
Lockerungen in Frankreich "Das schmeckt nach Glück und Freiheit"
Stand: 02.06.2020 13:21 Uhr
Ein Steak im Lokal oder ein Petit Café auf der Terrasse: Darauf haben sich viele Franzosen seit Wochen gefreut. Nun dürfen Cafés, Bars und Restaurants wieder öffnen. Trotzdem fürchtet die Gastronomie weitere Einbußen.
Von Sabine Wachs, ARD-Studio Paris
Einige Wirte konnten es gar nicht erwarten: Um Punkt null Uhr öffneten sie ihre Terrassen, in Nantes, Saint-Omer oder auch Paris. Videos vom Mitternachtsschmaus vor und in französischen Bistros und Restaurants gehen durchs Netz. Viele Gäste sind froh, nach fast drei Monaten Abstinenz endlich wieder ein gepflegtes Steak Frites, ein Glas Wein oder ein Bier serviert zu bekommen.
Am Morgen dann ist es die Sehnsucht nach dem Petit Café auf der Terrasse, die vor allem die Pariserinnen und Pariser nach draußen treibt. "Der Kaffee heute schmeckt nach Unbekümmertheit", sagt Henri. Er trinkt seinen Kaffee eigentlich immer auswärts - ein Ritual, auf das er lange verzichten musste. "Das schmeckt nach Glück und nach Freiheit", findet Caroline, die sich ebenfalls einen Kaffee genehmigt.

Als um Mitternacht die Cafés und Restaurants wieder öffnen durften, trafen sich viele Franzosen zum Mitternachtsschmaus - so wie hier in Paris. Bild: dpa
In Paris sind nur die Terrassen geöffnet
Die Kellner tragen Masken, die Tische draußen haben einen Mindestabstand von 1,5 Metern - aber das stört die Gäste nicht. In Paris dürfen wegen der immer noch relativ hohen Infektionszahlen erst einmal nur die Terrassen besetzt werden. Die Stadt will nun einige Straßen für Autos sperren lassen, um den Wirten mehr Platz für die Außenbestuhlung zu verschaffen. Im Rest des Landes können Restaurants und Bars ab heute wieder komplett öffnen. Allerdings gelten auch drinnen Auflagen, die Tische dürfen nur mit großem Abstand aufgestellt werden.
David Lafforgue, der ein Restaurant am Cap Ferret betreibt, einem Surfer-Hotspot an der französischen Atlantikküste, freut sich deshalb auch nur verhalten über die Öffnung seines Ladens. "Wir haben rund 30 bis 40 Prozent unserer Kapazität verloren", sagt er. Normalerweise hat sein Restaurant 350 Plätze, jetzt sind es nur noch 200. So könne er die Umsatzeinbußen nie aufholen, sagt er. "Wenn wir am Ende des Jahres null auf null rauskommen, wäre das schon was. Aber das wird schwierig."
Die Regierung verspricht Hilfen
Das weiß auch Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire. Um den Menschen die Angst vor dem Gang ins Café oder ins Restaurant zu nehmen, nahm er am Morgen selbst auf einer Pariser Terrasse Platz. Kurz zuvor hatte er verkündet, dass das Bruttoinlandsprodukt durch den brutalen Wirtschaftsschock in diesem Jahr wohl um 11 Prozent zurückgehen werde. Den Gastronomen versprach er weiter finanzielle Unterstützung: Der Solidaritätsfonds für kleine und mittelständische Unternehmen werde bis Ende des Jahres verlängert.
"Alle, die weiter finanzielle Schwierigkeiten haben, können Geld beantragen", betonte Le Maire. Außerdem müssten die Unternehmer von März bis Juni keine Sozialabgaben zahlen. "In den kommenden Wochen werden wir sehen, ob wir auch diese Maßnahme verlängern müssen."

Finanzminister Bruno Le Maire will der Gastronomie in der Krise unter die Arme greifen. Bild: REUTERS
Tourismusbranche hofft auf spontane Urlauber
Auch die Tourismusbranche, etwa Hotel- oder Campingplatzbetreiber, können von diesen Regelungen profitieren. Sie dürfen ab heute ebenfalls wieder öffnen und hoffen auf eine einigermaßen gute Sommersaison. Dabei setzen viele auf Urlauber aus dem Inland, und ab 15. Juni auch wieder auf spontane Gäste aus dem EU-Ausland - denn viele Urlauber hatten ihre Buchungen zu Beginn der Corona-Pandemie storniert.