Frauen jubeln im Azadi-Stadion in Teheran. | STR/EPA-EFE/REX/Shutterstock

Public Viewing zur WM Irans Frauen erobern das Stadion

Stand: 21.06.2018 04:04 Uhr

Irans Nationalmannschaft mag zwar verloren haben - doch abseits des Rasens gab es einen Sieg zu feiern: Erstmals seit 37 Jahren waren auch Frauen beim Public Viewing im Stadion zugelassen.

Von Karin Senz, ARD-Studio Istanbul

"Das Team Melli hat heute schon gewonnen", twittert einer gleich zu Beginn des Spiels. Team Melli - das ist die iranische Nationalmannschaft. Der Twitter-User meint aber nicht ihre Leistung auf dem Rasen in Russland, sondern das, was im Teheraner Azadi-Stadion passiert. Denn da verfolgen Frauen und Männer das Vorrundenspiel gegen Spanien beim Public Viewing gemeinsam - zum ersten Mal seit 37 Jahren.

Karin Senz ARD-Studio Istanbul

Sieg fern des Rasens

Das Team Melli twittert als eines der ersten ein Foto von feiernden Frauen auf den Rängen in Teheran. Es ist eine kleine Sensation und ein hart erkämpfter Sieg.

Denn schon am Freitag wollte der Betreiber das Azadi-Stadion für Familien öffnen. Es wurde kurzfristig verboten. Jetzt hatte es wieder so ausgesehen, als würden die Tore doch geschlossen bleiben. Die Polizei hatte das Stadion abgeriegelt. Doch die Menschen ließen sich nicht heimschicken. Sie protestierten lautstark und setzten sich demonstrativ vor das Stadion.

Ausgelassener Jubel

Etwa eine Viertelstunde vor Anpfiff dann die Kehrtwende: Die Wartenden dürfen rein - Männer und Frauen. Die posten Selfies im Netz im grün-weiß-roten Look. Sie strahlen, feiern auf den Rängen und schwenken große Iran-Flaggen. Die Fotos machen im Netz die Runde. Beim vermeintlichen 1:1 hält es kaum jemanden auf dem Sitz. Um so größer die Enttäuschung, als das Tor nicht gegeben wird.

Später heißt es aus Kreisen, die Präsident Hassan Rohani nahestehen: Er selbst habe veranlasst, die Tore des Stadions zu öffnen.

Drei Euro hat die Karte gekostet. Rund 20.000 Menschen haben es ins Stadion geschafft. Aber auch draußen gibt es Public Viewing, in Parks zum Beispiel. Auch das war am Freitag beim 1:0 Sieg gegen Marokko noch verboten. Die jungen Iraner ließen sich das Feiern aber auch da schon nicht nehmen. Frauen und Männer waren gemeinsam auf den Straßen Teherans unterwegs in ausgelassener Stimmung.

Frauen erobern die Stadien

Das Stadionverbot für Frauen gilt seit 37 Jahren. Nach Ansicht des erzkonservativen Klerus haben sie in Fußballstadien mit frenetischen jubelnden männlichen Fans und markigen Slogans nichts zu suchen.

Die Fußball-Begeisterung lenkt viele Iraner ab von den Alltagssorgen. Und die sind wieder größer geworden, seit die USA aus dem Atomdeal ausgestiegen sind. Es kommen weniger Güter ins Land. Fanartikel sind kaum zu kriegen.

Ob sich der Sieg der iranischen Frauen wiederholen kann, wird sich zeigen. Bis jetzt heißt es, auch gegen Portugal sollen sie wieder mit von der Partie sein - beim Public Viewing auf den Rängen des Teheraner Azadi-Stadions. 

Über dieses Thema berichtete Inforadio am 21. Juni 2018 um 06:31 Uhr.