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Studie zu Investitionen Standort Deutschland fällt zurück

Stand: 31.05.2022 08:53 Uhr

Aus Sicht ausländischer Investoren verliert Deutschland an Anziehungskraft. Die Zahl der Investitionen sank im vergangenen Jahr deutlich. Aufwärts ging es dagegen in anderen großen europäischen Staaten.

In Deutschland sind die Investitionen aus dem Ausland im vergangenen Jahr um zehn Prozent gesunken. Das zeigt eine am Morgen veröffentlichte Studie der Wirtschaftsberatungsgesellschaft Ernst & Young (EY). Demnach kündigten ausländische Investoren im vergangenen Jahr 841 Projekte in Deutschland an.

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Frankreich Spitze, Großbritannien trotzt Brexit

Eine deutlich höhere Anzahl von Investionsvorhaben verzeichnete Frankreich mit 1222. Damit ist das Nachbarland Spitze in Sachen Investments durch ausländische Investoren. Auch Großbritannien, das nach dem Brexit nicht mehr zur Europäischen Union gehört, verbuchte einen leichten Zuwachs. Hier wurden 993 Investitionsprojekte angestoßen, ein Plus von zwei Prozent. Der britische EU-Austritt hat also Großbritanniens Anziehungskraft auf ausländische Investoren nicht verringert.

Damit hat sich vergangenen Jahr der Trend des Vorjahres umgekehrt. 2020 hatte Deutschland noch ein minimales Minus von vier Prozent verbucht, während Frankreich (minus 18 Prozent) und Großbritannien (minus zwölf Prozent) deutlich stärkere Rückgänge bei den Auslandsinvestitionen verzeichnet hatten. Allerdings war die Zahl der Projekte bereits 2020 in beiden Ländern höher als in Deutschland.

"Im innereuropäischen Standortwettbewerb scheint Deutschland derzeit das Nachsehen zu haben", kommentiert EY-Geschäftsführer Henrik Ahlers die aktuellen Ergebnisse. Nachbar Frankreich habe in den vergangenen Jahren wichtige Reformen umgesetzt und sich einen Ruf als attraktiver Investitionsstandort erarbeitet.

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Zwei Großprojekte, aber schlechtes Image

Deutschland sei dennoch "ohne Zweifel ein sehr starker und wettbewerbsfähiger Standort", so Ahlers weiter. Mit dem neuen Werk des E-Autobauers Tesla im brandenburgischen Grünheide und der von Intel angekündigten Chip-Fabrik in Magdeburg hat Deutschland zwei Vorzeige-Investitionen an Land gezogen.

Dennoch werde Deutschland nachgesagt, langwierige Verwaltungs- und Genehmigungsprozesse und vergleichsweise hohe Energiekosten zu haben, so die Studie. Nicht zuletzt spiele der Fachkräftemangel eine Rolle bei Investitionen aus dem Ausland. "Wer hier neu Fuß fassen möchte, hat es teils sehr schwer, in ausreichendem Maß qualifiziertes Personal zu finden". Das schrecke potenzielle Investoren ab.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 im "Update Börse" am 31. Mai 2022 um 09:00 Uhr.