Robert Habeck und Ebrahim Patel

Investitionen in Afrika Viel Potenzial und große Hürden

Stand: 07.12.2022 13:17 Uhr

Minister Habeck spricht sich beim deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel dafür aus, dass mehr deutsche Investitionen nach Afrika fließen. In der Praxis tun sich deutsche Firmen oft schwer damit.

Krieg in der Ukraine, russische Blockade von Getreideexporten, hohe Energiepreise, Corona-Pandemie, Erderwärmung - Robert Habeck zählte bei der Eröffnung des deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfels heute in Johannesburg viele der globalen Krisen und Konflikte auf. Und der Bundeswirtschaftsminister sprach sich dafür aus, dass Europa und Afrika enger zusammenarbeiten. Beide Kontinente könnten davon profitieren.

Der Grünen-Politiker warb bei seiner Rede auch um mehr deutsche Investitionen in den Staaten südlich der Sahara. Und er machte sich für den Ausbau erneuerbarer Energien stark. Fossile Brennstoffe seien die Vergangenheit, so Habeck.

Präsident Ramaphosa lässt sich vertreten

Das Interesse am ersten deutsch-afrikanischen Wirtschaftsgipfel seit mehr als drei Jahren ist groß: Minister aus Angola, Nigeria, Simbabwe, Mosambik und weiteren afrikanische Staaten sind vor Ort.

Kurzfristig abgesagt hat allerdings Südafrikas Präsident Cyril Ramaphosa. Er steht innenpolitisch unter Druck wegen des Vorwurfs, gegen ein Anti-Korruptionsgesetz verstoßen zu haben. Vertreten wird er auf dem Gipfel vom südafrikanischen Minister für Industrie und Handel, Ebrahim Patel. Dieser sagte, Südafrika freue sich auf eine engere Partnerschaft mit Deutschland. Er verwies unter anderem auf die Automobilindustrie und die Förderung sowie den Handel mit Mineralien.

Der deutsch-afrikanische Wirtschaftsgipfel fand zuletzt 2019 in Ghana statt. Er wird unter anderem vom Bundeswirtschaftsministerium gefördert. Der Gipfel soll den Austausch und die Kooperation von Unternehmen aus Deutschland, dem südlichen Afrika und der Politik fördern.

Konkurrenz aus China groß

Auf auf welche Probleme deutsche Investoren in Afrika stoßen können, zeigt indes das Beispiel Kenia: Wer dort von der Hauptstadt Nairobi zur Hafenstadt Mombasa unterwegs ist, fährt mit dem Auto über eine von einem deutschen Unternehmen gebaute Straße. Der Kölner Baukonzern Strabag International hat hier einst die Bagger rollen lassen. Seitdem sind in Kenia tausende weitere Straßenkilometer entstanden. Doch die Aufträge werden jetzt vor allem von chinesischen Firmen durchgeführt.

China baut in Kenia wie in ganz Ostafrika die Infrastruktur aus. An der Küste gibt es gleich mehrere chinesische Hafen-Mega-Projekte - samt Bahnlinien für den Transport. Auch was den Handel angeht, spielt China eine immer größere Rolle. Rund 20 Prozent der Importwaren in Kenia kommen inzwischen von dort.

Kapitalgeber stufen Geschäfte als riskant ein

Die Bundesregierung beteuert seit langem, dass Deutschland sich auf dem Kontinent wirtschaftlich mehr engagieren wolle. In Ostafrika sind etwa 100 deutsche Unternehmen präsent. Darunter Bayer, BASF und Siemens. In Ruanda und Kenia lässt VW Autos zusammenbauen. Auch als Absatzmarkt zum Beispiel für Solaranlagen und Umwelttechnologie ist die Region für deutsche Firmen interessant.

Doch Investitionen sind schwierig, so lange afrikanische Länder von Kapitalgebern als besonders riskant eingestuft werden. Selbst Kenia, ein politisch relativ stabiles Land, liegt auf der Risikoskala für Exportkreditgarantien auf dem zweithöchsten Wert. So kommt die Aufholjagd gegen China bisher allenfalls mit angezogener Handbremse in Gang.

 

Philipp Eckstein, Philipp Eckstein, ARD Berlin, 07.12.2022 12:03 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Inforadio am 07. Dezember 2022 um 09:52 Uhr.