Naturschutz im Süden Afrikas KAZA- ein Paradies ohne Grenzen

Stand: 27.02.2016 11:44 Uhr

Im südlichen Afrika entsteht ein neuer Naturpark. Das Besondere daran: Er umfasst fünf Länder. Die Staatschefs der beteiligten Länder legten jetzt die Grundlagen für den Park fest. In dem Gebiet können die Tiere damit wieder auf ihren alten Pfaden ziehen, Grenzzäune schränken sie nicht mehr ein. Und auch die Menschen in der Region sollen davon profitieren und hoffen auf Touristen und damit auf Jobs.

Von Claus Stäcker, ARD-Hörfunkstudio Johannesburg

Ob die gigantischen Victoria-Fälle in Simbabwe und Sambia oder das ruhige Okavango-Delta in Botswana - beide Gebiete gehören zum geplanten Kavango-Zambesi-Naturpark (KAZA), der alle Grenzen sprengen soll. Ein Naturschutzgebiet, das größer ist als Großbritannien.

Fünf Länder umfasst das Gebiet: Angola, Botswana, Namibia, Sambia und Simbabwe, die noch durch künstliche Grenzen aus Kolonialzeiten getrennt sind. "Kennen Tiere Grenzen?", fragt der sambische Projektmanager Professor Andrew Nambota. Erkennen sie sie an? Natürlich nicht. Diese Grenzen waren ein Desaster, ein ernsthafter Irrtum der Menschen", so Nambota.

Das Herzstück des Parks, der namibische Caprivi-Zipfel etwa, ragt wie ein missratenes Horn 250 Kilometer nach Osten. Der deutsche Reichskanzler Leo von Caprivi hatte den Streifen - zusammen mit Helgoland - einst bei den Briten gegen Sansibar eingetauscht.

Das Projekt steht somit auch für einen Neustart der Region nach Kolonialzeit, Befreiungskampf und Bürgerkriegen. Noch ist KAZA ein Flickenteppich aus 36 Nationalparks und Schutzgebieten, mit großer Armut und grandiosem Wildreichtum, darunter circa 200.000 Elefanten. Hauptfinanzier ist die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), also der deutsche Steuerzahler. Die KfW versteht den Naturschutzbeitrag als Armutsbekämpfungsmaßnahme.

Naturschutz soll vor Armut bewahren

"Die Armut in Afrika, wir sehen es jetzt am Horn von Afrika, ist etwas, was uns sehr auf der Seele lastet. Deshalb ist die deutsche Entwicklungszusammenarbeit sehr dran interessiert, dass das in anderen Teilen Afrikas nicht auch in dieser drastischen Form aufkommt. Und da kann Naturschutz einen sehr großen Dienst leisten", erklärt Projektmanager Ralph Kadel.

Ökotourismus gilt als der Jobmotor der Region. "Durch das Projekt fördern wir kommunal basierten Naturschutz und das ist der Weg nach vorn", so die sambische KAZA-Rangerin Mina Mubanga. Acht Safari-Urlauber, so die Faustregel, schaffen einen festen Arbeitsplatz. Vor allem Namibia zeigt in kommunal verantworteten Hege-Gebieten, sogenannten Conservancies, dass dies keine Milchmädchenrechnung ist.

Aus deutscher Sicht aber ist die Erhaltung der Artenvielfalt, so Kadel, auch ganz eigennützig. Das heißt, der Sauerstoff, den wir in Deutschland atmen, der wird nicht nur in Deutschland produziert, sondern im Amazonas, im Kongo-Becken und eben auch im Südlichen Afrika.

Die Vertragsunterzeichnung nach siebenjähriger Vorbereitung bezeichnet Kadel als "Riesen-Meilenstein". Biologische Korridore sollen die teils weit auseinander liegenden Schutzgebiete verbinden. Elefanten können nun auf alten Migrationswegen aus dem überquellenden Botswana nach Angola und Sambia ausweichen.

Die ersten 40 Kilometer Grenzzaun sind bereits gefallen und schon ziehen die Elefanten über die Ländergrenzen, wie einer der Initiatoren dieser Peace-Parks, berichtet. Der Südafrikaner Professor Willem van Riet freut sich: "Es war fantastisch, denn wir haben den Elefanten Sender umgehängt und konnten per GPS verfolgen, wie sie tatsächlich nach Sambia und Angola zogen und auch dort blieben."

Die Menschen sollen den Elefanten alsbald folgen. Die Anwohner im kleinen Grenzverkehr, Touristen, mit einem nur einem Stempel im Pass für alle KAZA-Gebiete. "Das ist eine der zentralen Fragen, die über Erfolg oder Misserfolg dieses Projekts entscheiden", so Kadel.