Händler an der New Yorker Börse
marktbericht

Rekordlauf gestoppt Wall Street im Pause-Modus

Stand: 26.02.2024 22:20 Uhr

Vor wichtigen Preisdaten im weiteren Wochenverlauf haben die US-Anleger zum Wochenstart inne gehalten. Der Rekordlauf der Wall Street legte damit heute zumindest eine Pause ein.

Die US-Aktienmärkte zeigten sich nach dem am Freitag fortgesetzten Rekordlauf zwar stabil, bewegten sich aber zum Wochenstart kaum. Damit blieben die Indizes auf hohem Niveau, haben heute aber keine neuen Höchststände mehr markiert. Wie auch zuvor schon in Europa hielten sich die Anleger vor wichtigen neuen Inflationsdaten mit Käufen zurück. Vereinzelt wurden Gewinne mitgenommen.

Der Leitindex Dow Jones, der ebenso wie alle anderen großen Indizes am Freitag bei 29.282 Punkten ein Allzeithoch erreicht hatte, schloss bei 39.069 Zählern um 0,16 Prozent leicht tiefer. Etwas stärker um 0,38 Prozent gab der breiter gefasste S&P-500-Index nach, an der Technologiebörse Nasdaq ging es leicht um 0,13 Prozent nach unten.

Am Donnerstag wird das von der US-Notenbank bevorzugte Maß für die Inflation veröffentlicht - der Kernpreisindex der persönlichen Konsumausgaben (PCE). Die Hoffnungen auf erste Zinssenkungen in diesem Jahr haben sich angesichts einer rückläufigen, aber weiter hohen Teuerung bei zugleich robusten US-Wirtschafts- und Arbeitsmarktdaten bereits in den Zeitraum Mai/Juni nach hinten verschoben.

Die frischen Daten könnten Hinweise liefern für die zukünftige Geldpolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Zuletzt hatten die gesunkenen Zinssenkungserwartungen jedoch kaum noch das Potenzial dazu, die Kauflaune an den globalen Aktienmärkten zu dämpfen. Die Aufregung rund um Künstliche Intelligenz (KI) stellt alles in den Schatten.

An der Dow-Spitze stiegen die Aktien des Software-Konzerns Salesforce um mehr als drei Prozent. Die von heute an im Leitindex gelisteten Papiere von Amazon verloren hingegen leicht 0,15 Prozent. Für den Handelsriesen musste die Drogerie- und Apothekenkette Walgreens Boots Alliance weichen, die erst vor einigen Jahren die Aufnahme in den weltweit bekanntesten Aktienindex geschafft hatte. Deren Anteilsscheine fallen um rund zwei Prozent.

Die Holding des legendären Investors Warren Buffett sitzt auf Rekord-Geldreserven von mehr als 160 Milliarden Dollar. Der 93-Jährige sieht derzeit kaum spannende Investitionsobjekte. In den USA gebe es nur "eine Handvoll" Unternehmen, die bei seiner Holding Berkshire Hathaway für große Sprünge sorgen könnten - und diese hätten er und andere schon lange im Blick, hieß es im Jahresbericht für 2023 am Samstag. Im Ausland sieht Buffett gar keine passenden Kandidaten für die Geldanlage.

Der Reingewinn der Holding lag bei 96 Milliarden Dollar nach einem Verlust von 23 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor. Doch Buffett selbst bezeichnete diese Zahl "schlimmer als nutzlos", da sie von Buchgewinnen- und Verlusten verzerrt werde und nur bedingt Aufschluss über das Wirtschaften in einem bestimmten Zeitraum gebe. Im Schlussquartal vergangenen Jahres legte das operative Ergebnis im Jahresvergleich von 6,6 auf rund 8,5 Milliarden Dollar zu.

Die Berkshire B-Aktie erreichte im frühen Handel bei 430 Dollar ein neues Rekordhoch, konnte dieses aber nicht halten und rutschte danach ab. Am Ende schloss das Papier bei 409,14 Dollar um knapp 2,00 Prozent leichter. Berkshire kratzte damit kurz an einer Börsenbewertung von einer Billion Dollar und ist damit das einzige Unternehmen außerhalb des Technologiesektors, das in diese Höhen vorgestoßen ist.

Eigentlich wäre es bei einer Bandbreite von rund 60 DAX-Punkten sowie des Öfteren wechselnden Vorzeichen ein ruhiger Wochenstart am deutschen Aktienmarkt gewesen. Aber der Markt bewegt sich eben auf allerhöchstem Niveau, so dass auch kleine Ausschläge derzeit reichen, um neue Bestmarken zu erreichen.

So auch heute. Nachdem sich der DAX lange schwer getan hatte, sein bisheriges Allzeithoch bei 17.443 Punkten zu überwinden, hat er am Nachmittag bei 17.460 Zählern die Nase knapp darüber gehabt. Das neue Rekordniveau konnte aber nicht gehalten werden, der Schlussstand lag bei 17.423 Punkten ganze vier Zähler oder 0,02 Prozent über dem vom Freitag.

Was vor allem technische Analystinnen und Analysten genau beobachten. "Zu viele optimistische Anleger sind bekanntlich nicht gut", sagte Christian Henke vom Broker IG. "Nichtsdestotrotz wollen die Marktteilnehmer nichts von einer Korrektur wissen."

Der MDAX der mittelgroßen Werte tendierte am Ende 0,82 Prozent leichter und damit deutlich schwächer. Anders als die im DAX enthaltenen Unternehmen erzielen die im MDAX notierten Firmen ihre Wertschöpfung eher aus dem Inland. Hier kommt die derzeit schwierige heimische Konjunkturlage stärker zum Tragen, von regelmäßigen Rekordhochs ist jedenfalls im MDAX keine Rede.

Seit Jahresbeginn hat der DAX vier Prozent zugelegt. Auch für die amerikanische und die japanische Börse geht es seit Wochen steil bergauf. Die Aussicht auf sinkende Zinsen, aber auch der Boom um das Thema Künstliche Intelligenz (KI) treibt die Märkte schon seit dem Schlussquartal 2023 immer weiter nach oben. Zuletzt hat vor allem der US-Chiphersteller Nvidia mit einem positiven Ausblick den Boom weiter angeheizt und für einen wahren Kaufrausch gesorgt.

Zum Thema Zinsen, dem anderen großen Treiber der Weltbörsen, werden wie auch in den USA neue Daten am Donnerstag erwartet. Dann stehen Verbraucherpreise für Deutschland auf der Agenda. Ähnlich wie die Fed ziert sich die Europäische Zentralbank (EZB), den Zinssenkungsprozess schon zu beginnen und hält sich alle Optionen offen.

Dies bestätigte heute EZB-Chefin Christine Lagarde. Demnach ist die Notenbank bei der Inflationsbekämpfung noch nicht dort, wo sie hinwill. "Wir müssen das Ziel einer Inflation von zwei Prozent nachhaltig erreichen", sagte sie dem belgischen Fernsehsender "Kanaal Z". Sie wiederholte damit zuletzt gemachte Aussagen. Beobachter erwarten, dass die Europäische Zentralbank im weiteren Jahresverlauf ihre Leitzinsen senken wird. Über den genauen Zeitpunkt wird noch spekuliert.

Update Wirtschaft vom 26.02.2024

Antje Erhard, HR, tagesschau24, 26.02.2024 09:00 Uhr

Der Kurs des Euro hat sich zum Wochenstart befestigt. Zuletzt kostete die Gemeinschaftswährung im US-Handel 1,0851 Dollar. Am Morgen hatte sie noch niedriger notiert. Die Europäische Zentralbank (EZB) setzte den Referenzkurs auf 1,0852 (Freitag: 1,0834) Dollar fest. Am Nachmittag standen kaum Konjunkturdaten auf dem Programm, die an den Finanzmärkten für Bewegung hätten sorgen können.

Leicht positive Nachrichten kommen derweil von der deutschen Exportindustrie: Die Exporterwartungen der Unternehmen stiegen im Februar auf minus 7,0 Punkte, von minus 8,5 Punkten im Januar, wie das ifo-Institut am Morgen mitteilte. Zuwächse bei den Exporten erwarteten aber weiterhin nur wenige Branchen. 

"Die deutsche Exportwirtschaft profitiert gegenwärtig kaum von der weltwirtschaftlichen Entwicklung", sagte der Leiter der ifo-Umfragen, Klaus Wohlrabe. "Da gibt es noch deutlich Luft nach oben."

In den USA ist die Zahl der verkauften Neubauten zu Beginn des Jahres weiter gestiegen. Es wurden im Januar 1,5 Prozent mehr Häuser verkauft als im Vormonat, wie das Handelsministerium heute in Washington mitteilte. Analysten hatten im Schnitt allerdings einen stärkeren Anstieg um 3,0 Prozent erwartet. Der Zuwachs im Dezember wurde von 8,0 auf nur noch 7,2 Prozent korrigiert.

Im Januar wurde 661.000 neue Häuser verkauft. Der Immobilienmarkt ist für die US-Wirtschaft von hoher Bedeutung. Unter anderem hängt die Ausgabefreude der Verbraucher von der Entwicklung auf dem Häusermarkt ab.

Die Ölpreise haben ihre frühen Verluste aufgeholt und sind ins Plus gedreht. Am Nachmittag kostet ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent 81,43 Dollar und damit 0,7 Prozent mehr. In der vergangenen Woche hatten sich die Erdölpreise unter dem Strich nicht besonders stark bewegt. Auch seit Jahresbeginn halten sich die Preisbewegungen in Grenzen. Gold wird aktuell rund 0,3 Prozent schwächer gehandelt bei 2.027 Dollar je Feinunze.

Die Digitalwährung Bitcoin ist heute mit einem Kurs von mehr als 53.000 Dollar auf den höchsten Stand seit Ende 2021 gestiegen. Die psychologisch wichtige Marke von 50.000 Dollar hatte das älteste und bekannteste Digitalgeld vor rund zwei Wochen überschritten.

Der Bitcoin profitiert schon seit einiger Zeit von einem steigenden Interesse. Unter anderem dürfte die Zulassung spezieller Bitcoin-Fonds weiter nachwirken. Diese Fonds wurden im Januar von der US-Börsenaufsicht SEC genehmigt, was zunächst nur kurzzeitig zu Kurseuphorie führte. Die genehmigten Spot-ETF auf Bitcoin sind neuartig, weil sie den Anlegern erstmalig ermöglichen, in Bitcoin zu investieren, ohne die Digitalwährung selbst direkt erwerben zu müssen. 

Im DAX setzte die Rheinmetall-Aktie ihre Kursrally fort, erobert bei 423,10 Euro ein neues Rekordhoch und stand mit einem Tagesgewinn von 2,8 Prozent erneut an der Indexspitze. Auch andere Rüstungswerte wie Hensoldt und Renk bleiben gefragt. Im DAX ist die Rheinmetall-Aktie mit einem Kursgewinn im laufenden Börsenjahr von fast 50 Prozent der mit Abstand beste Wert - noch deutlich vor dem Technologieriesen SAP.

Die Münchener Rück hebt ihre Dividende deutlich an und schüttet weitere 1,5 Milliarden Euro über einen Aktienrückkauf an ihre Aktionäre aus. Die Dividende für das abgelaufenen Jahr solle auf 15 Euro erhöht werden, teilte der weltgrößte Rückversicherer am Abend nach XETRA-Schluss mit. 2023 hatte das Institut 11,60 Euro je Aktie gezahlt. Analysten hatten mit einer Ausschüttung von 12,49 Euro gerechnet. Zusätzlich will der Rückversicherer eigene Aktien im Wert von bis zu 1,5 Milliarden Euro zurückkaufen und einziehen. Insgesamt erhielten die Aktionäre damit 3,5 Milliarden Euro.

Die Münchener Rück hatte zuletzt für das abgelaufene Jahr einen Nettogewinn von 4,5 Milliarden Euro in Aussicht gestellt; 2024 sollen es fünf Milliarden Euro werden. Das Unternehmen profitiert vom günstigen Marktumfeld und konnte zuletzt höhere Preise durchsetzen. Details zum abgelaufenen Geschäftsjahr und zu den Aussichten für 2024 will Vorstandschef Joachim Wenning am Dienstag bei der Bilanzpressekonferenz nennen

Zwar bekräftigte der Energietechnikkonzern Siemens Energy auf der Hauptversammlung seinen Zeitplan für die Sanierung des verlustreichen Windkraftgeschäfts - so soll Siemens Gamesa nach Aussagen der Unternehmensführung auf dem heute digital abgehaltenen Aktionärstreffen im Geschäftsjahr 2026 die Gewinnschwelle erreichen.

Aktionärsvertreter gingen mit dem Umgang des Konzerns zur Lösung der Probleme im Windgeschäft indes hart ins Gericht. Mehrere Aktionäre wie unter anderem die Fondsgesellschaften Union Investment und DWS kündigten an, dem Vorstand die Entlastung zu verweigern.

Siemens Gamesa hatte dem Energietechnikkonzern im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 (per Ende September) einen Verlust von rund 4,6 Milliarden Euro eingebrockt. Qualitätsmängel der Landturbinen 4.X und 5.X sorgten für milliardenschwere Rückstellungen. Dazu kamen höhere Anlaufkosten für den Ausbau der Kapazitäten für Meeresanlagen.

Arne Rautenberg von Union Investment monierte, die Probleme bei Siemens Gamesa seien entweder nicht "in vollem Umfang gesehen oder schöngeredet worden". Siemens Energy habe sich mit der "völlig überteuerten Komplettübernahme" ein "kapitales Eigentor" geschossen.

Die Deutsche Telekom hat zusammen mit zwei Partnerfirmen das Konzept eines neuartigen Smartphones vorgestellt, bei denen der Nutzer keine Apps mehr sieht. Stattdessen agiert er beim "KI-Phone" über Sprachbefehle mit einer Künstlichen Intelligenz (KI), die für ihn Informationen aus dem Internet sammelt und sie auf dem Display anzeigt, etwa Flugbuchungen oder Geschenkvorschläge.

"Die Zukunft wird frei von Apps sein", sagte der Gründer und Chef von Brain Technologies, Jerry Yue, auf der Mobilfunk-Messe Mobile World Congress (MWC) in Barcelona, die heute beginnt.

Bei der Cloud-Version greift die Telekom auf ihr bereits existierendes Mittelklasse-Gerät T-Phone zurück, das mit dem Google-Betriebssystem Android läuft. Das Smartphone selbst ist also nichts Besonderes - was damit gemacht wird, sehr wohl: der Einsatz von KI, um die Sicht auf Apps überflüssig zu machen. Aus Sicht von Branchenexperten könnte das Projekt am Anfang eines Trends stehen, bei dem Apps an Einfluss verlieren und die Smartphone-Nutzung sich radikal ändert.

Der Chip-Hersteller Infineon hat einen Aktienrückkauf im Volumen von bis zu 300 Millionen Euro angekündigt. Die bis zu sieben Millionen Papiere dienten dazu, im Rahmen von Mitarbeiter-Beteiligungsprogrammen an Beschäftigte vergeben zu werden, teilte der DAX-Konzern mit.

Pessimismus der UBS drückte die Aktien des Kochboxenlieferanten HelloFresh im MDAX fast zwölf Prozent ins Minus und ans MDAX-Ende. Auch andere Branchenwerte fielen. Branchendaten zeigten, dass das Marktumfeld für den Kochboxen-Anbieter schwierig bleibe, machte Analyst Jo Barnet-Lamb den Anlegern in einer heute vorliegenden Studie wenig Hoffnung. Vor den Mitte März anstehenden Jahreszahlen sieht er Risiken für die Jahresziele. Aber auch der Ausblick für 2025 sei mit Blick auf die deutlich niedrigeren Konsensschätzungen in Gefahr. Seine Verkaufsempfehlung hat daher Bestand.

Ebenfalls sehr schwach tendierten im MDAX Vitesco. Hintergrund war die Übernahmevereinbarung des Antriebsspezialisten für freie Aktionäre durch den Automobil- und Industriezulieferer Schaeffler. Beide Unternehmen hätten sich auf ein vorläufiges Umtauschverhältnis von 11,4 Schaeffler-Aktien je Vitesco-Aktie geeinigt, teilte Schaeffler heute in Herzogenaurach mit. Das Umtauschverhältnis ist zentral für Anleger, die noch Vitesco-Aktien besitzen, nachdem das Übernahmeangebot von Schaeffler im Dezember ausgelaufen ist.

Ein Händler meldete vorsichtige Zweifel an, ob das genannte Umtauschverhältnis der letzte Wurf sein wird. Denn der von beiden Parteien gemeinsam bestellte Bewertungsgutachter sowie der "gerichtlich bestellte Verschmelzungsprüfer" müssten es noch als angemessen bestätigen. Zudem müssten auch die Aufsichtsräte beider Unternehmen noch zustimmen, hieß es.

Im Kampf um die technologische Führung bei Künstlicher Intelligenz (KI) setzt Microsoft künftig auch auf europäische Expertise. Der US-Softwarekonzern gab am Montag eine Partnerschaft mit der französischen Firma Mistral bekannt. Deren ChatGPT-Konkurrent werde künftig auch auf Microsofts Cloud-Plattform Azure verfügbar sein. Außerdem loteten die neuen Partner die Möglichkeiten für die gemeinsame Entwicklung von KI aus, die auf die Bedürfnisse bestimmter Kundengruppen zugeschnitten sind.

Die "Financial Times" berichtete außerdem, dass Microsoft einen Minderheitsanteil an der knapp ein Jahr alten Firma übernommen habe. Details seien nicht bekannt. Mistral war bei einer Finanzierungsrunde im Dezember mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet worden. Microsoft ist auch Großaktionär beim ChatGPT-Entwickler OpenAI.

Broadcom-Papiere legten gut ein Prozent zu. In einem rund vier Milliarden Dollar schweren Deal trennt sich der Chiphersteller von seinem Geschäft mit Software für den Fernzugriff auf elektronische Geräte. Der Finanzinvestor KKR gab am Montag den Kauf der Broadcom-Sparte End-User Computing (EUC) bekannt. Insider hatten am Wochenende berichtet, dass sich KKR in einem Bieterverfahren gegen andere Interessenten, darunter EQT, durchgesetzt habe.