
Morandi-Autobahnbrücke "Ein Licht, das Hoffnung gibt"
Weniger als zwei Jahre nach dem verheerenden Brückeneinsturz im italienischen Genua ist die Grundstruktur einer neuen Brücke fertiggestellt worden. Im Juli soll der Verkehr wieder rollen.
Bei dem Bau der neuen Brücke von Genua ist mitten in der Corona-Krise ein Meilenstein erreicht: Die Struktur der Autobahnbrücke, die den West- und Ostteil der italienischen Stadt verbindet, ist weniger als zwei Jahre nach dem Einsturz fertiggestellt.
Dazu wurde nun das letzte Deck-Teil in die Höhe gehoben. Als das letzte Teil oben eingesetzt wurde, heulte die Baustellensirene. Als Gruß an die neue Brücke tuteten auch Schiffe in der Hafenstadt.
Bauarbeiten rund um die Uhr
Für das mehr als ein Kilometer lange Brückenstück wurden rund 17.500 Tonnen Stahl verbaut. Nun müssen unter anderem noch die Fahrbahnen asphaltiert und Beleuchtung und Verkehrsleitsysteme angebracht werden. Ende Juni, Anfang Juli soll die Brücke wieder für den Verkehr öffnen.
Die Bauarbeiten an dem Viadukt gingen trotz der Corona-Krise weiter. Italien ist besonders hart von der Lungenkrankheit Covid-19 betroffen, rund 27.000 Menschen starben bereits.
"Botschaft an ganz Italien"
Auf der Baustelle sei 24 Stunden lang, sieben Tage die Woche gearbeitet worden, sagte Bürgermeister Marco Bucci. Der Wiederaufbau sei eine "Botschaft an ganz Italien", dass es auch in schwierigen Zeiten eine Wiederauferstehung gebe.
Regierungschef Giuseppe Conte sagte bei einem Besuch der Baustelle, der Wiederaufbau sei ein "Licht, das Italien Hoffnung gibt". Genua sei "ein Modell für das Italien, das wieder aufsteht, das die Ärmel hochkrempelt".
Design eines Schiffsrumpfes
Der Entwurf für das neue Bauwerk stammt von dem italienischen Star-Architekten Renzo Piano, zu dessen bekanntesten Werken das Centre Georges Pompidou in Paris gehört. Beim Design der Brücke orientierte sich der gebürtige Genuese an einem Schiffsrumpf, der an die jahrhundertelange Geschichte Genuas als Hafenstadt erinnern soll.
Die Morandi-Autobahnbrücke war im August vor zwei Jahren eingestürzt, 43 Menschen starben. Der Einsturz hatte das ganze Land geschockt und ein nationales Trauma ausgelöst. Denn Genua steht auch für die marode Infrastruktur in ganz Italien. Dem Autobahnbetreiber Autostrade per l'Italia soll schon lange vor dem Einsturz bekannt gewesen sein, dass es Schäden an der Brücke gab.
Bei der Staatsanwaltschaft läuft ein Mammutverfahren gegen mehr als 70 Verdächtige. Zu den Beschuldigten gehört auch das Unternehmen selbst, und zu den Vorwürfen gehört unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung. Doch bis ein erstes Urteil gesprochen werde, könnte es bis 2022 dauern, hatte der leitende Staatsanwalt Francesco Cozzi angekündigt.