Kiew

Krieg gegen die Ukraine Russland beschießt Kiew mit Raketen

Stand: 26.06.2022 11:22 Uhr

In der ukrainischen Hauptstadt sind russische Raketen eingeschlagen - unter anderem soll ein neunstöckiges Wohnhaus getroffen worden sein. Bürgermeister Klitschko sprach von mindestens vier Verletzten.

Die russische Armee hat die ukrainische Hauptstadt Kiew mit Raketen beschossen. Es wurden mehrere Explosionen gemeldet. Ein Geschoss habe ein neunstöckiges Wohnhaus getroffen, schrieb Anton Heraschtschenko, ein Berater des ukrainischen Innenministers, bei Telegram. Eine weitere Rakete sei auf dem Gelände eines Kindergartens im Bezirk Schewtschenko eingeschlagen. Dort hielten sich zu diesem Zeitpunkt keine Kinder auf.

Die Ukraine fordert von den G7 härtere Sanktionen gegen Russland

Judith Schacht, WDR, tagesschau, tagesschau, 26.06.2022 20:00 Uhr

In dem Wohnhaus wurden nach Angaben von Bürgermeister Vitali Klitschko mindestens vier Menschen verletzt. Aus den Trümmern wurden demnach auch ein sieben Jahre altes Mädchen und seine Mutter geborgen. Bei Telegram schrieb Klitschko, Krankenwagen und Rettungssanitäter seien vor Ort.

Der ukrainische Parlamentsabgeordnete Olexij Hontscharenko schrieb, insgesamt hätten russische Truppen in den Morgenstunden 14 Raketen auf Kiew und Umgebung abgefeuert. Die Hauptstadt war in den vergangenen Wochen nur selten Ziel von Angriffen gewesen. Zuletzt war sie Anfang Juni beschossen worden.

Konfliktparteien als Quelle

Angaben zu Kriegsverlauf, Beschuss und Opfern durch offizielle Stellen der russischen und der ukrainischen Konfliktparteien können in der aktuellen Lage nicht unmittelbar von unabhängiger Stelle überprüft werden.

Raketenangriffe auf mehrere Städte

Möglicherweise verstärkt Russland nach Erfolgen im Osten des Landes wieder seine Angriffe auf Städte abseits der Front. Gestern waren bei einem Raketenangriff auf die westukrainische Stadt Sarny nach Behördenangaben mindestens drei Menschen getötet worden. Nach Angaben der ukrainischen Nachrichtenagentur Unian wurden auch die Oblaste Chmelnyzkyj, Lwiw, Mykolajiw, Schytomyr und Tschernihiw angegriffen.

Nach Angaben der ukrainischen Armee wurden einige der Raketen von Tu-22-Langstreckenbombern abgefeuert, die erstmals in Belarus gestartet sein sollen.

Selenskyj fordert moderne Luftabwehr

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sieht die Ukraine in einer schwierigen Phase des Krieges. "Wir haben kein Gefühl dafür, wie lange es dauern wird, wie viele Schläge, Verluste und Anstrengungen noch nötig sein werden, bevor wir sehen, dass der Sieg in Sicht ist", sagte er in einer Videobotschaft. Die Raketenangriffe bestätigten, dass die Sanktionen gegen Russland nicht ausreichten, um der Ukraine zu helfen. Erneut forderte er die Lieferung moderner Luftabwehrsystem aus NATO-Staaten. Diese Waffen sollten nicht "in Lagern" stehen.

Gleichzeitig versprach Selenskyj, die von Russland eingenommenen Städte zurückzuerobern. Namentlich verwies er auf das jüngst verloren gegangene Sjewjerodonezk. Auch Melitopol und Mariupol seien nicht in Vergessenheit geraten. "Alle anderen Städte der Ukraine, die vorübergehend besetzt sind, werden ukrainisch sein."

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Weiß schraffiert: Vormarsch der russischen Armee. Grün schraffiert: von Russland unterstützte Separatistengebiete. Krim: von Russland annektiert.

Mehr Panzerabwehrwaffen gekauft

Unterdessen erwirbt die Ukraine offenbar mehr Waffen in Deutschland. Die Regierung in Kiew habe knapp 2900 tragbare Panzerabwehrwaffen vom Typ RGW 90 beim Rüstungskonzern Dynamit Nobel Defence (DND) erworben, berichtet die "Welt am Sonntag". Die Waffen sollen bereits geliefert worden sein. Die Lieferung der Waffen setzt eine Genehmigung der Bundesregierung voraus. Das Bundeswirtschaftsministerium habe die Informationen auf Anfrage nicht kommentieren wollen, so die Zeitung.

Stephan Laack, ARD Moskau, 26.06.2022 17:44 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten am 26. Juni 2022 Deutschlandfunk um 07:00 Uhr sowie um 08:00 Uhr in den Nachrichten und tagesschau24 um 09:00 Uhr sowie um 10:00 Uhr in den "Hundert Sekunden".