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UN-Weltbevölkerungsbericht 214 Millionen Frauen fehlt Verhütung

Stand: 10.04.2019 17:11 Uhr

Die Weltbevölkerung wächst rasant – laut UN auch, weil viele Frauen in armen Ländern keinen Zugriff auf moderne Verhütung haben. Entwicklungsminister Müller fordert, Frauenrechte zu stärken.

Weltweit haben rund 214 Millionen Frauen und Mädchen keinen Zugang zu modernen Verhütungsmitteln, obwohl sie eine Schwangerschaft verhindern wollen. Laut Weltbevölkerungsbericht des UN-Bevölkerungsfonds entspricht das jeder vierten Frau im gebärfähigen Alter in den Entwicklungsländern. Vor dem Hintergrund der schnell wachsenden Weltbevölkerung forderte die UN-Organisation einen verbesserten und selbstbestimmten Zugang zu Verhütungsmitteln.

Hauptgrund für viele ungeplante Schwangerschaften ist dem Weltbevölkerungsbericht zufolge die fehlende Geschlechtergerechtigkeit. Die Unterdrückung von Frauen in vielen Ländern der Welt stehe der Verwirklichung der entwicklungspolitischen Ziele entgegen, die auf der Kairoer Weltbevölkerungskonferenz 1994 verabschiedet wurden, bilanziert der Bericht. Danach sollte eine Stabilsierung der Weltbevölkerung erreicht werden, indem unter anderem jedem Menschen Zugang zu Familienplanungsdiensten ermöglicht und in die Bildung und Stärkung von Frauen investiert werde.

Warnung vor Versorgungsengpässen

Bundesentwicklungsminister Gerd Müller wies darauf hin, dass die Bevölkerung in Afrika sich bis 2050 verdoppeln werde, wenn es so weitergehe wie bisher. Dann werde Nigeria nach China und Indien das drittgrößte Land der Welt sein. Täglich wachse die Weltbevölkerung um 230.000 Menschen und über 80 Millionen im Jahr. Zwei Drittel dieses Wachstums beträfen Entwicklungsländer. Müller warnte vor Versorgungsproblemen in Teilen der Welt.

Gerd Müller, CSU, Minister für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. (Quelle: imago/Pohl) | imago/Pohl

Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) fordert eine Stärkung von Frauenrechten. Bild: imago/Pohl

Notwendig seien die Stärkung von Frauen und Familienplanung, dieses Thema dürfe nicht tabuisiert werden, so der CSU-Politiker. Die Bundesregierung setze es daher auf die Tagesordnung jeder Verhandlung mit Partnerstaaten, sagte Müller. Auch mit Religionsführern müsse werde darüber gesprochen. Doch müsse das Signal dafür zunächst von den Ländern selbst kommen.        

Hohe Geburtenraten vor allem in armen Ländern

Im weltweiten Durchschnitt bekommt eine Frau laut UN-Bericht 2,5 Kinder. Mitte der 1960er Jahre waren es noch doppelt so viele Kinder pro Frau. In den ärmsten Ländern der Welt gebären Frauen aber weiterhin durchschnittlich vier Kinder, während die Geburtenraten in vielen wohlhabenden Ländern seitdem gesunken sind. Mehr als die Hälfte aller verheirateten Frauen weltweit verwenden moderne Verhütungsmittel.

Dem UN-Bericht zufolge unternahmen die Regierungen afrikanischer Länder in den zurückliegenden Jahren die stärksten Anstrengungen, um die Mütter- und Neugeborenensterblichkeit zu senken. Trotz aller Erfolge sei man aber noch immer weit von dem Ziel entfernt, dass alle Menschen selbst entscheiden können, ob und wann sie Kinder bekommen und mit wem sie Sex haben möchten.