
Viele Tote nach Tsunami Behörden warnen vor weiteren Flutwellen
Stand: 23.12.2018 18:27 Uhr
Der Tsunami im Westen Indonesiens hat mindestens 222 Menschen getötet. Rettungskräfte versuchen, in die Katastrophengebiete auf Java und Sumatra vorzudringen. Die Behörden warnen vor weiteren Flutwellen.
Von Lena Bodewein, ARD-Studio Südostasien
Nach dem verheerenden Tsunami an der indonesischen Küste steigt die Zahl der Opfer. Wie die Katastrophenschutzbehörde mitteilte, wurden bislang mindestens 222 Tote gezählt. Mehr als 843 weitere Menschen wurden verletzt, als die Flutwellen Küstenregionen zwischen den Inseln Java und Sumatra überrollten.
Der Tsunami hatte die Küsten in der Meerenge der Sundastraße im Verlauf des späten Samstagabends getroffen.
Hunderte Tote und Verletzte nach Tsunami in Indonesien
tagesthemen 23:15 Uhr, 23.12.2018, Tamara Anthony, ARD Berlin zzt. Peking
Bühne von hinten überspült
In einer Küstenstadt auf Java hatte eine Firma ihre Belegschaft zu einer Betriebsfeier eingeladen. Die indonesische Rockband "Seventeen" spielte, als eine Flutwelle die Bühne von hinten überspülte. Im Internet kursieren Filmaufnahmen, auf denen zu sehen ist, wie Panik ausbricht. Dann reißt die Aufnahme ab.
Bassist und Manager der Band sind tot. Weitere Bandmitglieder werden vermisst. Auch viele Zuschauer wurden getötet.
Häuser und Hotels zerstört
Am Tag nach der Katastrophe versuchen die Rettungskräfte auf den Inseln Java und Sumatra auf beiden Seiten der Sundastraße, zu den verwüsteten Gebieten vorzudringen. Hunderte Häuser wurden zerstört, Hotelanlagen beschädigt, Autos und Schiffe fortgerissen.
"Wir versuchen, die Zugangsstraßen freizuräumen, da so viel Schutt in der vergangenen Nacht dorthin gespült wurde. Wir müssen sie unbedingt räumen", sagt Nana Sukmana, Leiter der örtlichen Katastrophenschutzbehörde. Viele Gebiete können die Helfer noch nicht erreichen. Darum fürchten die Behörden, dass die Opferzahlen noch weiter steigen werden.
"Unter den Opfern sind viele Anwohner, die hier Stände und Läden für die Besucher betrieben haben. Und auch von ihnen sind viele gestorben", so Sukmana.
"Kind des Krakatau"
Viele Touristen kommen in die Strandorte der Küstenregion. Gerade bei Bewohnern der indonesischen Hauptstadt Jakarta sind sie beliebt. Von hier aus fahren Ausflugsboote zu dem legendären Vulkan Krakatau. Die Touristen wollen meist auch sein sogenanntes Kind besuchen - die Vulkaninsel Anak Krakatau (Kind des Krakatau).
Der Anak Krakatau entstand, nachdem der Krakatau im Jahr 1883 bei einem verheerenden Ausbruch in einer gigantischen Eruption verschwand. Die Flutwellen töteten damals 36.000 Menschen.
Tsunami nach unterseeischem Erdrutsch
Seit Juni war der "kleine Krakatau" immer wieder ausgebrochen. Die Eruption gestern Abend führte zu einem unterseeischen Erdrutsch. Dadurch entstand der Tsunami. Die Flutwelle wurde wohl noch durch den Vollmond verstärkt.
Nur 25 Minuten nach dem Vulkanausbruch traf sie auf die Küsten von Sumatra und Java. Wegen dieser schnellen Abfolge der Ereignisse konnten Warnungen die Bewohner nicht erreichen.
Vulkan ist nach wie vor aktiv
Heute warnte die Militärpolizei vor weiteren Flutwellen. Bewohner und Touristen sollten die Strände meiden, denn der Vulkan sei nach wie vor aktiv und könne weitere Flutwellen auslösen.
Die Situation erinnert an den fatalen Tsunami von 2004 - wieder ist es Weihnachten, und wieder wird ein Tsunami in Indonesien ausgelöst. Damals starben mehr als 230.000 Menschen in Indonesien und Thailand.
Region mit starker Tektonik
Die rund 18.000 Inseln Indonesiens liegen auf dem sogenannten pazifischen Feuerring, einer Region mit besonders starker tektonischer Aktivität. Immer wieder erschüttern Erdbeben, Vulkanausbrüche und Tsunamis das Land.
Der Tsunami von gestern Abend ist der zunächst letzte in einer Reihe von Naturkatastrophen, die Indonesien in diesem Jahr heimgesucht haben: Dazu zählen die Erdbeben auf der Insel Lombok im Sommer mit Hunderten Toten, sowie das Beben und der Tsunami auf Sulawesi mit Tausenden Toten im September.
Tödlicher Tsunami trifft Indonesien
Lena Bodewein, ARD Singapur
23.12.2018 12:40 Uhr
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