Ein Autofahrer beobachtet einen Waldbrand von einem Rastplatz auf dem Trans-Canada Highway aus.

EU-Klimawandeldienst So heiß wie seit mindestens 125.000 Jahren nicht

Stand: 08.11.2023 07:43 Uhr

Auch im Oktober gab es einen neuen globalen Hitzerekord. Laut EU-Wissenschaftlern wird 2023 damit wohl zum heißesten der letzten 125.000 Jahre. Die Folgen: Extremwetterereignisse mit Tausenden Toten.

Dieses Jahr wird europäischen Wissenschaftlern zufolge das wärmste seit 125.000 Jahren werden. Angesichts eines Oktober-Temperaturrekords sei dies "ziemlich sicher", erklärte der EU-Klimawandeldienst Copernicus Climate Change Service (C3S) der EU.

"Wenn wir unsere Daten mit denen des IPCC kombinieren, können wir sagen, dass dies das wärmste Jahr der vergangenen 125.000 Jahre ist", sagte die stellvertretende C3S-Direktorin Samantha Burgess. Der Weltklimarat IPCC greift auf Messwerte aus Quellen wie Eisbohrkernen, Baumringen und Korallenablagerungen zurück.

Hitzerekord im Oktober

Laut Corpernicus war allein der vergangene Oktober durchschnittlich 1,7 Grad wärmer als geschätzt vor Beginn der Industrialisierung. "Der Rekord wurde um 0,4 Grad Celsius gebrochen, was eine enorme Marge ist", sagte Burgess. An der Meeresoberfläche wurden dabei so hohe Temperaturen gemessen wie noch nie in einem Oktober.

Nachdem bereits die vier vorangegangenen Monate weltweite Klimarekorde gebrochen hatten, sei der Oktober 2023 ein weiterer Monat mit "außergewöhnlichen Temperatur-Anomalien", sagte Burgess.

2023 zahlreiche Extremwetterereignisse

Als eine Ursache für das heiße Jahr gelten die anhaltenden Treibhausgasemissionen durch menschliche Aktivitäten. Die weltweiten CO2-Emissionen erreichten 2022 ein Rekordhoch. Dazu kommt das Auftreten des Wetterphänomens "El Niño". Dieses hat im laufenden Jahr das Oberflächenwasser im östlichen Pazifik erwärmt.

"Die meisten El-Niño-Jahre sind jetzt rekordverdächtig, weil die zusätzliche globale Wärme zur stetigen Zunahme der vom Menschen verursachten Erwärmung beiträgt", sagte Klimawissenschaftler Michael Mann von der Universität Pennsylvania.

Der Klimawandel führt zu Extremereignissen. Dazu gehörten in diesem Jahr Überschwemmungen, die Tausende Menschen in Libyen töteten, heftige Hitzewellen in Südamerika und die schlimmste Waldbrandsaison, die Kanada je erlebt hat.

"Darf nicht zur neuen Normalität werden"

"Wir dürfen nicht zulassen, dass die verheerenden Überschwemmungen, Waldbrände, Stürme und Hitzewellen, die wir in diesem Jahr erlebt haben, zur neuen Normalität werden", sagte Piers Forster, Klimawissenschaftler an der Universität von Leeds. "Durch eine rasche Reduzierung der Treibhausgasemissionen im nächsten Jahrzehnt können wir die Erwärmung halbieren."

Umso wichtiger sei es, bei der UN-Klimakonferenz COP28 Ende des Monats in Dubai "ehrgeizige" Vereinbarungen zum Kampf gegen die Erderwärmung zu treffen, betonte auch C3S-Direktorin Burgess.

Das 2015 geschlossene Pariser Klimaabkommen sieht vor, die Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter, möglichst aber auf 1,5 Grad, zu begrenzen. Sie steuert aber nach UN-Angaben mit der aktuellen Politik eher auf plus 2,8 Grad zum Ende des Jahrhunderts zu. Das Klima hat sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts bereits um fast 1,2 Grad Celsius erwärmt, was die Intensität, Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen, Dürren und Stürmen erhöht.

Kathrin Schmid, ARD Brüssel, tagesschau, 08.11.2023 11:13 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 08. November 2023 um 08:00 Uhr.