
"Maikäfer, flieg!" Kinderbuchautorin Nöstlinger gestorben
Stand: 13.07.2018 17:59 Uhr
Die österreichische Kinderbuchautorin Christine Nöstlinger ist im Alter von 81 Jahren gestorben. Sie schrieb mehr als 150 Bücher, darunter "Maikäfer, flieg!"
Die vielfach ausgezeichnete österreichische Autorin Christine Nöstlinger ist gestorben. Die gebürtige Wienerin starb im Alter von 81 Jahren. Dies habe ihre Familie nach dem Begräbnis der Autorin mitgeteilt, berichtete der österreichische Rundfunk ORF.
Trauer um Kinderbuchautorin Nöstlinger
tagesschau 20:00 Uhr, 13.07.2018, Darko Jakovljevic, ARD Wien
Nöstlinger schrieb mehr als 150 Bücher, darunter sind Titel wie "Maikäfer, flieg!" über das Leben nach dem Zweiten Weltkrieg im zerbombten Wien sowie "Die feuerrote Friederike", "Wir pfeifen auf den Gurkenkönig", "Konrad oder das Kind aus der Konservenbüchse" oder die "Geschichten vom Franz". Ihr Werk wurde in 30 Sprachen übersetzt und einige ihrer Bücher verfilmt.
Immer zweifeln und hinterfragen
Zu ihren zahlreichen Auszeichnungen zählen der Hans-Christian-Andersen-Preis und der Astrid-Lindgren-Preis. Ihre Kinderbücher waren von einem unangepassten, antiautoritären Erziehungsstil geprägt. Wichtig war ihr immer der Kampf gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung. Sie habe Kindern ein Stück Welt so erklären wollen, dass man miteinander auch freundlich, kameradschaftlich und solidarisch umgehen könne, sagte sie 2016 im ORF. Ihr persönliches Credo sei davon geprägt gewesen, "dass man zum Beispiel eben nicht gehorchen soll, dass man immer zweifeln muss, wenn man irgendwo zustimmen sollte."
Nöstlinger wuchs in einem Wiener Arbeiterbezirk auf. Ihre Eltern waren strikt gegen die Nazis. Die Gestapo lud ihre Mutter, eine Kindergärtnerin, mehrfach vor, weil sie es nicht über das Herz gebracht hatte, Kindern NS-Lieder beizubringen. Die Eltern hätten sie und ihre Schwester dazu angeleitet, nicht zu gehorchen, zu widersprechen. Sie habe als Kind sehr frech sein können, ohne jemals Angst vor elterlicher Züchtigung haben zu müssen. Und sie sei ein "geliebtes Kind" gewesen, habe somit dieses Urvertrauen geschenkt bekommen.
Vor wenigen Wochen hatte Nöstlinger bekannt gegeben, dass sie keine Kinderbücher mehr schreiben wolle. "Meine eigene Kindheit ist schon eine historische und die meiner eigenen Kinder auch schon bald. Es ist alles sehr, sehr anders geworden, und ich verstehe es nicht mehr. Das heißt nicht, dass ich ein abfälliges Urteil über heutige Kinder hätte", sagte Nöstlinger dem Magazin "News".
Mit Informationen von Clemens Verenkotte, ARD-Studio Wien
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