
"Eine-Million-Marsch" Tote bei Massenprotesten an Gaza-Grenze
Stand: 30.03.2019 22:27 Uhr
Erneut haben Palästinenser an der Gaza-Grenze demonstriert - und erneut kam es zu Gewalt. Bei Zusammenstößen mit dem israelischen Militär starben mehrere Jugendliche. Die Hamas kündigte weitere Proteste an.
Zum Jahrestag der wöchentlichen Demonstrationen haben sich erneut Zehntausende Palästinenser im Gazastreifen nahe der Grenze zu Israel versammelt. Bei gewaltsamen Auseinandersetzungen starben laut palästinensischen Angaben vier Jugendliche.
Drei 17-Jährige und ein 20-Jähriger seien von der israelischen Armee erschossen worden, erklärte das Gesundheitsministerium der von der radikalislamischen Hamas geführten Regierung in Gaza. Einer der Todesfälle hatte sich bereits in der Nacht zu Freitag ereignet. Den Angaben zufolge wurden außerdem 64 Demonstranten durch Schüsse verletzt. Insgesamt gebe es mindestens 316 Verletzte.
Schüsse, um Demonstranten zu vertreiben
Das israelische Militär schätzte, dass 40.000 Palästinenser an den Protesten beteiligt waren. Randalierer hätten Steine geworfen und Reifen angezündet. "Darüber hinaus wurden mehrere Granaten und Sprengsätze auf den Sicherheitszaun zum Gazastreifen geworfen", teilte die Armee mit. Die israelischen Soldaten setzten Tränengas ein und schossen, um die Demonstranten zu vertreiben.
Ministerpräsident Benjamin Netanyahu dankte am Abend der Armee. Sie habe mit ihrem harten Vorgehen geholfen, für Ruhe zu sorgen.
Die Teilnehmer des Protests waren einem Aufruf der radikalislamischen Hamas zu einem "Eine-Million-Marsch" gefolgt. Sie erinnerten damit an den Beginn der Proteste am Grenzzaun vor einem Jahr. Der größte Teil der Demonstranten hielt sich laut Hamas mindestens 300 Meter vom Grenzzaun entfernt auf. Israels Behörden hatten die Bewohner des Gazastreifens genau dazu aufgefordert.
Hamas führt Proteste an
Wegen eines Generalstreiks blieben außerdem Geschäfte im Gazastreifen geschlossen. Die Proteste sollen die Blockade des Gazastreifens durch Israel und Ägypten beenden. Außerdem pochen die Demonstranten auf ein Recht auf Rückkehr in Gebiete, die heute zu Israel gehören. Israel und Ägypten begründen die Blockade mit Sicherheitsinteressen.
Die Hamas übernahm nach kurzer Zeit die Führung der Proteste. Die Märsche endeten regelmäßig in Auseinandersetzungen. Die Organisatoren der Proteste kündigten an, die wöchentlichen Aktionen würden weitergehen. "Wir werden unsere Märsche fortsetzen, bis alle unsere Ziele erreicht sind", sagte der Hamas-Funktionär Chalil al-Hajja.
Viele Opfer bei Demonstrationen
Nach Angaben einer Aktivistengruppe im Gazastreifen und einer Zählung der Nachrichtenagentur AP wurden im vergangenen Jahr 196 Palästinenser bei den Demonstrationen getötet, darunter 41 Minderjährige. Tausende wurden durch Schüsse verletzt. Ein Mitglied des israelischen Militärs wurde ebenfalls im Zusammenhang mit den Protesten getötet.
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