Getreide wächst auf einem Feld in der Ukraine.

Krieg gegen die Ukraine USA wollen bei Getreideexporten helfen

Stand: 15.06.2022 10:47 Uhr

Die russische Invasion in der Ukraine hat globale Folgen für die Nahrungssicherheit: Millionen Tonnen Getreide hängen an der Schwarzmeerküste fest. Die USA wollen beim Export helfen - eine schnelle Lösung ist jedoch nicht in Sicht.

US-Präsident Joe Biden arbeitet mit europäischen Verbündeten eigenen Angaben zufolge an einer Lösung der Blockade von 20 Millionen Tonnen ukrainischem Getreide, das wegen Russlands Angriffskrieg an der Schwarzmeerküste festhängt. Geplant sei der Bau vorläufiger Silos an den Grenzen der Ukraine, um das Problem unterschiedlicher Spurweiten im ukrainischen und europäischen Schienensystem zu umgehen, teilte Biden mit.

"Die Ukraine hat ein System, wie Russland es hat, eine Spurenweite, die anders ist als die Spurenweite der anderen Schienen in Europa" erklärte er. "Also werden wir temporäre Silos bauen, an den Grenzen der Ukraine, darunter in Polen. Dann können wir es aus diesen Waggons in diese Silos bringen, in Waggons in Europa und dann an den Ozean und in die ganze Welt", sagte Biden mit Blick auf die blockierten Getreideexporte. "Aber es erfordert Zeit."

"Ukraine wird lange Zeit vom Markt verschwinden"

Bereits gestern hatte der ukrainische Landwirtschaftsminister einen weltweiten Weizenmangel wegen der russischen Invasion vorhergesagt. "Die Ukraine wird für eine lange Zeit vom Markt verschwinden", sagte Mykola Solskji der Nachrichtenagentur Reuters. Es gehe um drei Weizenernten gleichzeitig: "Wir können die Ernte des vergangenen Jahres nicht exportieren, wir können die gegenwärtige Ernte nicht einholen, um sie zu exportieren, und wir wollen die nächste eigentlich nicht aussäen."

Dies sei schlecht für den Rest der Welt, sagte Solskji. "Was passiert, wenn sie im Juli oder August ankommen und Getreide kaufen wollen, aber abgewiesen werden, oder wenn der Preis bei 600 Dollar je Tonne liegt?" Verschärft wird das Problem nach Darstellung des Ministers dadurch, dass die ukrainischen Bauern angesichts der russischen Blockaden nicht mehr so viel Weizen anbauen. In der Ukraine ist Winterweizen beliebt, der ab dem Ende des Sommers ausgesät wird.

Sonnenblumen und Raps verdrängen Weizen

Solskji wies darauf hin, dass die Landwirte im Frühjahr bereits von Mais auf Sonnenblumen umgestiegen sein. Zwar falle die Ernte vom Gewicht her pro Hektar kleiner aus. Jedoch könne sie für einen höheren Preis verkauft werden. Ein ähnlicher Effekt könne nun auch bei Weizen auftreten, sagte Solskji. Es gebe in Europa eine starke Nachfrage nach Sonnenblumen und Raps, die alles andere verdrängen dürften - auch Weizen und Mais. Er gehe davon aus, dass im Herbst die für Winterweizen ausgeschriebene Fläche um einen "bedeutenden Prozentsatz" kleiner sein dürfte.

Die Ukraine ist einer der weltweit größten Exporteure von Weizen, Mais und Sonnenblumenöl. Der Krieg und die russische Blockade der Häfen haben jedoch einen Großteil dieser Exporte zum Erliegen gebracht, was die weltweite Nahrungsmittelversorgung gefährdet.

Vor dem Krieg exportierte die Ukraine bis zu sechs Millionen Tonnen Getreide pro Monat. Die russische Blockade reduzierte die Menge im März auf 300.000 Tonnen, seitdem erholt sie sich etwas. Solskji zeigte sich zuversichtlich, dass durch Ausfuhren über die Westgrenze und kleinere Donau-Häfen das Volumen im Juni zwei Millionen Tonnen übertreffen könnte. Trotzdem sieht sich die Ukraine mit riesigen Überschüssen konfrontiert von bis zu 60 Millionen Tonnen Getreide und Öl-Samen, für die es keine Lagerungsmöglichkeiten gibt.