
Afghanistan Mindestens acht Tote bei Granatenangriff
Stand: 21.11.2020 17:15 Uhr
In der afghanischen Hauptstadt Kabul sind beim Einschlag zahlreicher Mörsergranaten acht Menschen getötet worden. Die Terrormiliz "Islamischer Staat" reklamierte den Anschlag für sich.
Von Bernd Musch-Borowska, ARD-Studio Südasien
Nach einem Granatenangriff in der afghanischen Haupstadt Kabul am Morgen haben die Aufräumarbeiten begonnen. Acht Menschen seien ums Leben gekommen, teilte das afghanische Innenministerium mit, Dutzende wurden verletzt. Mehr als 20 Mörsergranaten wurden auf Wohngebiete rund um die sogenannte grüne Zone abgefeuert, wo sich die meisten ausländischen Botschaften befinden. Unter den Opfern sind vor allem Zivilisten, auch Kinder. Angehörige trauern um die Opfer.
Kadija, die Großmutter eines kleinen Mädchens, das von Granatsplittern getötet wurde, fragt sich: "Was hat das unschuldige Kind denn getan, dass es getötet wurde?" Es sei während des Frühstücks in seinem Zuhause passiert, sagt die ältere Frau. "Was haben wir getan? Wir sind doch nicht die Regierung, warum töten sie uns einfache Leute?"
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" reklamierte den Angriff für sich. Die Taliban erklärten, sie hätten damit nichts zu tun.
IS weiterhin in Afghanistan aktiv
Ende vergangenen Jahres hatte Präsident Ashraf Ghani den IS in Afghanistan für besiegt erklärt, doch DAESH, wie die Terrororganisation in der Region genannt wird, ist weiterhin aktiv. Ende Oktober hatte sich ein Selbstmordattentäter des IS vor einem Schulgebäude in Kabul in die Luft gesprengt und dabei fast 20 Menschen getötet und Dutzende verletzt, alles Schülerinnen und Schüler.
Die afghanische Regierung, die vor rund zwei Monaten den sogenannten innerafghanischen Dialog mit den Taliban aufgenommen hatte, macht die Taliban für das anhaltend hohe Gewaltniveau im Land verantwortlich. Die seit Monaten immer häufigeren Angriffe der Taliban auf Regierungstruppen und öffentliche Einrichtungen schafften eine Sicherheitslücke, die von anderen Terrororganisationen genutzt werde.
"Die Extremisten nutzen die Situation für ihre Zwecke"
Der IS und auch Al Kaida seien weiterhin aktiv in Afghanistan, sagte vor kurzem der Vorsitzende des Hohen Rates für Versöhnung, Abdullah Abdullah, in einer Video-Konferenz des US-Think Tanks "Council on Foreign Relations": "Diese Extremisten des Islamischen Staats und von Al Kaida nutzen die Situation für ihre Zwecke." Sie verfolgten ihre eigenen Ziele, sagte er weiter. "Wenn wir nicht verhindern, dass die sich hier in Afghanistan niederlassen, dann werden die sich auch gegen andere Länder wenden. Die machen, was sie wollen."
Die USA wollen ihre Truppen aus Afghanistan abziehen. Bis Mitte Januar wird die Zahl der US-Soldatinnen und Soldaten am Hindukusch auf 2500 reduziert. Auch die Bundeswehr arbeitet offenbar an einem Szenario für den Abzug aus Afghanistan innerhalb der nächsten vier Monate.
Granatenangriff in Kabul
Bernd Musch-Borowska, ARD Neu-Delhi
21.11.2020 15:40 Uhr
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