Hand dreht am Temperaturregler einer Heizkörpers
Hintergrund

Teure Energie Wie die Heizung weniger verbraucht

Stand: 03.09.2022 03:44 Uhr

Viele Heizungen arbeiten nicht effizient. Daher wird ein professioneller Check für Gas-Kunden zur Pflicht. Die Fachbetriebe sind ausgelastet - doch schon einfache Tricks helfen dabei, Energie zu sparen.

Wer an den kommenden Winter denkt, dem läuft es selbst bei sommerlichen Temperaturen kalt den Rücken hinunter. Die Energiepreise steigen, Gas ist knapp. Viele Hauseigentümer wollen ihre Heizung jetzt modernisieren - zu viele.

"Wir hatten heute Morgen wieder so einen Fall", sagt Jochen Hägele von der Firma Wenzelburger in Filderstadt bei Stuttgart. "Da warte ich dringend auf einen Speicher für einen Kunden und habe beim Handel angerufen. Der sagt mir, er hat einen Termin: 12.9. Da habe ich mich schon gefreut, und dann sagt er: 12.9.23. Das ist die Situation, die wir derzeit im Markt haben." Wartezeiten von bis zu einem Jahr für neue Heizungen oder Ersatzteile sind keine Ausnahmen.

Check kostet bis zu 150 Euro

Aber es gibt durchaus Einsparpotenziale bei bestehenden Anlagen. Mehr als die Hälfte aller Heizungen, so heißt es beim Bundesverband der deutschen Heizungsindustrie, arbeiteten nicht effizient genug. Das gelte vor allem für ältere Anlagen. Der Gesetzgeber fordert deshalb künftig bei Gasheizungen verbindliche Heizungschecks.

Allerdings muss der Check erst zum Ende der Heizsaison 2023/24 vorliegen. Trotzdem dürfte es im Interesse von Eigentümern und Mietern liegen, die Heizung schon vor dem kommenden Winter auf Einsparmöglichkeiten prüfen zu lassen - oder selbst dafür zu sorgen, dass der Energieverbrauch sinkt.

Der Heizungscheck, vom Vermieter zu bezahlen, soll zwischen 100 und 150 Euro kosten. Bei vielen Heizungen dürfte sich die Ausgabe lohnen. Die Fachbetriebe prüfen, ob die Heizung richtig eingestellt ist, sie reinigen Brenner und Kessel. Heizkessel können überdimensioniert sein, Thermostatventile zu alt, Heizungspumpen ungeregelt. Mit dem Heizungscheck verbunden ist eine Beratung, welche Teile der Heizanlage möglicherweise erneuert werden sollten. Es geht um Investitionen, die sich schnell bezahlt machen können: Ältere Anlagen haben gegenüber modernen Zentralheizungen einen Mehrverbrauch von bis zu 30 Prozent.

Was man selbst tun kann

Tipps, wie sich mit einfachen Mitteln Gas oder Öl sparen lässt, geben etwa die Verbraucherzentralen auf ihren Internetseiten. Beispiel Raumtemperatur: Jedes Grad weniger spart etwa sechs Prozent Energie. Allerdings müssen dafür die Thermostate korrekt eingestellt sein. Überprüfen lässt sich das am besten, indem man in jedem Raum mit dem Thermometer die Temperatur misst, empfiehlt Tina Götsch von der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg.

Heizungen entlüften, Heizkörpernischen und Heizungsrohre dämmen, Fenster, Türen und Rollläden abdichten oder die Zirkulationspumpen abschalten, wenn sie nicht gebraucht werden - das alles sind Maßnahmen, die man selbst durchführen kann, die wenig kosten und viel bringen können. Auch bei Abwesenheit die Heizung herunterzudrehen spart Energie.

Noch einfacher: Heizkörper nicht durch Vorhänge oder Möbel verdecken. Die warme Luft muss in den Wohnräumen frei zirkulieren können. Auch richtig zu lüften kann Geld sparen helfen. Fenster sollten nicht dauerhaft geöffnet sein - Stoßlüften statt Kipplüften, raten die Verbraucherzentralen.

Wichtig ist die richtige Einstellung der Heizung: Viele Steuerungen befinden sich noch in der Werkseinstellung, mit der sie ausgeliefert wurden. Oft sind die weder an die betreffenden Gebäude noch an die Bedürfnisse der Bewohner angepasst worden. Mit der richtigen Einstellung lassen sich laut Verbraucherzentralen zehn bis 15 Prozent Energie sparen; besonders durch Zeitsteuerungen, mit denen sich etwa Absenkzeiten während der Nachtstunden programmieren lassen.

In vielen Haushalten lohnt es sich, die Heizungspumpe auszutauschen. Das spart zwar kein Gas oder Öl, aber Strom. Ältere Pumpen verbrauchen rund zehn Prozent des Haushaltsstroms, moderne Hocheffizienzpumpen nur rund ein Prozent. Die Investitionskosten werden vom Staat bezuschusst und amortisieren sich innerhalb weniger Jahre.

Betriebe über Monate ausgelastet

Aber wer seine Heizung jetzt durch einen Fachbetrieb prüfen lassen will, der braucht Geduld. Angesichts von 14 Millionen Gas- und mehr als 5 Millionen Ölheizungen sind bei einer Stunde Aufwand für die Heizungschecks 20 Millionen Arbeitsstunden nötig. Das Ergebnis: Durchschnittlich betragen die Wartezeiten 17 Wochen, sagt Wolfgang Becker vom Fachverband Sanitär, Heizung, Klima in Baden-Württemberg - also fast bis zum Januar. Von manchen Kunden werde man deshalb regelrecht beschimpft.

Energiesparmaßnahmen und Klimaschutz auf einmal zu realisieren, damit wolle die Regierung zu viel auf einmal, kritisiert Becker. "Uns wäre es wichtig, dass die Politik nicht Druck in die falsche Richtung macht, das heißt, in diesem Moment, wenn es um Gaseinsparungen geht, möglichst alle Ressourcen darauf zu lenken und nicht auf den Heizungstausch, der langfristig notwendig ist." So aber seien die Heizungsbetriebe doppelt belastet, die Kunden müssen noch länger warten.

Glück könnte da der Schornsteinfeger bringen. Denn falls der demnächst zum Routinetermin vorbeischaut, bringt er sein geballtes Expertenwissen mit - Heizungscheck inklusive. Und er ist nicht einmal teurer als der Fachbetrieb.

Claudia Plaß, Claudia Plaß, ARD Berlin, 01.09.2022 05:30 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 02. September 2022 um 04:00 Uhr.