FAQ

Rekordtemperaturen Das hilft bei Hitze

Stand: 25.06.2019 16:14 Uhr

Im ganzen Land herrscht Hochsommer. Was soll, was darf man bei diesen Extremtemperaturen machen? Was ist gesund und was schädlich? Ein Überblick.

Was macht die Hitze mit dem Körper?

Der Körper versucht, die eigene Temperatur durch Schweißproduktion zu senken. Dadurch verliert er Flüssigkeit, Mineralstoffe und Spurenelemente. Außerdem weiten sich die Blutgefäße der Haut, um für Abkühlung zu sorgen. Das führt dazu, dass der Blutdruck sinkt und der Kreislauf geschwächt wird. Möglich, dass dann das Gehirn nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt wird und in der Folge Schwindel, Kopfschmerzen, oder Konzentrationsstörungen einsetzen.

Was ist beim Trinken zu beachten?

Erwachsene sollten pro Tag zweieinhalb bis drei Liter trinken. Die besten Durstlöscher sind Leitungs- oder Mineralwasser, verdünnte Obst- und Gemüsesäfte sowie ungesüßte Kräuter- und Früchtetees. Sie enthalten genügend Mineralien, um die ausgeschwitzten Salze wieder zu ersetzen. Zuckerreiche Limonaden verursachen hingegen noch mehr Durst.

Der menschliche Körper ist darauf eingerichtet, alle Speisen und Getränke an die etwa 36,7 Grad Körpertemperatur anzugleichen. Kaltes wird erwärmt, Heißes gekühlt - beides ist mit kleinen Anstrengungen verbunden. Deshalb sollten Getränke nicht eiskalt sein, sondern eher lauwarm. Auf Alkohol sollte bei Hitze besser verzichtet werden, da er die Gefäße weitet, was das Herz noch mehr belastet.

Wichtig ist, nicht erst zu trinken, wenn ein Durstgefühl einsetzt, denn dann liegt bereits ein Mangel vor. Und bei anstrengender körperlicher Aktivität sollte noch mehr getrunken werden - pro Stunde bis zu einem Liter extra.

Nieren- und Herzmuskelkranke hingegen dürfen nur bestimmte Mengen trinken. Auch Ausdauersportler sollten aufpassen, dass durch zu viel Wasser der Natriumspiegel im Blut nicht absackt.

Was soll man essen und was nicht?

Auf schwere und fette Kost sollte man in der Mittagshitze verzichten. Besser sind mehrere kleine und leichte Mahlzeiten mit viel Obst und Gemüse. Gut geeignet sind Tomaten, Melonen und Gurken, die den Flüssighaushalt aufbessern. Auch leichte Speisen wie Reis und Fisch mit Gemüse sind zu empfehlen.

Ist Sport gefährlich?

Auf anstrengenden Sport in den Mittags- und Nachmittagsstunden sollte man verzichten. Dann ist die Belastung am höchsten. Sport daher besser in den kühleren Morgen- oder Abendstunden machen. Senioren, Kinder und Menschen mit Kreislaufproblemen sollten bei Hitze auf Sport verzichten.

Ausdauersportler müssen besonders aufpassen. Wenn sie literweise Wasser trinken, sinkt der Natriumspiegel im Blut. Das kann zu Kreislaufproblemen und im Extremfall zum Tod führen.

Was sollte man tun, wenn man stark schwitzt?

Auch wenn es mancher als unangenehm empfinden mag: Schweiß ist eine effektive Kühlung. Die funktioniert jedoch nur, wenn man den Schweiß nicht gleich wegwischt. Nur wenn er genügend Zeit hat, auf der Haut zu verdunsten, sorgt er für Abkühlung.

Was ist die beste Kleidung bei Hitze?

Luftige Kleidung hilft bei der Hitze. Denn dann kann Luft hindurchströmen, die die Wärme abtransportiert und die Haut so kühlt. Bei enger Kleidung kommt es hingegen schnell zu höheren Hauttemperaturen.

Die Farbe ist hingegen weniger entscheidend, auch wenn gilt: Weiße Kleidung wirft das Sonnenlicht zurück, schwarze dagegen saugt es auf.

Hilft kaltes Duschen?

Bei einer kalten Dusche geht zwar die Körpertemperatur erstmal runter, aber das Gehirn bekommt ein Kältesignal. Das sorgt dafür, dass sich die Blutgefäße zusammenziehen, um Wärmeverlust zu verhindern. Nach der Dusche muss sich der Körper dann wieder auf die heiße Außentemperatur einstellen - er produziert verstärkt Schweiß. Experten raten deshalb dazu, im Hochsommer nicht unter Körpertemperatur zu duschen.

Sind Senioren und Kleinkinder besonders gefährdet?

Ja, Babys und Kleinkinder sind besonders gefährdet, weil sie die Körpertemperatur aufgrund ihres kleinen Körpers nur eingeschränkt durch Schwitzen regeln können. Bei älteren Menschen ist oft das Durstgefühl gestört. Zudem sind Menschen, deren Kreislauf ohnehin nicht sehr stabil ist, bei Hitze stärker gefährdet - neben Älteren betrifft das auch chronisch Kranke oder Übergewichtige.

Manche Experten empfehlen Menschen mit schwachen Venen, an heißen Tagen Stützstrümpfe zu tragen, damit das Blut durch die Erweiterung der Gefäße nicht in die Beine sackt und so zusätzlich Kreislaufprobleme verursacht.

Was ist der richtige Sonnenschutz?

Der Lichtschutzfaktor hängt in erster Linie vom Hauttyp ab, aber empfohlen wird mindestens Faktor 15. Für Kinder gibt es den Faktor 50 plus. Die Sonnencreme sollte mindestens eine halbe Stunde vor dem Gang in die Sonne aufgetragen und regelmäßig erneuert werden. Generell sollte die Mittagssonne zwischen 11 und 15 Uhr gemieden werden. Kinder sollten möglichst nicht direkter Sonnenstrahlung ausgesetzt werden.

Ab wann gibt es Hitzefrei?

Es gibt kein "Hitzefrei-Gesetz". Die meisten Bundesländer überlassen es den Schulen, zu entscheiden, wann der Unterricht im Klassenzimmer nicht mehr zumutbar ist.

Im Beruf stehen die Chance auf Hitzefrei noch schlechter. Büros sind laut Gesetzgeber ab einer Temperatur von 35 Grad nicht mehr als Arbeitsräume geeignet. Die Arbeit darf aber nur verweigert werden, wenn keine Kühlmaßnahmen ergriffen werden. Wenn die Raumtemperatur 30 Grad erreicht, müssen Schutzmaßnahmen ergriffen werden - etwa mit Sonnenschutz-Systemen, Gleitzeitregelungen oder der Bereitstellung von Trinkwasser.

Was ist im Büro erlaubt?

Gesetzliche Regelungen gibt es nicht, meist aber einen Büro-Dresscode. Bauch- oder schulterfreie Oberteile sind während der Arbeitszeit dabei ebenso unangebracht wie Sandalen für Männer. Bei sehr hohen Temperaturen kann der Arbeitgeber eventuell geltende Kleidungsvorschriften lockern - beispielsweise indem er kurze Hosen und kurzärmelige Hemden für Männer erlaubt.

Was bringen Ventilatoren?

Ein Ventilator steht in einem Büro

Ventilatoren wirken erfrischend, die Raumtemperatur sinkt aber nicht.

Forscher sind sich über die Wirkungen uneins. Ventilatoren wirken erfrischend und lassen den Schweiß verdunsten. Hilfreich sind vor dem Ventilator platzierte nasse Tücher. Die Raumtemperatur sinkt durch den künstlich erzeugten Wind aber nicht. Laut einer Studie von 2016 kann bei Temperaturen über 35 Grad der Luftstrom sogar zu einer Überhitzung und Dehydrierung des Körpers führen.

Bei Klimaanlagen rät übrigens der TÜV dazu, die Temperatur nicht kälter als sechs Grad unter der Außentemperatur einzustellen. So können Erkältungen oder ein steifer Nacken vermieden werden.

Was ist besser: Fenster auf oder Fenster zu?

Da gehen die Meinungen auseinander. Wer lüften möchte, sollte das nachts und in den kühleren Morgenstunden bei weit geöffnetem Fenster machen. Schlafräume bleiben am ehesten kühl, wenn sie auch am Tag dicht und dunkel sind.

Ansonsten setzt sich mittlerweile aber zunehmend die Meinung durch, dass tagsüber die Fenster aufgemacht werden sollten, um für Durchzug zu sorgen. Die Luft, die reinkommt, ist zwar wärmer, aber der Durchzug hat, wie bei Ventilatoren, eine kühlende Wirkung. Und er sorgt dafür, dass die Luftfeuchtigkeit erträglich bleibt. Bei geschlossenen Fenstern steigt die Luftfeuchtigkeit und das macht die Hitze unangenehmer.

Wie verhält man sich im Ernstfall, etwa bei einem Hitzschlag?

Falls jemand aufgrund der Hitze ohnmächtig wird, sollte er in die stabile Seitenlage gedreht werden. Ist er ansprechbar, sollte man ihn ins Kühle bringen und mit Getränken versorgen. Wenn der Kreislauf instabil bleibt, sollte ein Arzt aufgesucht werden.

Wesentlich gefährlicher ist ein Hitzschlag. Er tritt ein, wenn der Körper seine Möglichkeiten der Temperaturregelung erschöpft hat. Auffälligstes Zeichen ist der heiße Körper, der auf über 40 Grad ansteigt. Betroffene sind desorientiert, können bewusstlos werden oder Krampfanfälle bekommen. Die Atmung ist erst schnell und flach, später langsam. Das Herz rast. Wichtig ist, den Arzt zu rufen. Anschließend sollte der Patient sorgfältig überwacht und gekühlt werden.

Wie gefährlich ist Hitze für Haustiere?

Auch Haustiere leiden unter der Hitze. Im Gegensatz zu Menschen können sie sich nicht durch Schwitzen abkühlen, sondern vor allem durch Hecheln und Trinken. Deshalb ist ausreichende Flüssigkeit überlebenswichtig. Auf keinen Fall sollten Tiere im Auto zurückgelassen werden. Denn die hohen Temperaturen verwandeln den Innenraum schon nach kurzer Zeit in einen Backofen. Ein geöffnetes Schiebedach oder ein spaltbreit geöffnetes Fenster reichen nicht aus, um für Abkühlung zu sorgen, auch dann nicht, wenn das Auto im Schatten steht.

Zu den häufigsten Hitzeopfern gehören Kaninchen, Meerschweinchen und Ziervögel, deren Käfige oder Freigehege der prallen Sonne ausgesetzt sind. Haustiere sollten sich immer an ein schattiges Plätzchen zurückziehen können. Hilfreich sind schattige Häuschen, kühle Steinplatten oder feuchte Handtücher über dem Gehege.

Käfige sollten nicht im Durchzug stehen. Denn das kann bei Tieren folgenschwere Erkrankungen nach sich ziehen.

Gabor Paal, Gabor Paal, SWR, 25.06.2019 16:24 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 24. Juni 2019 um 10:00 Uhr.