
Corona-Medikament Spahn besteht auf Remdesivir-Lieferung
Stand: 02.07.2020 10:45 Uhr
Gesundheitsminister Spahn fordert trotz des Großeinkaufs der USA eine Lieferung von Remdesivir. SPD-Politiker Lauterbach kritisiert die US-Regierung und warnt im Hinblick auf einen Impfstoff vor einem "Egoismus des Preises".
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn fordert vom Hersteller des Medikaments Remdesivir weiterhin Lieferfähigkeit für Deutschland und die EU - trotz eines Großeinkaufs der USA. Er erwarte von Gilead Sciences, "dass Deutschland und Europa versorgt werden, wenn es um ein solches Medikament geht", sagte der CDU-Politiker im gemeinsamen Morgenmagazin von ARD und ZDF. Remdesivir kann zur Behandlung von Corona-Patienten eingesetzt werden. Den Bedarf für die kommenden Wochen sieht Spahn gesichert. In der Zentralapotheke des Bundes gebe es entsprechende Reserven.
Zwischen den USA und der EU ist ein Wettstreit um Remdesivir ausgebrochen. Das US-Gesundheitsministerium teilte mit, dass es einen Großteil der bis September anvisierten Produktionsmenge gesichert habe. Das Bundesgesundheitsministerium erwartet indes "noch in dieser Woche" die Zulassung des Medikaments Remdesivir für die Behandlung von Covid-19-Patienten in der EU.
Lauterbach warnt vor "Blamage der Staatengemeinschaft"
Scharfe Kritik am Verhalten der US-Regierung äußerte der SPD-Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Im Deutschlandfunk bezeichnete er den massenhaften Aufkauf von Remdesivir als "sehr unfreundlichen Akt".
Im Hinblick auf einen Impfstoff dürfe das nicht erneut passieren. Man müsse dann sicherstellen, dass besonders stark betroffene Länder zuerst bedient würden. Würde es auch bei einem Impfstoff einen "Egoismus der Preise" geben, wäre das eine unfassbare Blamage für die Staatengemeinschaft, meinte Lauterbach. Die Europäische Union sei aber auf einem guten Weg. Durch die geplante Zusammenarbeit könne man der Marktmacht der USA entgegenwirken.
Kampf um Vorräte von Covid-19-Medikament Remdesivir
tagesschau 20:00 Uhr, 02.07.2020, Michael Grytz, ARD Brüssel
"Unglaublicher Deal" für USA
Die Vereinbarung zwischen den USA und Gilead sieht laut dem Gesundheitsministerium des Landes den Erwerb von Wirkstoff-Dosen für mehr als 500.000 Behandlungen vor. Das wären 100 Prozent der geplanten Produktionsmenge für Juli sowie jeweils 90 Prozent für August und September. US-Präsident Donald Trump habe einen "unglaublichen Deal" erzielt, damit die US-Bürger Zugang zu dem ersten für Covid-19 zugelassenen Medikament hätten, erklärte Gesundheitsminister Alex Azar.
Gilead hatte diese Woche den Preis für den US-Markt festgesetzt. Eine fünftägige Behandlung mit Remdesivir werde bei Bestellung durch die US-Regierung 2340 Dollar (etwa 2000 Euro) pro Patient kosten. Dieser Nettobetrag sei auch für Deutschland geplant, so der Sprecher von Gilead in Deutschland, Martin Flörkemeier.
Kostenlose Lizenzen für Indien, Pakistan und Ägypten
Gilead will kostenlose Lizenzen an neun Generika-Hersteller in Indien, Pakistan und Ägypten vergeben. Das Medikament solle in 127 Länder exportiert werden dürfen, die meisten von ihnen in Afrika, Asien, im Nahen Osten und in Zentralamerika.
Remdesivir gilt als eines der aussichtsreichsten Medikamente bei schweren Corona-Symptomen. Ursprünglich wurde es zur Behandlung von Ebola entwickelt, zeigte aber eine zu geringe Wirkung. Es ist bislang in keinem Land der Welt uneingeschränkt als Medikament zugelassen. Studien zufolge kann es den Krankenhausaufenthalt bei Covid-19 verkürzen.
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