
Impeachment-Anhörungen Der Mann, der Trump stürzen will
Stand: 13.11.2019 15:56 Uhr
Der Demokrat Adam Schiff leitet die öffentlichen Anhörungen im Impeachment-Verfahren gegen Trump. Mit seiner ruhigen, aber hartnäckigen Art ist er zu einem der ärgsten Widersacher des US-Präsidenten geworden.
Von Arthur Landwehr, ARD-Studio Washington
Wenn er sich vor ein Mikrofon stellt, erscheint er als der Anti-Trump, als sein erbittertster Widersacher und einer, der so ganz anders ist als der US-Präsident: Adam Schiff, Demokrat, Vorsitzender des Geheimdienstausschusses im Repräsentantenhaus - und damit derjenige, der die Ermittlungen im Amtsenthebungsverfahren gegen Donald Trump leitet.
Schiff ist einer, der ruhig, fast langweilig spricht, einer, der sich an Fakten hält, Geduld hat und weiß, wie man damit dicke Bretter bohrt. Und er ist einer, an dem Beleidigungen abperlen. "Adam Schiff ist der größte Durchstecher in Washington", wetterte Trump zum Beispiel. "Er ist ein korrupter Politiker, was er getan hat ist kriminell."
Streng juristische Sprache
Der 59-jährige Schiff vertritt seit 2001 seinen kalifornischen Wahlkreis als Abgeordneter im Repräsentantenhaus. Neunnmal wurde er seitdem wiedergewählt. Für seine Ermittlungen gegen Trump baut er auf seine Erfahrungen als Staatsanwalt, als Ankläger für Bundesangelegenheiten in Kalifornien.
Seine Sprache ist meist streng juristisch, um das Verfahren politisch so wenig wie möglich angreifbar zu machen. Dann sagt er Sätze wie: "Wir haben noch vier Vorladungen zur Liste hinzugefügt zur möglichen Anklage gegen den Präsidenten der Vereinigten Staaten und die Vernachlässigung seiner von der Verfassung gegebenen Pflichten."
Bekanntheit durch Spionage-Prozess
Schiff war gerade 30 Jahre alt, als er zum ersten Mal von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde. Er klagte damals Richard Miller an, einen ehemaligen FBI-Agenten, der schließlich im dritten Anlauf als Spion verurteilt wurde. Es war ein spektakulärer Prozess um Geheimnisverrat an die Sowjetunion, Geld, Gold und Sex. Das Impeachment gegen Trump könnte das toppen.
Da die Anhörungen ab jetzt öffentlich sind, tritt Schiff noch weiter in den Mittelpunkt. "Diese öffentlichen Anhörungen geben dem amerikanischen Volk die Möglichkeit, die Zeugen selbst zu beurteilen und sich eine eigene Meinung zu bilden, wie glaubwürdig die sind", sagt der Demokrat.
Hauptaufgabe: Untersuchung nicht abgleiten lassen
Schiff bleibt streng beim Vorwurf gegen den Präsidenten, das Außenministerium und seine Einrichtungen wie Botschaften für eigene politische Zwecke missbraucht zu haben. Denn an der Stelle wird der Kampf der Republikaner ansetzen: nicht über Trump zu sprechen, sondern auf Nebengleise zu führen - zum Beispiel über die Rollen Joe Bidens, dessen Sohnes und des Unternehmens zu sprechen, für das letzterer in der Ukraine arbeitete. Und zu versuchen, Schiff selbst unglaubwürdig zu machen.
"Keine gutmeinende Person in der gesamten Milchstraße glaubt doch, dass die Sprecherin Nancy Pelosi oder der Vorsitzende Schiff unparteiisch sind", sagt etwa der republikanische Abgeordnete John Kennedy. Zu den Anhörungen dürfen auch die Republikaner Zeugen laden, die Anwälte Trumps können Zeugen ins Kreuzverhör nehmen.
An Schiff wird es nun liegen, die gesamte Untersuchung sachlich und strukturiert zu halten und nicht in ein öffentliches Spektakel abgleiten zu lassen. Für die Demokraten hat er gleichzeitig die Verantwortung, dafür zu sorgen, dass der Präsident nicht am Ende gestärkt aus dem Verfahren heraus geht.
Adam Schiff: Der Leiter der Untersuchungen gegen Donald Trump
Arthur Landwehr, ARD Washington
13.11.2019 14:56 Uhr
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