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Gefragte Öl-Aktien BP, Shell und Chevron im Kursrausch

Stand: 03.05.2022 15:24 Uhr

Öl-Aktien schienen ein Auslaufmodell - mit fossilen Rohstoffen wollte kaum noch jemand Gewinne machen. Doch das Bild hat sich komplett gedreht: Seit Kriegsbeginn sind die Papiere gefragt.

Von Bianca von der Au, ARD-Börsenstudio

In den vergangenen Jahren waren die Öl-Multis wie Chevron, BP oder Shell viele Anleger und insbesondere Großinvestoren fast schon tabu - wegen der Klimaschutz-Debatte und dem erklärten Ziel der UN-Staaten, die Erderwärmung einzudämmen. Entsprechend fielen die Aktienkurse der Öl-Konzerne über viele Jahre. Aktuell ist eine Trendwende zu beobachten.

"Wir sehen auf jeden Fall ein Comeback der Öl-Aktien", konstatiert Kapitalmarktstratege Stefan Riße von der privaten Vermögensverwaltung Acatis. "Denn wenn irgendwo am Markt Geld zu verdienen ist, dann finden sich auch Anleger - und die kaufen die Öl-Aktien, weil diese Firmen aufgrund der hohen Ölpreise richtig Geld verdienen."

Energiesicherheit steht im Vordergrund

Aus Sicht von Hendrik Pontzen, Leiter Nachhaltigkeit bei der Union Investment, überlagert derzeit der Ukraine-Krieg an der Börse das Thema Klimaschutz. Zudem habe sich das Thema Energiesicherheit in den Vordergrund gedrängt. "Energie muss nicht nur sauber sein, Energie muss eben auch sicher sein", sagt Pontzen. Wenn die Energieversorgung nicht mehr sicher sei, würden kurzfristig andere Prioritäten gesetzt: "Das ist genau das, was wir jetzt beobachten."

Fachleute sprechen von einem Ölpreiszyklus: Energie ist wegen des Ukraine-Kriegs zu einem knappen und teuren Gut geworden. Davon profitieren aktuell die Energiekonzerne. So hat der britische Öl-Riese BP im ersten Quartal das beste Ergebnis seit einem Jahrzehnt eingefahren - und das trotz Abschreibungen von 24 Milliarden Dollar auf die Beteiligung am russischen Ölgiganten Rosneft.

Öl-Boom nur von kurzer Dauer?

Der Boom der Öl-Aktien werde allerdings nicht von Dauer sein, glaubt Analyst Riße. "Langfristig werden die Erneuerbaren Energien die Unternehmen schlagen, die im Bereich fossiler Brennstoffe unterwegs sind. Denn das Öl-Zeitalter wird nicht zu Ende gehen, weil es kein Öl mehr gibt. Genau so wie die Steinzeit nicht zu Ende ging, weil es keine Steine mehr gab", sagt Riße. "Es ist eine endliche Industrie, und wenn ich in die investiere, dann werde ich das Ende auch erleben - und das wird kein positives sein."

Zumal es politisch gewollt ist, aus den fossilen Energien auszusteigen. Entscheidend sei daher, so Nachhaltigkeits-Experte Pontzen, ob die Ölmultis den Weg in die "grüne Zukunft" schaffen. "Auch bei den Öl- und Gaskonzernen geht es um glaubwürdige Transformation." Pontzen verweist auf jüngste Konzern-Angaben, wonach BP Milliardensummen im Großbritannien investieren will: "Wenn man sich anschaut, wofür, dann sind die Stichworte blauer Wasserstoff, grüner Wasserstoff, die Bindung von CO2 aus der Atmosphäre - und eben nur nachgelagert die Fortführung des Abbaus von Öl und Gas aus der Nordsee."

Aus Sicht der Experten ist der Hype der Öl-Aktien also nur vorübergehend. Auf kurze Sicht zeigt sich jedoch, dass die Papiere der Öl-Konzerne für Anleger kräftige Gewinne abwerfen können, zumal sie mit hohen Dividenden locken - anders als viele Unternehmen aus dem Bereich Erneuerbare Energien, die häufig noch eine Wette auf die Zukunft sind.

Bianca von der Au, HR, 03.05.2022 14:49 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 03. Mai 2022 um 14:00 Uhr.