Der Start einer SpaceX Falcon 9-Rakete mit 22 Starlink-Satelliten

Starlink in Konfliktregionen Die Macht von Musks Internet-Satelliten

Stand: 26.04.2024 08:14 Uhr

Starlink-Satelliten versorgen abgelegene Gegenden mit Zugang zum Internet - der Service ist in Kriegsgebieten wie der Ukraine beliebt. Laut Medien soll auch Russland Starlink nutzen, obwohl es nicht lizenziert ist.

Das Internet beginnt mit einem Raketenknall: Rund 6.000 Satelliten wurden dafür mit Hilfe von Trägerraketen ins All geschossen. Sie können derzeit 70 Länder mit Internet versorgen, auch in entlegensten Regionen. Dafür braucht man den Empfänger, der Thomas Grove, Reporter des "Wall Street Journal", an eine Pizzaschachtel erinnert.

Die Firmenwebseite von Starlink zeigt positive Beispiele: Schüler an Computern in einer entlegenen Schule in Ruanda und Internetzugang nach einer Flutkatastrophe. In sonst abgeschnittenen Teilen der Welt kann Starlink Internet zur Verfügung stellen - gegen eine monatliche Nutzungsgebühr. Je nachdem wie schnell die Verbindung und wie groß die Up- und Downloads sein sollen, kostet dies zwischen 120 und 5.000 Dollar.

"Schiedsrichter über den Ausgang des Krieges"

Die Ukraine nutzt Starlink seit dem russischen Angriff 2022, es sei das Rückgrat der Kommunikation, sagt Starlink-Chef und Milliardär Elon Musk ein bisschen stolz. Vor allem für die Nutzung von Drohnen ist das Internet nützlich und präzise. Doch für den Service wollte Musk im Oktober 2022 nicht mehr aufkommen, gab die Rechnung quasi an das US-Verteidigungsministerium weiter, dies führte auch zu Diskussionen um Musks Rolle im Weltgeschehen.

"Das war in mancher Hinsicht eine ungewohnte Situation, denn zu dem Zeitpunkt, als diese Geschichte begann, gab es zwischen Musk und dem Pentagon keine Vereinbarung über die Bereitstellung von Starlink in der Ukraine", sagte der Investigativreporter Ronan Farrow dem Radio-Netzwerk NPR. "Dennoch war er ein Privatmann einer Privatfirma, der zum Schiedsrichter über den Ausgang dieses Krieges geworden war. Und die Regierung befand sich in der ungewöhnlichen Lage, keine Kontrolle über die Privatperson zu haben, die so viel bestimmen sollte."

Mittlerweile häufen sich Berichte, dass auch russische Truppen Starlink auf ukrainischem Gebiet nutzen - obwohl Starlink erklärte, dass man keine Geschäfte mit der russischen Regierung oder der Armee mache. Russland dementiert die Nutzung - Starlink ist in Russland nicht lizenziert und offiziell verboten.

Reporter des Wall Street Journal (WSJ) recherchierten und deckten auf, wie russische Militärs trotzdem an die Stationen herankommen können: durch Mittelsmänner, die die Terminals legal kaufen und dann nach Russland weitergeben, berichtete der WSJ-Reporter Grove im Podcast der Zeitung. 

Auch im Sudan soll Starlink illegal von paramilitärischen Gruppen genutzt werden. Eigentlich könnte Starlink die Nutzung innerhalb des Landes unterbinden, da der Sudan keine Vereinbarung mit Starlink unterschrieben hat, so Grove. Geofencing nennt sich das. "Dies ist jedoch nicht der Fall", sagt er. "Die interne Politik bei Starlink ist inkonsequent. Bestimmte Terminals könnten auch ausgeschaltet und einzeln deaktiviert werden."

Menschen versuchen in Omdurman (Sudan) Zugang zum Internet von Starlink zu bekommen.

Menschen versuchen in Omdurman (Sudan) Zugang zum Internet von Starlink zu bekommen.

Das Pentagon arbeitet angeblich an entsprechenden Gegenmaßnahmen, um illegale Terminals abzuschalten, so Grove. Starlink hält sich mit Details dazu bislang zurück. Den ukrainischen Streitkräften bleibt deswegen vor allem eine Möglichkeit: Starlink-Terminals orten und zerstören.

Katharina Wilhelm, ARD Los Angeles, tagesschau, 26.04.2024 06:58 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 16. Februar 2024 um 16:35 Uhr.