blinkens Ankunft am frühen Morgen mit dem Zug.

US-Außenminister Antony Blinken (rechts) und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba spazieren auf dem Berkovetske-Friedhof in Kiew.

US-Außenminister Antony Blinken (rechts) und der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba spazieren über den Berkovetske-Friedhof in Kiew.

Aus US-Regierungskreisen hieß es, dass Blinken neue US-Hilfen von mehr als einer Milliarde Dollar ankündigen werde. Auf dem Programm sollen Gespräche mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj und dem Außenminister Dmytro Kuleba stehen. Weitere Details sind noch nicht bekannt. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sprach in seiner abendlichen Videobotschaft von "wichtigen Entscheidungen".

Für Blinken ist es der dritte Besuch seit dem russischen Einmarsch vor mehr als 18 Monaten. Zuvor war er vor gut einem Jahr in Kiew. Die USA sind der wichtigste westliche Unterstützer der Ukraine im russischen Angriffskrieg.

Mit Informationen von Rebecca Barth, ARD Kiew

Rebecca Barth, ARD Kiew, tagesschau, 06.09.2023 09:18 Uhr

Unionsfraktionschef Friedrich Merz hat Kanzler Olaf Scholz und seiner Ampel-Regierung vorgehalten, mit dem Haushaltsentwurf für das kommende Jahr dem Anspruch einer "Zeitenwende" nicht gerecht zu werden. Er habe erhebliche Zweifel, ob man die Dimension des russischen Angriffskrieges auf die Ukraine und deren weitreichende Auswirkungen übereinstimmend richtig einschätze, sagte Merz in der Generaldebatte zum Haushalt 2024 im Bundestag in Berlin. Der CDU-Vorsitzende kritisierte vor allem eine mangelhafte langfristige Finanzierung der Bundeswehr.

Russland hat erstmals einen Rückzug aus der Ortschaft Robotyne im Südosten der Ukraine eingeräumt. Vor gut einer Woche hatte die Ukraine die Rückeroberung des strategisch wichtigen Ortes gemeldet. Die russische Armee habe die Siedlung aus taktischen Gründen aufgegeben, sagt der von Russland eingesetzte Verwalter der besetzten Region Saporischschja, Jewgeni Balizki, dem Medienportal RBC. Es sei sinnlos, auf einer freien Fläche zu bleiben, wenn es keine Möglichkeit für die Truppen gebe, sich vollständig in Verteidigungsstellungen einzugraben.

Mit dem neuen russischen Lehrplan sollen Schüler nach Ansicht Großbritanniens auf einen Militärdienst vorbereitet werden. Ein zentrales Element für ältere Schüler sei eine militärische Grundausbildung, bei der sie an Kalaschnikow-Sturmgewehren und Handgranaten ausgebildet würden und auch die Steuerung von Drohnen lernen sollten, teilte das britische Verteidigungsministerium mit.

Neue Themen seien zudem die Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim und der "Spezialoperation" genannte Krieg gegen die Ukraine. "Der neue Lehrplan dient drei Zielen: die Schüler mit der Begründung des Kremls für die 'militärische Spezialoperation' zu indoktrinieren, den Schülern eine kriegerische Denkweise einzuimpfen und die Ausbildungszeiten für die weitere Mobilisierung und den Einsatz zu verkürzen", hieß es in London weiter.

Das britische Verteidigungsministerium veröffentlicht seit Beginn des russischen Angriffskriegs täglich Informationen zum Kriegsverlauf. Moskau wirft London Desinformation vor.

Anders als bei der Gegenoffensive im Süden konzentriert sich die ukrainische Armee an der Front im Osten nach eigenen Angaben auch verstärkt auf Abwehrkämpfe gegen die russischen Invasionstruppen. Die Lage entlang der östlichen Frontlinie sei weiter schwierig und die Hauptaufgabe bestehe darin, eine zuverlässige Verteidigung zu gewährleisten und den Verlust von Stellungen zu verhindern, teilt der Kommandeur der ukrainischen Bodentruppen, Olexandr Syrskyj auf dem Kurznachrichtendienst Telegram mit.

Karte Ukraine, schraffiert: von Russland besetzte Gebiete

Schraffiert: von Russland besetzte Gebiete zum Stand am 6. September 2023.

Bei einem russischen Drohnenangriff in der südukrainischen Region Odessa ist nach Angaben der Behörden ein Mensch getötet worden. Daneben habe es auch erheblichen Sachschaden durch erneute Einschläge in den Hafenanlagen des Landkreises Ismajil gegeben.

Während des fast dreistündigen Angriffs seien mehrere Agrar-Einrichtungen und Hafenanlagen beschädigt worden und Brände ausgebrochen, teilte Regionalgouverneur Oleh Kiper mit. Ein Mitarbeiter eines landwirtschaftlichen Betriebes sei schwer verletzt worden und später im Krankenhaus gestorben.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Russland hat die ukrainische Hauptstadt Kiew erneut aus der Luft angegriffen. Nach Angaben der ukrainischen Luftstreitkräfte wurden insgesamt 23 der insgesamt 33 Flugobjekte abgeschossen. Von den 25 gestarteten Drohnen wurden 15 abgefangen. Bisherigen Erkenntnissen zufolge gebe es keine Schäden und Opfer. "Ein weiterer Raketenangriff des Feindes auf eine friedliche Stadt mit dem Ziel, die Zivilbevölkerung zu töten und die Infrastruktur zu zerstören", erklärte der Chef der Militärverwaltung, Serhij Popko. Der Luftalarm wurde nach einer Stunde wieder aufgehoben.

Großbritannien will die russische Söldnergruppe Wagner auf seine Liste terroristischer Organisationen setzen. Ein entsprechender Gesetzentwurf soll am Mittwoch dem Parlament in London vorgelegt werden, wie das Innenministerium mitteilte. Damit wird eine Mitgliedschaft bei der Söldnergruppe strafbar und ihr Vermögen kann beschlagnahmt werden.

Zuvor hatte die britische Zeitung "Daily Mail" unter Berufung auf Innenministerin Suella Braverman berichtet, dass das Vereinigte Königreich die Wagner-Gruppe auf Grundlage von Anti-Terror-Gesetzen verbieten wolle. Wagner sei "eine brutale und zerstörerische Organisation, die im Ausland als militärisches Werkzeug von Wladimir Putins Russland tätig" sei, zitierte "Daily Mail" die Innenministerin. "Während Putins Regime entscheidet, was es mit dem Monster macht, das es geschaffen hat, dienen die anhaltenden destabilisierenden Aktivitäten von Wagner weiterhin den politischen Zwecken des Kreml", sagte Braverman demnach.

Der Kreml kommentierte inzwischen das Vorhaben: Aus rechtlicher Sicht existiere die Wagner-Truppe nicht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj hat nach seinem Truppenbesuch in den umkämpften Regionen Donezk und Saporischschja den Soldaten einmal mehr neue Ausrüstung zugesichert. "Es wird neue Lieferungen geben", sagte Selenskyj in seiner am Dienstagabend in Kiew verbreiteten Videobotschaft.

Dabei berichtete er erneut von seinen Gesprächen mit Kommandeuren und Militärärzten während seiner Reise in die Nähe des Frontgebiets. Demnach besuchte Selenskyj 13 Brigaden. Er werde die Forderungen der Soldaten den Generälen, Regierungsbeamten und den Zuständigen für die internationalen Beziehungen übermitteln. Details nannte er nicht.

Der ukrainische Präsident Selenskyj besucht Truppen in der Nähe der fast vollständig zerstörten Stadt Bachmut. Russland meldet den Abschuss zahlreicher Drohnen.

Dieses Thema im Programm: Dieser Beitrag lief am 07. September 2023 um 11:00 Uhr im Deutschlandfunk.