
Flugzeugbrand in Moskau Pilot spricht von Blitzeinschlag
Stand: 06.05.2019 16:03 Uhr
Nach dem Flugzeugunglück in Moskau mit 41 Toten suchen die Ermittler nach der Ursache. Nach Angaben des Piloten war nach einem Blitzeinschlag der Funkkontakt abgebrochen. Bilder vom Rollfeld, die Menschen mit Koffern zeigen, werfen Fragen auf.
Nach der Flugzeugkatastrophe in Moskau gehen die Ermittler verschiedenen möglichen Ursachen für das Unglück mit 41 Toten nach. Untersucht werde, ob die Piloten und das technische Personal ausreichend qualifiziert gewesen seien, teilte das staatliche Ermittlungskomitee mit. Auch mögliche technische Ursachen sowie Wettereinflüsse werden geprüft.
Ermittlungen nach Flugzeugunglück in Moskau
tagesschau 15:00 Uhr, 06.05.2019, Ina Ruck, ARD Moskau
Nach Bruchlandung Feuer gefangen
In russischen Medien sagte der Pilot der Unglücksmaschine, dass nach einem Blitzeinschlag die Funkverbindung zusammengebrochen sei. Er habe den Superjet dann im Havariemodus steuern müssen. Das Flugzeug habe erst nach der Bruchlandung Feuer gefangen. Die Geschwindigkeit beim Aufsetzen sei "normal" gewesen, sagte der Pilot. Er wies damit Vermutungen zurück, die Maschine sei mit zu hohem Tempo im Anflug gewesen. Aeroflot hatte ihm eine große Erfahrung bescheinigt.
Die Ermittler hoffen darauf, nach Auswertung der Flugschreiber Klarheit über den Grund der Notlandung zu bekommen. Das kann mehrere Tage dauern. Flugschreiber enthalten unter anderem Aufzeichnungen der Flugdaten und der Cockpitgespräche.
Handgepäck als Problem?
Nach Einschätzung des Luftfahrtexperten Cord Schellenberg könnte das Verhalten einiger Passagiere die Evakuierung des Flugzeugs behindert haben.
"Schaut man sich die Bilder an, die nach dem Unglück in Umlauf kamen, fällt auf, dass auf dem Flugfeld rund um das brennende Flugzeug mehrere Menschen mit Rollkoffern zu sehen sind. Offenkundig haben sie ihr Handgepäck aus der Unglücksmaschine mitgenommen", sagte Schellenberg tagesschau.de.
Untersuchungen früherer Unglücke hätten gezeigt, dass Passagiere mit diesem Verhalten nicht nur sich selbst, sondern vor allem auch die mitfliegenden Menschen gefährdeten. "Der Rollkoffer muss unter dem Sitz oder aus der Gepäckablage hervorgeholt werden. Das kostet wertvolle Zeit", so Schellenberg.
Der Jet war am Sonntagabend kurz nach dem Start wegen technischer Probleme auf den Flughafen Moskau-Scheremetjewo zurückgekehrt. Beim Landeanflug prallte die Maschine mehrfach auf den Boden und ging in Flammen auf. Nach ersten Erkenntnissen wurde durch das Aufschlagen das Fahrwerk des Flugzeugs zerstört. Teile seien in den Tank geflogen. Weil die Maschine vor dem Flug nach Murmansk im Norden Russlands voll mit Treibstoff gefüllt war, brannten große Mengen Kerosin.
Nach Angaben der russischen Behörden konnten sich 37 Menschen retten, darunter die Piloten. Die Menschen entkamen über Notrutschen und rannten über das Flughafengelände. An Bord des Fluges SU1492 waren 78 Insassen.
Die seit 2017 eingesetzte Maschine soll erst im April technisch gewartet worden sein. Der Suchoi Superjet-100 ist die erste Neuentwicklung seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion vor gut 30 Jahren. Seit 2011 sind die Maschinen zugelassen. Immer wieder gab es Berichte über Pannen und Zwischenfälle. Bei einem Probeflug des Superjets starben 2012 in Indonesien 45 Menschen. Doch ein vergleichbares Unglück in der zivilen Luftfahrt in Russland hat es mit dem Flugzeugtyp bisher nicht gegeben.
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