
Nach Putsch im Sudan Opposition bricht Gespräche mit Militär ab
Stand: 22.04.2019 04:00 Uhr
Die Protestierenden im Sudan haben ihre Verhandlungen mit dem Militärrat über eine Machtübergabe an eine zivile Regierung ausgesetzt. Demonstrationen sollen nun den Druck auf das Gremium erhöhen.
Im Sudan sind die Verhandlungen zwischen dem regierenden Militärrat und Vertretern der Demonstranten über die Übergabe der Macht an eine Zivilregierung unterbrochen worden. Man habe sich für eine Eskalation der Demonstrationen entschieden, weil es der Militärrat mit einer Machtübergabe nicht ernst meine, sagte ein Sprecher der Protestbewegung, Mohammed al-Amin, vor Tausenden Demonstranten in der Hauptstadt Karthum.
Der Militärrat sei lediglich eine "Verlängerung" der Regierung des gestürzten autoritären Staatschefs Omar al-Baschir, sagte al-Amin. "Wir rufen dazu auf, die Demonstrationen zu eskalieren und fortzusetzen, bis unsere Forderungen erfüllt werden." Der Chef des Militärischen Übergangsrates, Abdel Fattah al-Burhan, hatte zuvor erklärt, dass über die Forderung nach einem gemeinsamen Rat aus Militär- und Zivilvertretern weiter gesprochen werden solle.
Die Demonstranten fordern die sofortige Übergabe der Regierungsgeschäfte an eine Zivilregierung. Seit Samstag liefen Gespräche zwischen Militärs und Vertretern der Protestbewegung. Am Sonntag erklärte sich die Militärregierung bereit, die Macht an einen Zivilrat zu übergeben und bis Ende kommender Woche auf die Forderungen der Demonstranten einzugehen. Die Protestbewegung fordert eine schnellere Machtübergabe.
Sieben Millionen Euro Bargeld bei Baschir gefunden
Am 11. April war der seit drei Jahrzehnten autoritär herrschende Staatschef al-Baschir nach monatelangen Massenprotesten vom Militär gestürzt und in ein Gefängnis gebracht worden. Für eine Übergangszeit von zwei Jahren wurde ein Militärrat eingesetzt.
Derweil haben Ermittler im Haus des abgesetzten Langzeitpräsidenten rund sieben Millionen Euro Bargeld gefunden. Es sei daher ein Verfahren wegen Verdachts auf Korruption und Geldwäsche eröffnet worden, erklärte ein ranghoher Mitarbeiter der Staatsanwaltschaft in Khartum. Nun würden weitere Durchsuchungen bei anderen Mitgliedern von Al-Baschirs früherem Führungszirkel durchgeführt, sagte er weiter.
Ermittler fanden demnach bei der Durchsuchung von Al-Baschirs Residenz rund 6,7 Millionen Euro, 350 000 US-Dollar und etwa 5 Millionen sudanesische Pfund (etwa 90 000 Euro). Der Mitarbeiter der Staatsanwalt erklärte am Samstagabend, die Ermittlungen seien Teil der Bemühungen der Militärführung, Al-Baschirs korruptes System trocken zu legen. In den vergangenen Tagen wurden bereits mehrere prominente Politiker der Regierungspartei NCP verhaftet.
Aus dem Archiv
Weitere Meldungen aus dem Archiv vom 22.04.2019 und vom 21.04.2019
- Alle Meldungen vom 22.04.2019 zeigen
- Alle Meldungen vom 21.04.2019 zeigen