
Geschichte der Zahlungsmittel Die Macht der Geldmacher
Der Herausgeber der ersten offiziellen Banknoten Europas landete im Gefängnis. Heute stellt sich die Frage, ob Kryptowährungen das staatliche Währungsmonopol bedrohen. Wer bestimmt, was Geld ist?
"Eine geradezu babylonische Währungsverwirrung herrschte im Mittelalter", sagt Bundesbankvorstand Johannes Beermann. "Angesichts einer Vielzahl von adligen, städtischen oder geistlichen Münzherren waren entsprechend viele Münzarten unterschiedlichster Prägung im Umlauf." Die Rück- beziehungsweise Kopfseiten der Münzen waren für die Menschen seinerzeit bedeutungslos. Sie zeigten lediglich das Antlitz des jeweiligen Souveräns. Viel wichtiger war die Vorderseite, die den Wert des Geldstücks verdeutlichte.
Beim Bezahlen, wie etwa am Tresen im Wirtshaus, war es üblich, Münzen "auf den Kopf zu hauen", um zu sehen, welche Zahl sich auf dem Geldstück befindet. So konnten Geschäfte ordnungsgemäß abgewickelt werden. Die Redewendung hat bis heute überdauert - und so manche alte Münze auch.

Münzen werden schon seit Jahrtausenden als Zahlungsmittel akzeptiert. Bild: dpa
Erfinder des Geldscheins landet im Gefängnis
1661 erwarb der schwedische Privatbankier Johan Palmstruch das königliche Privileg, Banknoten drucken zu dürfen. Diese wurden als Kreditzettel bezeichnet. Bis zu diesem Zeitpunkt zahlte man in Schweden wie auch im restlichen Europa mit unhandlichen Kupfermünzen. Der Erwerb eines Kreditzettels beinhaltete das Versprechen, diesen jederzeit gegen Kupfermünzen zurückzutauschen.
"Die Kreditzettel waren nicht vollständig gedeckt, und als der Kupferpreis stark anstieg, geriet die Palmstruch-Bank in Schwierigkeiten", erzählt Beermann. Es kam zur Inflation. Bankier Palmstruch wurde zum Tode verurteilt, später jedoch begnadigt und die Todes- in eine Gefängnisstrafe umgewandelt. Trotz des vorübergehenden Vertrauensverlustes in die staatlichen Geldmacher war der Siegeszug der Papierwährung nicht mehr aufzuhalten.
Scheitert der Staat, kommen Bonbons ins Portemonnaie
Die aktuelle Ausstellung des Frankfurter Geldmuseums zeigt, wie Menschen im Falle eines Scheiterns des Staates zu Notgeld oder Ersatzwährungen greifen. In Argentinien verfällt der Wert der Landeswährung aktuell rasend schnell. Vor zehn Jahren bekam man für einen Euro rund sechs Peso. 2020 waren es dann schon 76 Peso, und heute sind es bereits 116 Peso.
Die kleinste Einheit der Landeswährung, die Centavos, sind nahezu komplett verschwunden, und auch Peso-Münzen werden immer seltener. Viele Geschäftsinhaber verzichten daher auf Wechselgeld und zahlen Differenzbeträge in Pfefferminzbonbons aus.
Geld verändert sich, doch Bares bleibt Wahres
"Die Gestalt von Geld verändert sich nicht über Nacht", so Beermann, "aber sie wandelt sich im Laufe der Jahrhunderte." Aktuell wird das Leben zunehmend digitaler - eine Entwicklung, die vor dem Geldwesen nicht haltmacht. Neue digitale Formen des Geldes, die sogenannten Krypto-Token, sind bereits entstanden. Dieses Geld wird von Privatpersonen und Unternehmen auch international geschaffen.
So stellt sich die Frage: Wird Geld in Zukunft noch physisch sein? "Bei Krypto-Token handelt es sich nicht um eine Währung, also Geld im klassischen Sinne, daher sind diese als Alternative zum staatlichen Geld nicht zu sehen", so Beermann. "Verbraucherinnen und Verbraucher in Deutschland schätzen physisches Zentralbankgeld, da es das größtmögliche Gefühl von Sicherheit bietet."
Sonderausstellung eröffnet
Die Sonderausstellung "Geldmacher - Wer bestimmt, was Geld ist?" wurde vom Geldmuseum zusammen mit der Numismatischen Sammlung der Deutschen Bundesbank konzipiert. Die Sammlung mit dem beträchtlichen Bestand von mehr als 90.000 Münzen und etwa 260.000 Banknoten aus aller Welt zählt zu den bedeutendsten ihrer Art und ist bis Ende Mai 2022 im Geldmuseum der Deutschen Bundesbank in Frankfurt am Main zu sehen.