Erdähnlicher Planet Neuer Nachbar für das Sonnensystem
Wissenschaftler haben den nächsten Nachbarplaneten der Erde außerhalb des Sonnensystems gefunden. "Proxima Centauri b" ist nur vier Lichtjahre von uns entfernt. Forscher rätseln nun, ob es auf dem Planeten Wasser gibt.
Forscher haben nach eigenen Angaben den erdnächsten Planeten jenseits unseres Sonnensystems entdeckt. Er kreist um den Stern "Proxima Centauri", der mit vier Lichtjahren Entfernung der nächste Nachbarstern unserer Sonne ist. Vier Lichtjahre entsprechen fast 40 Billionen Kilometern. Nach dem üblichen System haben die Forscher den Planeten "Proxima Centauri b" genannt.
Bedingungen für Leben unklar
Der Planet soll sich in der "habitablen Zone" befinden, in der die Temperaturen die Existenz von flüssigem Wasser erlauben - was wiederum als Voraussetzung für Leben angesehen wird. Aber ob es auf dem Planeten wirklich Wasser gibt, wissen die Forscher nicht. Womöglich rotiert "Proxima Centauri b" so, dass er dem Stern immer dieselbe Seite zuwendet - dort wäre es ewig heiß, auf der anderen Seite ständig kalte Nacht. Zudem bombardiere "Proxima Centauri" seinen Begleiter mit hochenergetischen Teilchen und Röntgenstrahlung.
Es ist außerdem nicht bekannt, ob "Proxima Cenauri b" wie die Erde eine Atmosphäre hat, die ihn davor schützen könnte. "Es ist unklar, wie Leben unter solchen ungünstigen Bedingungen entstehen kann", schreiben Forscher vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg, die an der Studie beteiligt sind.
Die Signale sind "über jeden Zweifel erhaben"
"Proxima Centauri" ist ein roter Zwergstern, der deutlich leichter und dunkler ist als unsere Sonne. "Proxima Centauri b" umkreist ihn den Berechnungen zufolge mit einer Umlaufzeit von 11,2 Tagen in einem Abstand von sieben Millionen Kilometern. Die Entfernung zwischen Erde und Sonne beträgt ungefähr 20 Mal so viel. Die Masse des Planeten entspricht nach Schätzungen dem 1,3-Fachen der Erdmasse.
31 Wissenschaftler waren an der Studie beteiligt, die im Fachmagazin "Nature" veröffentlicht wird. Durch indirekte Verfahren, unter anderem mit Teleskopen der Europäischen Südsternwarte (ESO) in Chile, gelang es dem Team, Hinweise auf den Planeten zu sammeln. "Die Wahrscheinlichkeit für einen Planeten liegt bei nahezu 100 Prozent", sagt Astronom Martin Kürster vom Max-Planck-Institut für Astronomie der Deutschen Presse-Agentur.
Dass die Forscher erst jetzt Hinweise auf "Proxima Centauri b" fanden, liegt an Messmethoden und -grenzen. Mit einem ESO-Spektrographen und einer Methode, die minimale Sternbewegungen nachweist, fand Guillem Anglada-Escudé von der Queen Mary Universität in London Indizien für einen Planeten. Viele Nachmessungen und der Vergleich mit alten Messdaten von Kürster belegen nach Einschätzung der Experten, dass es kein stellares Störsignal ist. "Die Signale sind mit extrem hoher Signifikanz vorhanden und über jeden Zweifel erhaben", sagte Kürster. Fraglich sei die Interpretation gewesen. Ein Planet sei die "weitaus plausibelste" Erklärung für die zahlreichen Indikatoren.
Weitere Beobachtungen nötig
Konkretere Informationen über die Umweltbedingungen auf dem möglichen Planeten sollen weitere Beobachtungen ergeben. Bis es soweit ist, können aber noch Jahre vergehen. Für eine nähere Charakterisierung muss sich vor allem die Technik verbessern. Denkbar seien etwa hochauflösende Spektroskopie in den nächsten Jahrzehnten und möglicherweise sogar Roboterexpeditionen in den kommenden Jahrhunderten, schreiben die Autoren der Studie.
"Was uns Wissenschaftlern besonders gefällt: Das ist der häufigste Sternentyp", sagt Astronom Martin Kürster. 70 bis 80 Prozent der Sterne in der Milchstraße seien rote Zwerge. "Wenn es schon beim ersten einen Treffer gibt, legt das die Vermutung nahe, dass es viele solcher Planeten gibt." Bislang haben Astronomen den Angaben zufolge mehr als 3500 dieser sogenannten extrasolaren Planeten entdeckt, doch keinen so nah an unserem Sonnensystem.