Die verbrannte Fassade des Grenfell Tower im Londoner Stadtteil North Kensington. | REUTERS

Nach Brand im Londoner Grenfell Tower Verkaufsstopp für Fassadenverkleidung

Stand: 27.06.2017 02:56 Uhr

Nach der Brandkatastrophe von London zieht der US-Hersteller der Fassadenverkleidung Konsequenzen: Das am Grenfell Tower verbaute Material werde nicht mehr zur Verwendung bei Hochhäusern verkauft. Mittlerweile sind 75 Hochhäuser bei Sicherheitstests durchgefallen.

Die Fassadenverkleidung vom Typ Reynobond PE, die die schnelle Verbreitung der Flammen am Grenfell Tower begünstigt hatte, wird weltweit nicht mehr für die Verwendung bei Hochhäusern verkauft. Das kündigte ein Sprecher des US-Herstellers Arconic an.

Die Entscheidung gründe sich auf Bedenken, "die in Folge der Grenfell-Tower-Tragödie aufgekommen" seien. Für niedrigere Bauten soll das Material aber weiter verkauft werden, wie der Unternehmenssprecher mitteilte. Es besteht aus Aluminium und dem Kunststoff Polyethylen.

Das Londoner Hochhaus Taplow Tower soll die gleiche Fassadenverkleidung haben wie der abgebrannte Grenfell Tower. | AFP

Nach außen solide, aber eigentlich brandgefährlich: Das Londoner Hochhaus Taplow Tower soll die gleiche Fassadenverkleidung haben wie der abgebrannte Grenfell Tower. Bild: AFP

Zusammenarbeit mit Ermittlungsbehörden

Arconic bekräftigte, bei der Aufarbeitung der Brandkatastrophe in London arbeite das Unternehmen mit den Ermittlungsbehörden zusammen. Bei dem nächtlichen Brand in dem Londoner Hochhaus waren in der Nacht zum 14. Juni mindestens 79 Menschen ums Leben gekommen.

Das Feuer im Grenfell Tower war nach Erkenntnissen der Ermittler durch einen defekten Kühlschrank ausgelöst worden. Die Flammen hatten sich dann rasend schnell über die Fassade ausgebreitet.

75 Hochhäuser bei Sicherheitstests durchgefallen

Nach der Brandkatastrophe hatte die britische Regierung eine rasche Überprüfung sämtlicher Sozialbauten im Land angeordnet. Die Zahl der Gebäude, die bei Sicherheitstests durchfielen, stieg auf mittlerweile 75. Erschreckend ist, dass laut einem Regierungsmitarbeiter damit alle bislang überprüften Gebäude durchgefallen sind.

Betroffen sind nicht nur Gebäude in London, sondern auch in anderen Kommunen. Insgesamt sollen bei 600 Hochhäusern die Fassadenverkleidungen untersucht werden. Am Freitagabend hatten bereits rund 4000 Menschen vier Hochhäuser im Norden Londons wegen Brandgefahr räumen müssen.

Ein Mann mit Gepäck verlässt bewacht von Sicherheitskräften ein evakuiertes Hochhaus.  | AP

Über Nacht zwangsevakuiert: Ein Mann mit Gepäck verlässt bewacht von Sicherheitskräften ein als gefährlich eingestuftes Hochhaus. Bild: AP

Brennbare Fassaden als Todesfalle

Die Feuerwehr hatte in den 22-stöckigen Gebäuden im Stadtteil Camden eine ganze Reihe von Sicherheitsmängeln festgestellt: unter anderem brennbare Fassaden, Fehler bei der Isolierung von Gasleitungen und das Fehlen von Brandschutztüren. 

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Juni 2017 um 23:00 Uhr