Eine Frau hält ein "Black Lives Matter Plaza"-Straßenschild in Washington, DC in die Höhe. | AFP

Konsequentes Vorgehen gefordert UN prangern Rassismus gegen Schwarze an

Stand: 28.06.2021 14:33 Uhr

Das UN-Menschenrechtsbüro wirft Ländern in Europa und Nord- und Südamerika vor, Schwarze systematisch zu benachteiligen: Der Zustand sei unhaltbar, so die deutlichen Worte der UN-Menschenrechtskommissarin. Sie fordert Konsequenzen.

Die Vereinten Nationen fordern weltweit ein konsequentes Vorgehen gegen rassistische Diskriminierung von Menschen schwarzer Hautfarbe. Das UN-Menschenrechtsbüro in Genf wirft Ländern vor allem in Europa und in Nord- sowie Lateinamerika Rassismus gegen Menschen mit afrikanischen Wurzeln vor. Jahrhundertelange Gewalt und Diskriminierung hätten staatliche Strukturen hervorgebracht, in denen Schwarze durch Polizei und Ämter, Gesetze, Verordnungen und Einstellungen systematisch benachteiligt werden, heißt es in einem Bericht. Dieser strukturelle Rassismus werde bis heute weitgehend abgestritten. Länder müssten sich den Folgen des Sklavenhandels und des Kolonialismus endlich stellen und um Wiedergutmachung kümmern.

Oftmals würden sie wegen ihrer Hautfarbe "dehumanisiert", das heißt nicht als Menschen wahrgenommen oder behandelt, hieß es in dem Bericht der Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet. Sie seien seit Jahrhunderten Diskriminierung und Gewalt ausgeliefert. "Der jetzige Zustand ist unhaltbar", so Bachelet. "Ich rufe alle Länder auf, Rassismus nicht mehr abzustreiten, sondern abzubauen." Kleine Anpassungen reichten nicht, Systeme müssten grundlegend reformiert werden.

Bericht geht auf Tod Floyds zurück

Bachelets Bericht zum Rassismus und den Mitteln seiner friedlichen Bekämpfung war von der UNO nach dem Tod des Afroamerikaners George Floyd bei einem Polizeieinsatz im US-Bundesstaat Minnesota in Auftrag gegeben worden. Floyd starb im Mai 2020 nach einer Festnahme, bei der der damalige Polizist Derek Chauvin mehr als neun Minuten auf dem Hals des am Boden liegenden Mannes kniete. Chauvin wurde am vergangenen Freitag zu 22 Jahren und sechs Monaten Gefängnis verurteilt.

Politisch an den Rand gedrängt

In zu vielen ähnlichen Fällen werde aber kaum jemand zur Rechenschaft gezogen, heißt es in dem Bericht. In vielen Ländern seien Menschen mit afrikanischen Wurzeln sozial, wirtschaftlich und politisch an den Rand gedrängt. Vor allem in Nord- und Lateinamerika und Europa lebten unverhältnismäßig viele von ihnen in Armut und hätten es schwer, grundlegende Menschenrechte wie etwa auf Bildung, Gesundheitsdienste, Arbeit, angemessenen Wohnraum und sauberes Wasser durchzusetzen. Stereotype entstünden teils schon in der Kindheit, wenn Lehrerinnen und Lehrer Kindern mit afrikanischen Wurzeln weniger zutrauten als anderen und sie auf Bildungswege lenkten, die ihnen weniger Chancen einräumen.

Kritik an Trump

Wenn es um Leistung gehe, würden Schwarze oft nur in Bereichen wie Sport, Musik und Tanz erwähnt. Als herabwürdigend wird in dem Bericht eine Aussage von Ex-US-Präsident Donald Trump kritisiert, der Teilnehmer an Protesten gegen Rassismus als "kranke und geistesgestörte Anarchisten und Agitatoren" bezeichnet hatte. Es gebe in verschiedenen Ländern Wiedergutmachungsinitiativen, aber nicht genug, heißt es weiter.

Lobend erwähnt wird etwa, dass die Bundesregierung vor kurzem die Gräueltaten der deutschen Kolonialmacht an den Volksgruppen der Herero und Nama im heutigen Namibia als Völkermord anerkannt hat und offiziell um Vergebung bitten will. Deutschland will die Nachfahren in den kommenden 30 Jahren mit 1,1 Milliarden Euro unterstützen.

Über dieses Thema berichtete die tagesschau am 28. Juni 2021 um 12:00 Uhr.