Papst Franziskus und Papst Benedikt bei einem Treffen im Jahr 2013 (Archivbild, veröffentlicht vom "Osservatore Romano") | dpa

Benedikt XVI. wird 90 Wenn ein Papst dem anderen gratuliert

Stand: 16.04.2017 05:02 Uhr

Dass ein Papst seinen 90. Geburtstag feiert, hat es in der Kirchengeschichte nur selten gegeben. Dass sein Nachfolger zum Gratulieren kommt, noch nie. Und so ist der Geburtstag von Benedikt XVI. heute etwas Besonderes.

Von Jan-Christoph Kitzler, ARD-Studio Rom

Glückwünsche aus aller Welt werden den Papst Emeritus zu seinem 90. Geburtstag erreichen. Aber eine große Feier wird es nicht geben. Benedikt XVI. hatte ja bei seinem Rücktritt angekündigt, in aller Abgeschiedenheit leben zu wollen. Da passt eine öffentliche Feier nicht. Und außerdem herrscht am Ostersonntag, wenn Benedikt 90 wird, im Vatikan der Ausnahmezustand, mit großer Messe auf dem Petersplatz, mit dem "Urbi et Orbi" von Papst Franziskus - und Zehntausenden Gläubigen.

Jan-Christoph Kitzler ARD-Studio Rom

Horst Seehofer kommt am Montag

"Die Feier wird nicht am Ostersonntag sein, sondern am Tag danach, am Ostermontag. Eine kleine Feier am späteren Nachmittag in Monastero, wo er wohnt", erklärt Erzbischof Georg Gänswein. Er wohnt mit Benedikt in dem kleinen Kloster hinter den Vatikanischen Mauern, ist sein Privatsekretär im Papstamt und auch seit seinem Rücktritt im Februar 2013.

Ein wenig Geburtstagsstimmung wird im kleinen Kreis, zusammen mit den vier Schwestern, die dem Papst im Ruhestand den Haushalt führen, wohl schon am Ostersonntag aufkommen. Aber erst am Montag kommen dann ein paar Geburtstagsgäste aus der Heimat des Papstes, aus Bayern. Angeführt vom bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer, mit Trachtengruppe, etwas Musik - eine kleine, kurze Feier vor dem Kloster.

"Ich glaube, er hat etwas Bammel"

Kurz schon allein, weil Benedikt zwar geistig noch fit, aber körperlich schon etwas gebrechlich geworden ist. Lange kann er nicht mehr stehen. Zu viel Geburtstagstrubel wäre zu viel für ihn, sagt auch Erzbischof Gänswein: "Ich glaube, auf der einen Seite freut er sich auf den Geburtstag, auf der anderen Seite hat er etwas Bammel, weil die Kräfte doch etwas nachgelassen haben, dass er möglicherweise den Tag nicht schafft. Aber ich bin da guter Dinge und freue mich mit ihm."

Eher schüchtern, fast ängstlich wirkend

Benedikt XVI. war nach seinem charismatischen und am Ende quasi öffentlich sterbenden Vorgänger Johannes Paul II. ein eher in sich gekehrter Papst. Einer des geschliffenen Wortes, der ziselierten Theologie - eher schüchtern, fast ängstlich wirkend. In seinen Worten aber war er kompromisslos. Zum Beispiel, wenn er der westlichen Welt den Spiegel vorhielt: "Die eigentliche Krise der Kirche in der westlichen Welt ist eine Krise des Glaubens. Wenn wir nicht zu einer echten Erneuerung des Glaubens finden, werden alle strukturellen Reformen wirkungslos bleiben." So konnte er allen Wünschen nach Reform, nach Lockerung eine Absage erteilen.

Wichtige Reformen angepackt

Doch Papst Benedikt hat auch wichtige Reformen angepackt, die sein Nachfolger, Papst Franziskus, nur fortsetzen musste. Bei der Ahndung von Missbrauchsfällen in der Kirche zum Beispiel - und bei der Ordnung der Vatikanfinanzen, um die es immer wieder Skandale gegeben hatte. Der Schritt mit der meisten Wirkung, den der deutsche Papst tat, war aber wohl sein Rücktritt am 11. Februar 2013 - den er auf Latein verkündete.

Papst Franziskus und Papst Benedikt bei einem Treffen im Jahr 2013 (Archivbild, veröffentlicht vom "Osservatore Romano") | dpa

Papst Franziskus und Papst Benedikt bei einem Treffen im Jahr 2013 (Archivbild, veröffentlicht vom "Osservatore Romano") Bild: dpa

Gutes Verhältnis der beiden Päpste

Sein Nachfolger Papst Franziskus hat schon am Mittwoch vorbei geschaut, um Benedikt XVI. vorab zu gratulieren. Die beiden haben ein gutes Verhältnis: Immer wieder kam Franziskus zu Besuch, hat Benedikt eingeladen, bei großen Ereignissen dabei zu sein. Franziskus hat am Ostersonntag ein anstrengendes Programm, deshalb sein früher Besuch.

Die vielen Besucher rund um den Petersplatz werden den Papst Emeritus an seinem Geburtstag nicht zu sehen bekommen. Viele gute Wünsche gibt es trotzdem, von Menschen aus aller Welt. Und so wird das ein besonderer Tag in Rom. Dass ein Papst 90 wird, ist äußerst selten in der Kirchengeschichte. Dass sein Nachfolger zum Gratulieren vorbei schaut, hat es noch nie gegeben.

Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 15. April 2017 um 08:11 Uhr.