Ein Containerschiff durchquert den Suezkanal

Huthi-Angriffe im Roten Meer DIHK warnt vor leeren Lagern

Stand: 12.01.2024 13:46 Uhr

Die Deutsche Industrie- und Handelskammer warnt vor leeren Lagern. Die Umleitung der Handelsschifffahrt sorge für längere Lieferzeiten und höhere Kosten. Erste Unternehmen bekommen die Auswirkungen bereits zu spüren.

Wegen der Attacken auf die Schifffahrt im Roten Meer warnt die Deutsche Industrie- und Handelskammer vor Engpässen in den Lieferketten. "Durch das Rote Meer und den Suezkanal gehen große Teile des europäisch-asiatischen Handels, so dass wichtige Vorprodukte für die deutsche Industrie aktuell nicht rechtzeitig ankommen", sagte DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier.

Längere Lieferzeiten und steigende Transportkosten in Form höherer Frachtraten sowie zunehmende Versicherungskosten würden sich auszuwirken beginnen. "Erste Lager laufen leer, Produktionsbeeinträchtigungen deutscher Unternehmen werden sichtbar", sagte Treier.

Auch die Abläufe in den Häfen dürften komplizierter werden, weil die Schiffe später als geplant ankommen und Container für den Export auf Abholung warten. Als offenste Volkswirtschaft der großen Industrienationen sei Deutschland besonders auf funktionierende Lieferketten angewiesen, so Treier.

Handelsverband sieht die Lage nicht so kritisch

Die Huthi im Jemen greifen immer wieder Handelsschiffe im Roten Meer an und wollen dies auch nach Beschuss ihrer Militärstellungen durch die USA und Großbritannien fortsetzen. Diese Angriffe des Westens würden nicht ohne "Strafe oder Vergeltung" bleiben, erklärte die Miliz.

Der Handelsverband Deutschland rechnet wegen der angespannten Lage in der Region hingegen nicht mit größeren Engpässen im Einzelhandel. Unternehmen hätten ihre Lieferketten breiter aufgestellt. "Dazu gehören verschiedene Beschaffungsgebiete, eine erhöhte Lagerhaltung oder auch Alternativprodukte für den Bedarf", sagte Stefan Genth, Hauptgeschäftsführer des Handelsverbandes.

Langfristig sei davon auszugehen, "dass Versorgungswege stabiler gestaltet werden und entsprechende Puffer sowie Ausweichstrategien ausgebaut werden", so Genth weiter.

Tesla lässt Produktion pausieren

Erste Unternehmen spüren jedoch durchaus bereits die Auswirkungen der Attacken auf Handelsschiffe. So stoppt der Autohersteller Tesla vorübergehend die Produktion in seinem Werk im brandenburgischen Grünheide. Das Unternehmen teilte mit, da sich die Transportwege verschoben hätten, sei eine Lücke in den Lieferketten entstanden. "Aufgrund fehlender Bauteile sind wir daher im Zeitraum zwischen dem 29. Januar und 11. Februar dazu gezwungen, die Fahrzeugfertigung in der Gigafactory Berlin-Brandenburg mit Ausnahme einiger weniger Teilbereiche ruhen zu lassen", hieß es in einer Erklärung.

Zuletzt hatten auch andere Unternehmen - darunter etwa der chinesische Autobauer Geely und das Einrichtungshaus Ikea - vor Verzögerungen bei Lieferungen gewarnt.

Wirtschaftliche Auswirkungen des Konflikts im Jemen und im Roten Meer

Jörg Poppendiek, RBB, tagesschau, 12.01.2024 20:00 Uhr

Hapag-Lloyd: Mehrkosten im Millionenbereich

Unmittelbar zu spüren bekommen die Auswirkungen der Situation im Roten Meer Reedereien. Die Huthi-Attacken auf Handelsschiffe verursachten nach Angaben von Hapag-Lloyd monatliche Mehrkosten im hohen zweistelligen Millionenbereich. "Es beeinflusst die gesamte Branche und auch uns selbst auf signifikante Weise", sagte ein Konzernsprecher den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Die Schiffe von Deutschlands größter Container-Reederei meiden bereits seit Dezember wegen der Angriffe der Rebellen den Suezkanal und das Rote Meer. Die Verspätungen durch die Umleitung um das Kap der Guten Hoffnung seien immens. In die "USA eine Woche länger, Europa bis zu zwei Wochen länger, östliches Mittelmeer 18 Tage länger", sagte der Reederei-Sprecher.

Viele Reedereien erheben wegen des langen Umwegs Extra-Transportgebühren.

Auf eine Entspannung der Lage hofft nach den amerikanisch-britischen Bombardements die dänische Großreederei Maersk. "Wir hoffen, dass diese Maßnahmen und eine stärkere Marinepräsenz schließlich zu einer geringeren Bedrohungslage führen werden", erklärte die weltweit zweitgrößte Container-Reederei. Es sei zu hoffen, dass dies wieder eine Durchquerung des Roten Meeres und eine Nutzung des Suezkanals ermögliche.