
Schüler für Klimaschutz "Ich streike, bis gehandelt wird"
Stand: 14.03.2019 16:42 Uhr
Mit der schwedischen Schülerin Greta Thunberg fing es an. Mittlerweile gehen Tausende Schüler freitags statt in die Schule für mehr Klimaschutz auf die Straße. Sie wissen sehr genau, was sie erreichen wollen und haben konkrete Forderungen an die Politiker.
Ein Gastbeitrag von Jakob Blasel von "Fridays for Future" für tagesschau.de
Als ein paar Freunde und ich im Dezember von einem Schulstreik fürs Klima hörten, war für uns schnell klar: Wir streiken mit. Anfang der Woche rechneten wir noch mit etwa 20 Leuten und hofften, in einer Randnotiz in der Zeitung zu erscheinen. Ende der Woche standen meine Freunde und ich vor 500 Schülerinnen und Schülern. Wir waren keine Randnotiz, sondern das Titelthema unserer Regionalzeitung. Ich war überwältigt, als wir schon in der ersten Woche so viel Aufmerksamkeit für unser Zukunftsthema erhielten.
Es war ein riesiger Erfolg, denn das erste Mal haben Erwachsene bewusst wahrgenommen, wie sehr es in der Klimapolitik um unsere Zukunft geht. Doch war dies nur der Anfang unserer Bewegung. Nach den ersten Klimastreiks haben sich immer mehr Jugendliche zusammengefunden, um auch in ihren Orten Streiks zu organisieren. Mittlerweile gibt es mehr als 160 Ortsgruppen von "Fridays For Future" in Deutschland. Von Anfang an war es mir wichtig, möglichst viele andere junge Leute zu motivieren, etwas gegen die Klimakrise zu tun. Es ist nötig, dass wir alle mit anpacken, damit sich wirklich etwas verändert.
Gemeinsam für eine Sache einstehen
Ich selber habe, wie viele andere Jugendliche, in den vergangenen Wochen einen großen Teil meiner Zeit in diese Bewegung gesteckt. Zusammen mit anderen habe ich vor allem während der Weihnachtsferien an unserer Website gearbeitet, wir haben uns die Aufmerksamkeit der Presse verschafft, Forderungen herausgearbeitet und ein Spendenkonto eingerichtet, um unsere Materialien zu finanzieren.
Es ist eine tolle Erfahrung, nicht nur alleine für eine Sache einzustehen, sondern zu erleben, wie Hunderte Jugendliche so etwas selbstständig organisieren. Ständig klingelt das Handy, jeden Tag gehen Tausende Nachrichten auf WhatsApp ein, denn die Organisation funktioniert fast ausschließlich über diesen Messenger. Dabei ist es nicht immer leicht, den Überblick zu behalten und trotzdem funktioniert vieles sehr gut. Ich bin ein wenig stolz darauf, was wir schon alles auf die Beine gestellt haben.
Nicht locker lassen!
Doch es gab nicht nur Erfolgsmomente wie unsere großen Streiks im Januar. Es gab auch frustrierende Situationen für mich: Zum Beispiel als Peter Altmaier uns im persönlichen Gespräch deutlich machte, dass kurzfristige Zufriedenheit für ihn wichtiger sei als eine lebenswerte Zukunft für unsere Generation.
Ich habe einmal gesagt, dass ich streike, bis gehandelt wird. Das meine ich durchaus ernst. Ich werde nicht locker lassen, bis Politikerinnen und Politiker endlich ihren Job machen und die Klimakrise aufhalten!
Was das bedeutet, die Klimakrise aufzuhalten?
Wir müssen sie endlich als Krise behandeln. Ich erwarte nicht nur ein bisschen Klimaschutz, sondern ich erwarte, dass alles Notwendige getan wird, um die Pariser Klimaziele einzuhalten. Das ist eine rote Linie, die nicht überschritten werden darf. Denn es geht hier um nichts weniger als den Fortbestand unserer Zivilisation.
Die Dürren und Fluten der vergangenen Jahre sind nur ein harmloser Vorgeschmack auf das, was uns in einer Welt mit 3, 4 oder 5 Grad Celsius Erwärmung droht. Eine ungebremste Erhitzung stellt das Erdsystem vor so gewaltige und unumkehrbare Veränderungen, dass wir unseren Planeten womöglich nicht mehr bewohnen können Das dürfen wir nicht zulassen. Ganz konkret bedeutet das: Deutschland muss bis 2030 klimaneutral sein.
Über Wege dahin lässt sich sicherlich streiten, auch in der Bewegung sind wir uns da keinesfalls einig. Die Verantwortung dafür, den besten Weg zur Einhaltung der Pariser Klimaziele zu finden, liegt aber bei der Politik. Einzig das Ziel steht nicht zur Diskussion. Denn die Folgen einer Klimakatastrophe lassen sich nicht wegdiskutieren.
Kraftakt: Stopp der Klimakrise
Es ist offensichtlich, dass sich immer mehr junge Menschen unseren Forderungen anschließen. Am 18. Januar haben mehr als 30.000 Schülerinnen und Schüler in 55 Orten gestreikt. Am 15. März werden sogar globale Proteste stattfinden. Allein in Deutschland organisieren junge Menschen in mehr als 160 Orten Klimastreiks an diesem Tag. Ich rechne mit noch viel mehr Streikenden.
Wir wollen anlässlich der Sitzung der Verkehrskommission von Minister Andreas Scheuer eine Verkehrswende fordern. Denn wir können es uns nicht leisten, weiter mit dem Flugzeug zum Sonnenbaden zu reisen und mit dem SUV Brötchen zu holen.
Mir ist klar, dass es ein Kraftakt sein wird, die Klimakrise aufzuhalten. Doch unsere Zukunft muss uns dies wert sein. Nicht nur meine Generation muss für ihre Zukunft einstehen. Alle müssen Verantwortung übernehmen, auch für Fehler, die in der Vergangenheit gemacht worden sind.