Yachten liegen in einem Hafen

ifo-Umfrage unter Volkswirten Ökonomen für höhere Reichensteuer

Stand: 06.12.2022 13:18 Uhr

Ob sehr vermögende Menschen in Deutschland stärker besteuert werden sollten, ist umstritten. Laut einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts befürworten Ökonomen mehrheitlich eine Steuererhöhung für Spitzenverdiener.

Ökonomen in Deutschland befürworten mehrheitlich einen höheren Steuersatz für sehr hohe Einkommen. Rund 56 Prozent begrüßen eine Anhebung der Reichensteuer auf Jahreseinkommen ab 278.000 Euro. Das geht aus einer Umfrage des Münchner ifo-Instituts unter 153 Fachleuten hervor.

Demgegenüber sind 52 Prozent der Befragten gegen eine Anhebung des Spitzensteuersatzes. 46 Prozent der vom ifo-Institut befragten Ökonomen befürworten dies. "Anders als der Name nahelegt, träfe eine Erhöhung des Spitzensteuersatzes nicht nur die Bezieher sehr hoher Einkommen, sondern würde besonders die Mittelschicht belasten", so der ifo-Forscher Marcel Schlepper.

Fairness der Lastenverteilung in der Krise

Der Spitzensteuersatz von 42 Prozent gilt 2022 ab einem zu versteuernden Jahreseinkommen von mehr als 59.000 Euro. Ab einem Einkommen von 278.000 Euro gilt der höchste Einkommenssteuersatz von 45 Prozent (die "Reichensteuer"). Auch die sogenannten "Wirtschaftsweisen" hatten in ihrem Jahresgutachten befristete Steuererhöhungen für Spitzenverdienende vorgeschlagen.

In der ifo-Umfrage unter Ökomomen unterstützten 76 Prozent das von Bundestag und Bundesrat jüngst beschlossene Inflationsausgleichgesetz, das einen Ausgleich für die sogenannte "kalte Progression" zur Entlastung von Steuerzahlern vorsieht. Der Begriff bezeichnet den Effekt, dass jemand durch eine Lohnerhöhung, die höchstens die Inflationsrate ausgleicht, in einen höheren Steuertarif rutscht, ohne dass sein Realeinkommen steigt. Deswegen wird der deutsche Steuertarif so geändert, dass höhere Steuersätze ab einem höheren zu versteuernden Einkommen greifen.

"Konsolidierung dringend geboten"

"Die öffentlichen Haushalte ächzen unter den Mehrausgaben der vergangenen Jahre", sagte ifo-Experte Schlepper. "Eine Konsolidierung ist dringend geboten." Auch hierzu haben die Fachleute eine Meinung: 52 Prozent der Befragten Ökonomen befürworten eine Reduzierung der öffentlichen Ausgaben. Dagegen sprechen sich 43 Prozent für Steuererhöhungen aus.

Die Aussetzung der Schuldenbremse erhielt mit 37 Prozent eine ähnlich hohe Zustimmung. Nur sechs Prozent sprechen sich für weitere Extrahaushalte von Bundesfinanzminister Christian Lindner aus.