Frankfurter Hochhäuser und Bankentürme
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Steigende Zinsen Festgeld oder Tagesgeld - was lohnt sich?

Stand: 22.08.2023 08:23 Uhr

Die Zinsen steigen, und immer mehr Banken locken Anleger mit neuen Angeboten für Tages- und Festgeldkonten. Für wen lohnt sich welche Anlageform? Ein Vergleich.

Von Lilli-Marie Hiltscher, ARD-Finanzredaktion

Bei 3,75 Prozent liegt aktuell der Zinssatz, zu dem Banken Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB) parken können. Bereits zum neunten Mal in Folge hatte die EZB die Zinsen im Juli angehoben, um die Inflation zu bekämpfen und das Geld zu verteuern. Auch Sparer können von den steigenden Zinssätzen profitieren, wenn sie ihr Geld auf Festgeld- oder Tagesgeldkonten anlegen.

"Gerade ein Tagesgeldkonto lohnt sich für jeden", sagt Katharina Lawrence, Referentin Finanzdienstleistungen bei der hessischen Verbraucherzentrale, im Gespräch mit tagesschau.de. Da es auf Girokonten weiterhin praktisch keine Zinsen gebe, sollte der "Notgroschen" am besten auf einem Tagesgeldkonto angelegt sein.

Denn die Banken geben mittlerweile immer häufiger die steigenden Zinsen an ihre Kunden weiter: So hat die Deutsche Kreditbank (DKB) jüngst ihre Zinsen auf das Tagesgeldkonto - zunächst bis Januar - für Privatkunden von 1,0 auf 3,5 Prozent erhöht. Die C24 Bank des Vergleichsportals Check24 bietet ab September sogar vier Prozent. Besonders attraktive Angebote für Neukunden haben auch die ING mit 3,5 Prozent pro Jahr oder Santander mit 3,7 Prozent - beide zunächst für die kommenden sechs Monate.

Sparkassen spüren Konkurrenzdruck

Wer die steigenden Zinsen nicht an seine Kunden weitergibt, bekommt den Konkurrenzdruck zu spüren. Die Einlagenbestände der Sparkassen und Genossenschaftsbanken sind laut den Berechnungen der Beratungsfirma PwC auf Grundlage von Bundesbank-Daten für das "Handelsblatt" im ersten Halbjahr 2023 erstmals seit der Finanzkrise wieder gefallen. Bei den Sparkassen gingen sie zum Stichtag Ende Juni um 1,9 Prozent auf 1,163 Billionen Euro zurück, bei den Genossenschaftsbanken sanken die Einlagenbestände um 1,7 Prozent auf 846 Milliarden Euro, wie die Wirtschaftszeitung berichtete.

Dass sich Kunden bei einem Zinssatz von 0,6 Prozent, den etwa die Hamburger Sparkasse aktuell auf ein Tagesgeldkonto zahlt, für ein Konto bei der Konkurrenz entscheiden, ist kaum verwunderlich. Auch die anderen Sparkassen bieten in der Regel kaum höhere Zinssätze. Bei der Kreissparkasse Köln gibt es bis zu 1,50 Prozent und bei der Sparkasse Dresden bis zu 1,30 Prozent Zinsen.

Tagesgeld: Jederzeit aufs Geld zugreifen

Sollten Sparer ihr Geld auf einem Festgeld- oder auf einem Tagesgeldkonto anlegen? Entscheidend ist bei dieser Frage, wofür sie das Geld anlegen. Nicht jede Anlageform sei für jeden Sparer gleichermaßen gut geeignet, so Katharina Lawrence von der Verbraucherzentrale Hessen.

So ist ein Tagesgeldkonto besonders attraktiv für Anleger, die zwar regelmäßig Geld zur Seite legen möchten, aber gleichzeitig immer darüber verfügen wollen. Zwar lassen sich von einem Tagesgeldkonto keine Überweisungen auf ein fremdes Konto tätigen und auch keine Daueraufträge einrichten, etwa für die Mietzahlungen. Aber es sind schnelle Überweisungen auf das eigene Girokonto möglich.

Festgeld: Fester Zinssatz bei fester Laufzeit

Festgeldkonten haben diesen Vorteil nicht: Bei ihnen wird das Geld für einen fest vereinbarten Zeitraum angelegt - zu einen festgeschrieben Zinssatz, der sich über den Anlagezeitraum auch nicht verändert. Das führt in der Regel dazu, dass Sparer höhere Zinsen auf ihre Festgeldkonten bekommen.

Der Nachteil dabei: die fehlende Flexibilität. Vor dem Ende der Laufzeit Geld abheben oder zusätzliches Geld auf dem Festgeldkonto anlegen wie beim Tagesgeldkonto ist bei Festgeld nicht möglich. "Dafür lässt sich mit einem Festgeldkonto Geld für große, geplante Anschaffungen wie ansparen", so Katharina Lawrence.

Aktuell gibt es bei einer Laufzeit von zwölf Monaten bei den meisten Banken die attraktivsten Angebote: Auf das Klarna Festgeld+ Konto in der Klarna-App gibt es etwa bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 4,11 Prozent Zinsen, während sie bei einer Laufzeit von 24 Monaten bei 4,01 Prozent liegen.

Auch Kommunalkredit Invest aus Österreich bietet für eine Anlagedauer von zwölf Monaten aktuell vier Prozent pro Jahr. Die Deutsche Bank zahlt dagegen bei einer Laufzeit von zwölf Monaten derzeit nur drei Prozent Zinsen. Vergleichen lohnt sich also.

Mehr Flexibilität bei kürzerer Laufzeit

Zudem können Anleger die Festgeldkonten über unterschiedliche Laufzeiten oder eine Zinstreppe flexibel gestalten. Wird Festgeld für einen kurzen Zeitraum oder gestaffelt in Kleinbeträgen mit unterschiedlichen Laufzeiten angelegt, ist regelmäßig Geld frei, dass wieder neu angelegt werden kann. Das sei vor allem in der aktuellen Situation sinnvoll, denn niemand wisse, wie sich die Zinsen in den kommenden Monaten entwickeln werden, so Lawrence.

Auf ihrer Pressekonferenz Ende Juli ließ EZB-Präsidentin Christine Lagarde zum ersten Mal offen, ob die Zentralbank die Zinsen auf der nächsten Sitzung im September weiter anhebt. Angesichts der noch immer hohen Inflation in der Eurozone - um Juli lag sie bei 5,3 Prozent - ist das zwar durchaus möglich, aber nicht sicher.

Unklar ist damit auch, inwieweit die Zinsen auf Tages- und Festgeldkonten weiter steigen. Allerdings gilt es als wahrscheinlich, dass der Höhepunkt bei den Zinsangeboten der Banken noch nicht erreicht ist. Gerade zu Beginn der Leitzins-Erhöhungen der EZB hatten die Geldinstitute diese nur sehr zögerlich an ihre Kunden weitergereicht.

Schutz durch die Einlagensicherung

Wer die Angebote der Banken vergleicht, sollte vor allem bei Festgeldkonten darauf achten, ob sie unter die Einlagensicherung fallen, so Verbraucherschützerin Lawrence. Damit sind Spareinlagen bei Banken auch im Falle einer Pleite bis zu einem Betrag von 100.000 Euro geschützt. Abgedeckt sind Kundeneinlagen wie Kontoguthaben, das Guthaben auf Tagesgeld- oder Festgeldkonten und Spareinlagen.

"Sie greift zwar theoretisch bei allen Banken innerhalb der Europäischen Union", betont Katharina Lawrence im Gespräch mit tagesschau.de. Allerdings rät sie Sparern dazu, genau zu prüfen, wo eine Bank ihren Hauptsitz hat. Denn die konkreten Bedingungen und Details zur Absicherung der Spareinlagen können von den deutschen Regelungen abweichen.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 30. Mai 2023 um 13:47 Uhr.