
Überhitzter Immobilienmarkt Bauzinsen werden noch teurer
Hausbauer müssen mit weiter steigenden Bauzinsen rechnen. Denn die Banken sollen nach dem Willen der Finanzaufseher mehr Eigenkapital vorhalten, weil der Immobilienmarkt heiß zu laufen drohe.
Immobilienkredite werden schon bald wieder teurer. Wegen steigender Risiken besonders auf dem Wohnungsmarkt sollen die deutschen Banken mehr Eigenkapital vorhalten. Das hat der Ausschuss für Finanzstabilität vorgeschlagen, dem Vertreter von Bundesfinanzministerium, Bundesbank und der Finanzaufsicht BaFin angehören.
Bundesbank-Vizepräsidentin Claudia Buch sprach von einer rein präventiven Maßnahme, denn bisher sei der Finanzsektor nach wie vor sehr widerstandsfähig. Dennoch sei es mit Blick auf die Finanzstabilität jetzt an der Zeit, in den Präventionsmodus zu wechseln, betonte der Chef der Finanzaufsicht BaFin, Mark Branson.
Antizyklischer Kapitalpuffer und mehr Eigenkapital
Konkret sollen die Banken einen sogenannten antizyklischen Kapitalpuffer von 0,75 Prozent aufbauen. Der Puffer war im Zuge der Pandemie auf null Prozent gesenkt worden, davor betrug er 0,25 Prozent. Grundsätzlich soll der Kapitalpuffer die Widerstandsfähigkeit von Banken in Krisenzeiten erhöhen.
Zur Absicherung von Wohnimmobilien-Krediten sollen die Banken sogar zwei Prozent mehr Eigenkapital zurücklegen. Insgesamt müssen private Baufinanzierungen dann mit einem Extrapuffer von 2,75 Prozent abgesichert sein.
Zwischen zehn und 30 Prozent zu teuer
Denn BaFin-Chef Branson fürchtet, dass der Immobilienmarkt heißlaufen könnte. Preise für Häuser und Wohnungen seien zuletzt deutlich gestiegen; auch gebe es viele Kredite mit langen Laufzeiten, die das Finanzsystem verwundbar machen könnten, wenn es zu einem Anstieg der Leitzinsen komme. Man werde genau beobachten, wie sich die Standards der Kreditvergabe entwickelten, kündigte der BaFin-Chef an.
Auch die Bundesbank warnte jüngst zum wiederholten Mal vor Überhitzungen auf dem deutschen Immobilienmarkt. Sie schätzt, dass das derzeitige Preisniveau zehn bis 30 Prozent über dem liege, was sich durch die Fundamentaldaten rechtfertigen lasse.
Ganz besonders trifft dies auf die Region Frankfurt zu. Dort ist der Wohnungsmarkt nach Ansicht der Schweizer Großbank UBS so überhitzt wie sonst in keiner anderen Metropolregion weltweit. Für Wohnungskäufer und Hausbauer in ganz Deutschland bedeutet die von den Aufsehern beschlossene Maßnahme steigende Zinsen. Denn die Banken werden versuchen, einen Teil der Kosten, die ihnen durch die höheren Eigenkapitalanforderungen entstehen, an die Kunden weiter zu geben.
Risiko steigende Leitzinsen
Als weitere Risiken für die Banken gilt aber auch der sich abzeichnende Anstieg der Leitzinsen. Sollten die abrupt angehoben werden, könnte das viele Banken in Bedrängnis bringen: Ihre Refinanzierungskosten stiegen dann schnell an, während sich die Einnahmen wegen der lang laufenden Niedrigzinskredite nur langsam verbessern. Insgesamt sei der Finanzmarkt zuletzt verwundbarer geworden, so die Bankenaufseher.
Dennoch ist BaFin-Chef Branson überzeugt, dass die Banken durch die beiden Maßnahmen "nicht über Gebühr strapaziert werden". Beim antizyklischen Kapitalpuffer gehe es um eine Summe von 17 Milliarden Euro, beim sektoralen die Wohnkredite betreffenden Puffer um fünf Milliarden. Die meisten Banken hätten dafür genügend Kapital, nur wenig müsse neu akkumuliert werden. Außerdem hätten die Banken bis Februar 2023 Zeit, den Puffer aufzubauen. "Wir erwarten daher keine Kreditverknappung", sagte Branson.