
Testflug der 777X Boeings neuer Hoffnungsträger gestartet
Stand: 26.01.2020 13:40 Uhr
Boeing steckt in einer tiefen Krise: Weltweit darf die 737 Max nach zwei Abstürzen nicht mehr fliegen. Hoffnung setzt Boeing nun auf ein neues Model: die 777X. Jetzt hat der Großraumjet seinen ersten Flug absolviert.
Die vom US-Luftfahrtkonzern Boeing dringend herbeigesehnte Wiederzulassung des Unglücksfliegers 737 Max dürfte sich noch Monate hinziehen. Positive Nachrichten kann der Flugzeugbauer deshalb gut gebrauchen - eine gibt es: Boeings neuer Großraumjet 777X hat seinen Jungfernflug erfolgreich absolviert. Boeings Hoffnungsträger hob in der US-Stadt Everett bei Seattle im Bundesstaat Washington ab und landete sicher wieder am Boden. Der Erstflug habe drei Stunden und 51 Minuten gedauert und sei erfolgreich verlaufen, teilte Boeing mit.
Auch beim 777X-Modell lief nicht alles rund
Wegen schlechter Wetterbedingungen hatte der US-Flugzeugbauer den bereits für Donnerstag geplanten Erstflug der 777X verschieben müssen. Bei der Entwicklung des neuen Langstreckenfliegers hatte Boeing bereits in der Vergangenheit mehrere Rückschläge verzeichnet. Die ersten Flugzeuge sollten eigentlich schon Mitte 2020 ausgeliefert werden, doch Boeing musste den Termin aufgrund von Problemen mit dem Triebwerk und anderer technischer Pannen auf Anfang 2021 verschieben.
Nach aktuellen Angaben stehen 340 Bestellungen in den Büchern des krisengeschüttelten Branchenriesen, unter anderem von der Lufthansa.
Die 777X ist laut Boeing das größte zweistrahlige Flugzeug weltweit. Zu den auffälligsten Merkmalen zählen die zusammenklappbaren Flügelspitzen, mit denen die großen Flügel in die gleichen Stellplätze wie frühere Modelle passen.
Seit März gilt ein weltweites Flugverbot für die Boeing 737 MAX, nachdem bei zwei Abstürzen von Maschinen dieses Typs in Indonesien und Äthiopien insgesamt 346 Menschen ums Leben gekommen waren. Ermittler vermuten, dass die Unglücke mit einem Stabilisierungssystem zusammenhängen, das bei einem drohenden Strömungsabriss die Flugzeugnase nach unten drückt.
FAA spricht von Fortschritten
Ein Sprecher der US-Luftfahrtbehörde bekräftigte, dass es noch keinen Zeitplan für die Wiederzulassung des Flugzeugtyps gebe. Zugleich hob er hervor, dass es seit Dezember Fortschritte im Wiederzulassungsprozess gegeben habe. Die Luftfahrtbehörde sei "zufrieden mit den Fortschritten, die Boeing in den vergangenen Wochen gemacht hat, um wichtige Zwischenziele zu erreichen", sagte der Sprecher.
Flugzeugbauer Boeing rechnet damit, dass das Flugverbot für das Modell 737 Max noch bis zum Sommer bestehen bleibt. Die US-Flugaufsicht FAA werde wohl nicht vor Juni oder Juli die Starterlaubnis verfügen, hatte der Konzern vor Kurzem mittgeteilt.
Enorme Belastung für Boeing
Für Boeing ist der Ausfall der 737 Max eine enorme Belastung, die hohe Sonderkosten und Imageschäden verursacht hat. Der Flugzeugtyp war bis zu den Abstürzen Boeings bestverkauftes Modell und einer der wichtigsten Gewinnbringer. Aufgrund der hohen Ungewissheit hinsichtlich der Wiederzulassung wurde die Produktion des Jets jüngst bis auf Weiteres ausgesetzt. Im Dezember war im Zuge des 737-Max-Debakels Vorstandschef Dennis Muilenburg zurückgetreten.
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