
US-Bundesstaat Pennsylvania Geistliche missbrauchten Tausende Kinder
Stand: 20.08.2018 18:42 Uhr
Im US-Bundesstaat Pennsylvania haben einer Untersuchung zufolge mehr als 300 katholische Priester in den vergangenen Jahrzehnten mindestens 1000 Kinder missbraucht. Die Dunkelziffer könnte noch deutlich höher liegen.
Ermittlungsbehörden im US-Bundesstaat Pennsylvania haben erschütternde Details über das Ausmaß von sexuellem Missbrauch und dessen Vertuschung in der katholischen Kirche der USA ans Licht gebracht. Die Behörden beschuldigen mehr als 300 namentlich genannte katholische Priester, sich des sexuellen Missbrauchs von Kindern schuldig gemacht zu haben.
Mindestens 1000 Kinder seien missbraucht worden, heißt es im Abschlussbericht eines Geschworenengremiums (Grand Jury) in dem Bundesstaat. Allerdings seien zahlreiche Akten verloren gegangen und manche Opfer hätten nicht aussagen wollen, erklärte die Grand Jury. Daher gebe es vermutlich sogar mehrere 1000 Opfer.
Die meisten Opfer waren der Untersuchung zufolge Jungen, viele von ihnen hatten noch nicht das Alter der Pubertät erreicht. Die Täter hätten Alkohol und Pornografie eingesetzt. Kinder seien begrapscht oder vergewaltigt worden.
Schwere Missbrauchsvorwürfe gegen katholische Geistliche in Pennsylvania erhoben
tagesthemen 22:15 Uhr, Verena Bünten, ARD Washington
"Jahrzehntelange Vertuschung"
Die Taten erstrecken sich über einen Zeitraum von 70 Jahren und auf das Gebiet von sechs der acht Diözesen im Bundesstaat. Generalstaatsanwalt Josh Shapiro, der die bisherigen Ermittlungsergebnisse vorstellte, sprach von einer "jahrzehntelangen Vertuschung" durch ranghohe Kirchenobere in Pennsylvania und im Vatikan.
Shapiros Ermittlungen gehören zu den umfangreichsten zum Kindesmissbrauch durch Priester in den Vereinigten Staaten. Der Untersuchungsbericht stützt sich auf Dutzende Zeugenaussagen und eine halbe Million Seiten kircheninterner Dokumente. Fast alle der aufgezählten Fälle seien mittlerweile verjährt, heißt es in dem Bericht. Zwei Priester hätten jedoch innerhalb der vergangenen zehn Jahre Kinder missbraucht.
Kardinal Donald Wuerl, der langjährige Bischof von Pittsburgh, erklärte bereits vor der Veröffentlichung des Berichts, er rechne damit, darin kritisiert zu werden. Wuerl führt zurzeit die Erzdiözese in Washington. Er versicherte, er habe sich in seinen 18 Jahren als Bischof von Pittsburgh für den Schutz von Kindern eingesetzt. Seinem Vorgänger Theodore McCarrick wird vorgeworfen, Jungen und erwachsene Seminaristen missbraucht zu haben. Wuerl erklärte im vergangenen Monat, in den Akten der Erzdiözese seien keine Beschwerden über McCarrick zu finden.