
Labortest im Fall Skripal Gift identifiziert, Herkunft unklar
Stand: 03.04.2018 20:35 Uhr
Das Forschungslabor des britischen Militärs ist sich sicher, dass beim Attentat auf Ex-Spion Skripal Nowitschok eingesetzt wurde. Woher das Gift stammt, konnte es aber nicht nachweisen.
Von Thomas Spickhofen, ARD-Studio London
"Wir haben nachweisen können, dass es sich um Nowitschok handelt", sagt Gary Aitkenhead, der Chef des Forschungslabors der Regierung im britischen Porton Down. "Wir haben aber nicht die präzise Quelle nachweisen können, aus der dieses Nowitschok kam", fügt Aitkenhead hinzu.
Das sei aber auch gar nicht die Aufgabe des Labors. Die wissenschaftliche Erkenntnis habe man an die Regierung weitergeleitet, und die habe mit einer Reihe anderer Quellen das Bild zusammengefügt, aus dem sie dann ihre Schlüsse gezogen habe.
Aufgabe des Labors sei es, eine wissenschaftliche Bestimmung vorzunehmen, was da für ein Stoff vorliege. Um den Herstellungsort herauszubekommen, seien dagegen weitere Informationen nötig, zu denen die Regierung Zugang habe, erklärt Aitkenhead.
Nervengift wahrscheinlich aus staatlichem Labor
Mutmaßungen, dass der Giftstoff von Salisbury möglicherweise aus seinem eigenen, nur wenige Kilometer entfernten Labor in Porton Down entwendet wurde, weist der Laborchef entschieden zurück. Man habe die höchsten Sicherheitsstandards sowie Kontrollen durch die Organisation für das Verbot von Chemiewaffen, OPCW. "Wir werden regelmäßig von der OPCW geprüft", erklärt er. "Und wenn es irgendeinen Hinweis gäbe, dass da etwas unsere vier Wände verlassen hätte, dürften wir nicht mehr arbeiten."
Aitkenhead hält es für wahrscheinlich, dass die Variante von Nowitschok, die beim Anschlag auf Sergej Skripal und seine Tochter Yulia verwendet wurde, nur in einem staatlichen Labor produziert werden kann. "Das ist ein Nervengift der militärischen Klasse. Um das herzustellen, braucht man extrem hoch entwickelte Methoden. Das kann wahrscheinlich nur ein staatlicher Akteur."
Es handele sich um eine extrem toxische Substanz, zu der ihm kein Gegengift bekannt sei, sagt Aitkenhead. Er habe aber Ratschläge für die Behandlung gegeben. Der Zustand von Sergej Skripal ist offiziellen Angaben zufolge weiterhin kritisch. Die Tochter dagegen soll inzwischen ansprechbar sein.
Britisches Labor: Es war Nowitschok, aber die Quelle ist unklar
Thomas Spickhofen, ARD London
03.04.2018 20:25 Uhr
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