Iranische Rial Geldscheine

Währung auf Rekordtief Warum der iranische Rial fällt und fällt

Stand: 27.02.2023 11:23 Uhr

Die iranische Währung befindet sich im freien Fall. In nur zwei Wochen brach der Rial zum Euro um über 20 Prozent ein. Der Iran spricht von einer "Verschwörung des Feindes".

Von Angela Göpfert, tagesschau.de

Die iranische Währung ist auf ein frisches Tief zum Dollar gefallen. Am Sonntag mussten in den Wechselstuben für einen Dollar mehr als 600.000 Rial gezahlt werden - so viel wie noch nie. Auch zum Euro markierte der Rial ein Rekordtief.

Allein für die vergangenen zwei Wochen beläuft sich der Kurseinbruch der iranischen Devise zur europäischen Gemeinschaftswährung auf über 20 Prozent. Es ist einer der größten Wertverluste der vergangenen Jahre innerhalb so kurzer Zeit.

Iran macht "den Feind" verantwortlich

Die iranischen Autoritäten sprechen von einer "Verschwörung des Feindes". Der Westen wolle die Islamische Republik destabilisieren und schwäche daher auch gezielt ihre Währung.

Eine Lesart, die von Finanzexperten nicht gestützt wird. Diese führen den drastischen Kursverfall der iranischen Währung in erster Linie auf die zunehmende politische Isolierung des Landes, die hohe Inflation und die daraus resultierenden düsteren wirtschaftlichen Aussichten zurück.

Sanktionen über Sanktionen

Der Tod der iranischen Kurdin Mahsa Amini in Polizeigewahrsam am 16. September hat eine Welle von Protesten gegen das iranische Regime ausgelöst. Gewaltsam versuchen die Sicherheitskräfte dagegen vorzugehen. Die EU, die USA, Kanada und weitere Länder haben daher Sanktionen gegen die Islamische Republik verhängt.

Seit dem Start der landesweiten Proteste hat der Rial nahezu die Hälfte seines Werts eingebüßt. Wegen der akuten Devisenkrise war im Dezember auch der Chef der iranischen Zentralbank (CBI) entlassen worden.

Dabei sind es nicht nur die neuen Sanktionen, die auf der Wirtschaft des Landes und damit auch der Währung lasten. Es ist vielmehr die schwindende Hoffnung auf ein Ende der bereits seit 2018 verhängten drastischen US-Sanktionen gegen das Land.

Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens auf Eis gelegt

Unter Ex-Präsident Donald Trump waren die USA aus dem Atomabkommen mit dem Iran aus dem Jahr 2015 ausgestiegen und hatten Strafmaßnahmen gegen das Land neu in Kraft gesetzt.

Seit dem Aufflammen der landesweiten Proteste im Iran sind die laufenden Verhandlungen zur Wiederbelebung des Wiener Atomabkommens ins Stocken geraten - laut Devisenexperten ein zentraler Grund für den jüngsten Verfall der iranischen Währung.

Hohe Inflation verteuert Importe

Der andere Grund, der von Finanzexperten immer wieder angeführt wird, ist die seit Jahren enorm hohe Inflation im Iran. Seit 2018 notiert die Inflationsrate für das Gesamtjahr wieder über der Marke von 30 Prozent. Das Statistische Zentrum des Landes meldete für den vergangenen iranischen Monat, der am 20. Januar endete, sogar eine Teuerungsrate von über 50 Prozent.

Die hohe Inflation hat das Leben im Iran massiv verteuert, ist das Land doch in vielerlei Hinsicht auf Importe angewiesen, insbesondere bei Getreide und elektrischen Maschinen. Eine billige heimische Währung verteuert den Import dieser Produkte für iranische Unternehmen, welche wiederum die gestiegenen Kosten an die Verbraucher weiterreichen.

Kein Wunder also, dass die Iraner, soweit sie es können, in "sichere Häfen" wie Gold oder dem US-Dollar fliehen und internationale Investoren die iranische Währung meiden.

Die möglichen politischen Folgen des Währungsverfalls

Arash Azizi, Autor des Buches "The Shadow Commander: Soleimani, the U.S. and Iran's Global Ambitions", betont, dass der Kursverfall der Währung auch "ein wichtiges politisches Gewicht im Iran" hat. Diejenigen, die sich nach dem Iran vor der Islamischen Revolution 1979 zurücksehnen, würden gerne darüber reden, wie man damals nur 70 Iranische Rial für einen Dollar zahlen musste.

Der Doppelschlag aus einem drastischen Verfall der Währung und einer hohen Inflation könnte Experten zufolge den Unmut und Ärger in der Bevölkerung gegenüber dem Regime nun weiter anfachen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 26. Februar 2023 um 13:54 Uhr.