Kinder spielen auf einer Straße in Paris.

Corona-Krise Frankreich will zaghaft aus dem Lockdown

Stand: 28.04.2020 19:27 Uhr

Es sind kleine Schritte in Richtung Normalität, die Frankreich ab dem 11. Mai plant. Dann sollen die strengen Ausgangsbeschränkungen enden. So wie früher wird es aber so schnell nicht.

Es ist eine vorsichtige Öffnung des Landes, die Frankreichs Premierminister Edouard Philippe seinen Bürgerinnen und Bürgern in Aussicht stellt. Nicht ohne vorher alle daran zu erinnern, dass das Leben nach dem 11. Mai, dem Tag an dem die strikten Maßnahmen gelockert werden sollen, nicht das Leben sein wird, das die Französinnen und Franzosen vor der Ausgangssperre Mitte März kannten. "Wir werden mit diesem Virus leben müssen."

Und das noch lange Zeit. Und so stellt Philippe auch erst einmal nur einen groben Plan vor, eine erste Etappe, mit einigen Punkten, die vielen in Frankreich das Leben aber schon einmal deutlich erleichtern dürften.

Reisen im Umkreis von 100 Kilometern

"Das soziale Leben wird wieder beginnen", erklärte er. "Es wird möglich sein, sich frei und ohne Passierschein zu bewegen. Erst einmal in einem Umkreis von 100 Kilometern. Auch alleine Sport treiben im Freien ist ab dem 11. Mai wieder uneingeschränkt möglich. Aber die Strände bleiben aus Vorsicht geschlossen, erst einmal bis zum 1. Juni.

Der Strandurlaub ist zwar noch unsicher, Cafés, Bars und Restaurants bleiben vorläufig geschlossen. Dafür dürfen sich Franzosen ab dem 11. Mai wieder mit bis zu zehn Menschen treffen. Shoppen gehen wird wieder möglich, alle Geschäfte sollen wieder öffnen.

Masken in öffentlichen Verkehrsmitteln

In Bussen und Bahnen soll es eine generelle Maskenpflicht geben. In Geschäften hingegen, soll die Maske erst einmal nur eine Empfehlung bleiben.

Edouard Philippe

Frankreichs Premierminister Edouard Philippe.

Ein groß diskutiertes Thema der vergangenen Wochen war die Öffnung der Schulen. "Die Rückkehr unsere Schüler in die Schulen entspricht dem Bildungsauftrag und dem Grundsatz der sozialen Gerechtigkeit", erklärte Philippe. "Es geht vor allem um all diejenigen, die von zuhause aus nur unter großen Schwierigkeiten dem Unterricht folgen können: Wir beginnen mit den Kindergärten und Grundschulen. Und zwar auf freiwilliger Basis."

Das heißt, dass es vorerst keine Pflicht für Eltern wird, ihre Kinder in die Schulen zu schicken. Die Klassengröße soll auf 15 Kinder begrenzt werden, Lehrern sollen Schutzmasken zur Verfügung gestellt werden.

Was die Öffnung von weiterführenden Schulen angeht, will Frankreich dezentral vorgehen. Nur in den Départements, in denen die Corona-Neuinfektionen niedrig bleiben, könnten ältere Schüler ab dem 18. Mai wieder in die Schulen gehen.

Regionale Vorgehensweise

"Das Virus zirkuliert in sehr unterschiedlicher Weise im Land. Einige Regionen sind stark betroffen, andere fast gar nicht. Das schafft natürliche unterschiedliche Lagen und diese Unterschiede müssen wir bei unserer Exit-Strategie berücksichtigen", so Philippe.

Bürgermeister und Präfekten sollen daher die nationalen Vorgaben an die Gegebenheiten vor Ort anpassen. Es kann also sein, dass in einer Stadt, in der die Zahl der Infizierten niedrig ist, Parks und Gärten geöffnet werden, in anderen Städten hingegen weiter geschlossen bleiben.

"Wir wollen Schritt für Schritt vorgehen. Denn wir wollen vermeiden, dass wir nach den Lockerungen wieder verschärfen müssen und zur Ausgangssperre zurückkehren", sagte Philippe.

Er appellierte an alle Bürgerinnen und Bürger, die Abstandsmaßnahmen und Hygieneregeln weiter strikt einzuhalten. Denn nur, wenn die Zahl der Neuinfektionen kurz vor dem 11. Mai unter 3000 Fälle pro Tag sinkt, will er die Lockerungen auch durchführen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 29. April 2020 um 18:00 Uhr.