
Rekord beim Geldvermögen Deutsche im Schnitt immer reicher
Die Deutschen werden im Schnitt immer reicher: Erstmals hat das Geldvermögen die Marke von sieben Billionen Euro geknackt. Allein im ersten Quartal wurden knapp 200 Milliarden Euro zusätzlich angespart.
Das Geldvermögen der Deutschen eilt von Rekord zu Rekord und hat erstmals die gigantische Summe von sieben Billionen Euro überschritten. Rund 7143 Milliarden Euro besaßen die Privathaushalte Ende März, wie die Bundesbank am Freitag mitteilte.
Damit erhöhte sich die Summe seit Ende 2020 um 192 Milliarden Euro. Besonders die Kursgewinne an den Börsen sorgten für den im Vergleich zu den Vorquartalen starken Anstieg. Wie das Vermögen allerdings verteilt ist, geht aus den Daten nicht hervor.
Bargeld und Bankeinlagen immer noch am beliebtesten
Die Notenbank berücksichtigt in den Zahlen Bargeld, Wertpapiere, Bankeinlagen sowie Ansprüche gegenüber Versicherungen. Immobilien sind jedoch nicht enthalten. Bargeld und Sichteinlagen etwa auf Giro- und Tagesgeldkonten machen der Bundesbank zufolge mit gut 2.858 Milliarden Euro weiter den größten Posten aus.
Dort verdienen Anleger wegen der Zinsflaute zwar nichts und müssen mittlerweile sogar oft draufzahlen. Dafür können sie aber bei Bedarf schnell auf ihr Geld zugreifen und haben kaum ein Risiko. Die Zuflüsse in diesem Bereich fielen mit 47 Milliarden Euro im ersten Vierteljahr vergleichsweise moderat aus.
Deutsche entdecken die Aktien
Gleichzeitig spreche "das weiter zunehmende Engagement am Kapitalmarkt für ein gestiegenes Renditebewusstsein", erklärte die Frankfurter Behörde. So hätten die Deutschen für 25 Milliarden Euro Anteile an Investmentfonds gekauft - so viel wie nie zuvor.
Außerdem deckten sich die eher als börsenscheu geltendenden Sparer mit Aktien und sonstigen Anteilsrechten im Wert von drei Milliarden Euro ein. Viele Anleger profitierten von der steilen Erholung der Kurse nach dem Corona-Crash im Februar und März vergangenen Jahres.
Im vergangenen Jahr war die Zahl der Aktionäre laut des Deutschen Aktieninstituts (DAI) auf den höchsten Stand seit fast 20 Jahren geklettert. Demnach besaßen 12,35 Millionen Deutsche und damit jeder Sechste Anteilsscheine von Unternehmer oder Fonds - knapp 2,7 Millionen mehr als ein Jahr zuvor. Höher war die Zahl der Aktiensparer zuletzt 2001.
Sparquote auf Rekordhoch
Insgesamt machen jedoch Aktien und Fonds nach wie vor nur einen Bruchteil des gesamten Geldvermögens der Privathaushalte aus: Ende März steckten nach Angaben der Bundesbank gut 866 Milliarden Euro in Aktien und sonstigen Anteilsrechten sowie knapp 791 Milliarden Euro in Investmentfonds.
Große Summen investieren die Menschen auch in Versicherungen und andere Altersvorsorgeprodukte. Hier legten die Bestände vergleichsweise kräftig um 27 Milliarden Euro auf rund 2.485 Milliarden Euro zu.
Ein Grund für das insgesamt gewachsene Vermögen ist das Sparverhalten. Nach Berechnungen von ING Deutschland und Barkow Consulting haben die deutschen Privathaushalte 2020 zum achten Mal in Folge europaweit am meisten Geld zur Seite gelegt.
Weniger Ausgaben wegen Corona
Aufgrund der Einschränkungen konnten viele Menschen ihr Geld nicht in gewohntem Maße ausgeben. Viele Reisen wurden storniert, die Schließung von Gaststätten und Läden bremste den Konsum. Die Ausgaben der privaten Haushalte gingen 2020 nach Angaben des Statistischen Bundesamts allein in Deutschland um 5,4 Prozent zurück.
Auch aus Sorge vor Kurzarbeit oder Arbeitslosigkeit wanderte das Geld lieber ins Sparschwein. Die Sparquote schnellte 2020 auf das Rekordhoch von 16,2 Prozent. Von 100 Euro verfügbarem Einkommen legten die Haushalte also im Schnitt etwa 16 Euro auf die hohe Kante.
Volkswirte gehen davon aus, dass die Menschen dank Impfungen und Lockerungen künftig einiges an Konsum nachholen werden. Dennoch dürfte das Geldvermögen weiter wachsen - dank Wertzuwächsen bei Aktien, Fonds und Zertifikaten. Die DZ Bank prognostiziert für das laufende Jahr ein Geldvermögen von 7,6 Billionen Euro, 2022 könnte es dann an der Marke von acht Billionen Euro kratzen.